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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist
Autoren: K Wolf
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Magengegend ein schmutziges Loch, aus dem jetzt giftiger Schleim heraufgebaggert wird, von den Schaufelrädern der Eifersucht.
    Er kennt diesen Gino Oliverio. Der kleine Gigolo kellnert in der Pizzeria seines Vaters. Wo sie die neapolitanische Scheiße verkaufen, die sie zuhause in Italien nicht loswerden würden. Abfall ist das für Wolf, nichts weiter. Er isst nur deutsch.
    Einmal, als er bei Schmidtmüllers zu Besuch war und Renate diese enge Jeans trug, da hatten sie Pizza bestellt. Für alle. Er hatte sie heruntergewürgt. Irgendwie. Für Renate. Sie mag Pizza. Er wollte vor ihr nicht wie ein Idiot dastehen, der nichts von der Welt kennt.
    Renate isst auch gern chinesisch. Er muss sich schütteln bei dem Gedanken. Neulich war sie in Bonn sogar in so einer Kebabbude essen. Man muss sich das mal vorstellen. Türkisch! Wo doch jeder weiß, dass die sich den Arsch mit den Fingern abputzen. Ohne Papier. Und dann packt der die Salatblätter an. Dieses geraspelte Fleisch von Tieren, die bestimmt elend verendet sind. Die schlachten keine gesunden Tiere. Dazu sind die zu geizig, hatte Peter erzählt.
    Jetzt tanzt sie mit diesem Gino. Den kennt doch jeder. Der legt alle Mädchen der Stadt flach. Mindestens zwei pro Woche. Der neapolitanische Zuchtbulle. Wenn sein Schwanz ein Radiergummi wäre, hätte er schon keinen mehr.
    Der Gedanke glüht in Wolfs Magen wie eine Herdplatte, die man vor Stunden vergessen hat auszuschalten, obwohl längst kein Topf mehr darauf steht.
    Gleich küsst er sie. Gleich. Die Erwartung des Schmerzes ist fast schlimmer als das Ereignis selbst.
    Zwischen den Italienern ein paar deutsche Gymnasiasten. Sie sind hinter Maria her, Ginos Schwester. Die Unnahbare mit den Mandelaugen und den langen Locken. Wenn sie in der Pizzeria kellnert, guckt kein Mann auf sein Essen. Peter soll sich schon mit der Gabel in die Lippen gestochen haben, sagt Dieter.
    Sie gehen auch dort essen, obwohl Wolf es verboten hat.
    „Wollt ihr deren Abfall entsorgen? Oder habt ihr Hunger? Dann esst was Richtiges!“
    „Es ist nur wegen Maria, Wolf, ehrlich. Wir trinken da nur ein Bier und gucken ein bisschen.“
    Blutschande, denkt Wolf. Blutschande. Rassenschande. Paaren sich etwa Löwen mit Hunden? Elefanten mit Giraffen?
    Da!
    Jetzt küssen sie sich, und Renate krault dabei Ginos krause Nackenhaare. Er hält mit einer Hand ihren Kopf fest. Die andere gleitet an ihrem Rücken herunter und bleibt auf ihrem Po liegen. Er betatscht sie nicht einmal. Er legt nur seine Hand dorthin, als ob da der normale Platz für sie wäre.
    Die Selbstverständlichkeit der Geste macht Wolf fertig.
    Dann wenden sie sich wieder den anderen zu. Lachen mit ihnen, suchen neue CDs aus.
    Wolf hat keine Ahnung, wie lange er schon so steht. Die laue Sommernacht, in der sich alle scheinbar amüsieren, brennt auf Wolfs Haut. Der Vorhof zur Hölle.
    Seine Kopfhaut juckt. Diesmal gibt ihm die Berührung der Stoppeln keinen Energieschub. Sie sind feucht. Er schwitzt. Er kratzt sich die Kopfhaut. Recht zu haben, wie weh das tut …
    Ob sie es schon mit Gino gemacht hat? Bestimmt. Der versucht es bei jeder. Aber wenn er sie schon gehabt hätte, würde er sich jetzt nicht mehr so viel Mühe geben. Dann wäre er längst auf der Suche nach einem neuen Opfer.
    Im Krieg kanntet ihr nur den Rückwärtsgang. Ihr feigen Itaker. Waffenbrüder. Pah! Aber bei den Weibern, da seid ihr mutig. Immer im Angriff.
    Wolf hatte es nur einmal mit Renate gemacht. Es war für sie wohl nicht besonders gut gewesen. Er wollte sie stürmisch und leidenschaftlich nehmen, ihr zeigen, wie scharf er auf sie war. Aber dann war alles sehr schnell vorbei gewesen. Sie hatte noch etwas gesagt wie: „Nein, warte, so nicht. Du quetschst mir mein Knie.“ Aber bevor sie eine für beide angenehmere Stellung fanden und einen Rhythmus, war das Spiel aus.
    Sie sagte nichts, kämmte sich nur mit fahrigen Bewegungen die Haare aus der Stirn und zog sich den Schlüpfer hoch.
    Er brauchte sie gar nicht erst zu fragen: „Na, wie war es für dich?“ Die Antwort stand in ihrem Gesicht. „Danke der Nachfrage. Ein Besuch beim Zahnarzt oder Gynäkologen ist auch nicht schlimmer.“
    Dieser Gigolo würde es ihr ordentlich besorgen, keine Frage. Der wusste, wie man Frauen nehmen musste. Schließlich hatte er vor ihr hundert andere gehabt. Wahrscheinlich gehorchte sein Ding ihm, war ein einsatzfähiges Werkzeug, ganz dem Willen des Benutzers unterworfen. Nicht so ein trotziges Stück Fleisch, wie Wolf es in der
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