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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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sie aufzupassen. Sie blieb dort ein paar Monate lang, dann wurde sie für ein Wochenende nach Hause entlassen. Aber ausgerechnet da wurde Mals Vater zu einer Besprechung in die Bank gerufen und musste sie allein lassen. Nur für den Nachmittag, soviel ich weiß. Als er zurückkam, war sie tot. Hatte eine Überdosis Tabletten genommen. Mal hat sie gefunden.«
    »Wie schrecklich.«
    »Ich weiß. Mals Vater lebte noch ein paar Jahre, aber er war todunglücklich und fühlte sich schuldig, weil er sich nicht um seine Frau gekümmert hatte. Er starb an einem Herzinfarkt, als Mal auf dem College war.«
    »Der arme Junge, er muss am Boden zerstört gewesen sein.«
    Cruz nickte. »Oh ja … aber auch total motiviert.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, das trieb ihn an, erfolgreich zu sein. Er wollte sich an allen Leuten rächen, die seine Familie zerstört hatten. Und ich schätze, das hat er getan.«
    »Sie meinen, als die Lehman-Bank pleiteging?«
    »Klar. Aber ich weiß nicht … Es klingt verrückt, aber ich glaube nicht, dass er sich damit zufriedengibt. Ich meine, ich mag ihn wirklich, aber er hat auch eine Seite, die mir Angst macht.«
    »Sie meinen, er ist gewalttätig?«
    »Oh Gott, nein! Er war immer der perfekte Gentleman. Es ist nur, na ja, an dem Abend, wo wir uns kennen lernten, sagte er zu mir, der Sturz der Bank sei nur die Generalprobe gewesen.«
    »Die Generalprobe wofür?«
    »Das hat er nicht gesagt. Vielleicht war das nur eine scherzhafte Bemerkung. Auf jeden Fall wurde das mit der Zeit zu einem Running Gag zwischen uns. Wissen Sie, wenn einer von uns etwas Tolles oder Ärgerliches getan hatte, sagten wir immer: Das war bloß die Generalprobe, Baby!«
    »Wieso haben Sie sich eigentlich getrennt? Es hört sich doch an, als wären Sie großartig miteinander ausgekommen.«
    Cruz seufzte. »Wir waren … Ich hatte ihn wirklich gern, und ich glaube, er liebte mich. Aber irgendwann wollte er nur noch allein sein. Mir schien, er arbeitete an etwas Wichtigem und wollte sich durch eine Beziehung nicht ablenken lassen.«
    Der Bildschirm wurde schwarz.
    »Und was wollten Sie damit zeigen?«, fragte Grantham.
    »Dass an Malachi Zorn mehr dran ist, als man auf den ersten Blick meint«, antwortete Nainby-Martin. »Ich schließe michDaCosta an; ich möchte wissen, was er mit der Generalprobe bezweckt hat.«
    »Mir scheint, das ist offensichtlich. Er hat viel Geld gewonnen, als er gegen die Bank spekulierte. Und er will noch mehr. Daher vermutlich die Gründung seines Fonds.«
    »Das ist eine absolut schlüssige Vermutung«, stimmte Nainby-Martin zu. »Aber ich kann mir nicht helfen, ich habe das Gefühl, es steckt noch mehr dahinter. Etwas Größeres.«
    »Etwas Größeres als, sagen wir mal, die iranischen Atomwaffen?«, fragte Grantham. »Oder chinesische Industriespionage? Oder al-Qaida? Entschuldigen Sie, Piers, aber solange uns kein konkreter Hinweis auf eine Bedrohung vorliegt, kann ich kein Personal von unseren Hauptprioritäten abziehen und auf den vagen Verdacht ansetzen, dass Malachi Zorn etwas anderes sein könnte als ein gieriger Spekulant.«
    Frustriert über seine bürointerne Niederlage begann Nainby-Martin seine Unterlagen zusammenzuschieben.
    »Aber«, fuhr Grantham fort, »ich gebe gern zu, dass mich die Verbindung mit Orwell beunruhigt. Also halten Sie ein Auge auf Zorns Fonds. Und wenn es irgendetwas Handfesteres darüber gibt, bin ich bereit, mir die Sache noch mal anzusehen. Zufrieden?«
    »Vollkommen«, sagte Nainby-Martin, der seine gewohnte Selbstbeherrschung zurückgewonnen hatte.
    »Gut, dann sind wir hier wohl fertig.«

6
    Mykonos
    Carver war nicht geneigt, Ginger auch nur drei Meter weit zu trauen, aber er musste schnell und unauffällig von Mykonos weg. Wenn sie ihm eine Möglichkeit bieten konnte, war er zumindest bereit, ihr zuzuhören.
    Er folgte ihren Anweisungen durch die belebten Straßen zu einem kleinen Hotel. Durch den marmorverkleideten Eingang unter einer grau-weiß gestreiften Markise gelangte er in das Foyer. An einer Seite gab es einen antiken Empfangstisch, der oben mit rotem Leder verkleidet war und auf dem eine Messingklingel stand. Der Ledersessel dahinter war unbesetzt. Der einzige Mensch in der Lobby war Ginger. Sie ging auf Carver zu, nahm seine Rechte in beide Hände, drückte sie und sah ihm in die Augen, dabei formte sie lautlos mit den Lippen die Worte: Es tut mir so leid. Im nächsten Augenblick wies sie ihn laut und forsch an: »Folge mir bitte.«
    Sie führte
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