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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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in seinem Büro, umgeben von Computerbildschirmen, wo er im Wesentlichen in die Finanzmärkte selbst investierte.«
    »Bevorzugt er einen?«, fragte Grantham. »Solche Leute spezialisieren sich doch stark, soweit ich weiß, auf bestimmte Rohstoffe, Währungen und so weiter.«
    »Völlig richtig«, bestätigte Nainby-Martin. »Und außerdem neigen sie dazu, anderer Leute Geld zu benutzen. Der junge Zorn jedoch kaufte Finanztitel augenscheinlich unabhängig vom Typ des Marktes oder des Wirtschaftsstandortes oder der dort geltenden Spielregeln. Und dabei riskierte er jeden Penny, den er hatte, jedes Mal.«
    »Klingt nach einem Lebensmüden«, meinte Grantham. »Von den Eltern allein zurückgelassen, das Leben sinnlos. Er forderte das Schicksal heraus, ihn ebenfalls zu vernichten.«
    »Das ist sicherlich eine Theorie«, räumte Nainby-Martin ein. »Und sein übriges Verhalten scheint das so weit zu bestätigen. Sowie Zorn anfing, das große Geld zu machen, gab er es für gefährliche Hobbys aus: für schnelle Autos, Rennboote, Fallschirmspringen, Bergsteigerexpeditionen im Himalaya und dergleichen. Er wurde zum Adrenalinjunkie, könnte man sagen.«
    »Und wie erschien Nicholas Orwell auf der Bildfläche?«
    »Ah ja, vor einem Jahr ließ Zorn verlautbaren, er trage sich mit dem Gedanken, auf konventionellere Art Geschäfte zu machen, und gründete einen Hedgefonds namens Zorn Global, der Investments von außerordentlich betuchten Privatpersonen akzeptiert. Er zog eine Mindestbeteiligung von einer Milliarde Dollar in Betracht. Und der Mann, von demer sich vorstellte, er solle sein persönlicher Botschafter bei den Superreichen werden, war Nicholas Orwell.«
    Grantham lachte in sich hinein. »Orwell muss von der Idee begeistert gewesen sein.«
    »Er machte nicht die geringsten Einwände«, sagte Nainby-Martin trocken. »Nach unserer Information bot Zorn ihm ein Honorar von fünf Millionen Dollar plus noch einmal dieselbe Summe für dessen wohltätige Stiftung.«
    »Er tut das demnach aus reiner Wohltätigkeit? Wie edel.«
    Der beißende Sarkasmus löste rund um den Tisch leises Kichern aus.
    »Ganz recht«, sagte Nainby-Martin und bewahrte ein ausdrucksloses Gesicht. »Aber wie dem auch sei, in der Schickeria gingen augenblicklich Gerüchte über Zorns neuen Fonds um. Schon nach kürzester Zeit flehte ihn jeder an, ihm sein Geld geben zu dürfen.«
    »In diesem wirtschaftlichen Klima? Klammern die sich nicht alle mit Klauen und Zähnen an ihr Geld?«
    »Offenbar nicht. Die Reichen scheinen das Problem zu haben, dass sie nicht wissen, wohin mit dem Geld. Aktien und Rohstoffe gibt es an jeder Ecke, Immobilienwerte steigen nicht weiter, und die Zinsen auf Ersparnisse sind seit Jahren auf Tiefststand. Die Leute suchen nach einem Magier, der weiß, wie man in den Märkten noch einen Dollar machen kann.«
    »Und Zorn stellt sich nur zu gern zur Verfügung.«
    »Exakt.«
    »Diese Party in Italien, ich nehme an, die zielte auf potenzielle Investoren? Orwell schmiert ihnen Honig ums Maul, und Zorn nimmt das Geld entgegen?«
    »So ähnlich.«
    Grantham nickte gedankenvoll. »Verstehe. Machen wir weiter mit dem Film.«
    Zorn und seine Gästeschar stiegen weiter die Treppe hinunter. Die Männer waren konservativer gekleidet als Zorn, die Frauen trugen elegante Couturekleider aus Seide und Spitze und waren mit kostbaren Juwelen behängt, die aus der Schatztruhe eines Piraten hätten stammen können; ein Vergleich, der in einigen Fällen der Wahrheit ziemlich nahekam, eingedenk der zweifelhaften Mittel, mit denen ihre Gatten zu ihrem Vermögen gekommen waren. Durch diese erlesene kleine Gruppe bewegte sich ein Mann, der in der ganzen Welt für sein strahlend charmantes Lächeln und die täuschende Plausibilität seiner Worte bekannt war, munter nach vorn und wechselte ein paar Worte mit Malachi Zorn.
    »Aha!«, sagte Grantham. »Nicholas Orwell persönlich, genau der, den ich …«
    Grantham verstummte stirnrunzelnd und sah genauer hin. Er gab McAndrew ein Zeichen. »Halten Sie mal an!« Dann stand er auf und ging zum Bildschirm. Ein paar Sekunden lang starrte er angestrengt auf eine Bildstelle, dann tippte er mit dem Zeigefinger auf eine schlanke Blondine, die durch ihre Eleganz unter den anderen Frauen hervorstach, obwohl diese so viel Geld in ihre äußere Erscheinung investiert hatten.
    »Da hol mich doch der Teufel«, murmelte Grantham.
    Hinter ihm raschelte jemand mit Papier und sagte: »Wenn Sie mir einen Moment Zeit geben, Sir,
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