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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist
Autoren: K Wolf
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uns doch eingeladen. Du hast unsere Musik aufgelegt. Du hast uns Bier und Brote aufgedrängt und über unsere Scherze gelacht. Wir haben niemandem etwas getan. Wir sind einfach nur da, mit unserer Entschlossenheit.
    Das kannst du nicht ertragen, weil du keine Kampfbereitschaft in dir hast. Das ist es. Und deshalb werden wir alles bekommen. Kampflos. Du wirst es sehen.
    Beim letzten Mal hat so eine alternative Tussi versucht, ihn vollzulabern. Richtig angebaggert hat sie ihn. Ob er das nötig hätte, mit diesen Männlichkeitssymbolen. Sie redete und redete.
    Je nervöser sie werden, um so schneller schießen sie ihre Sätze ab, er kennt das. Am Ende will sie mit einem wie ihm nur zu gerne mal ins Bett. Der Tiger auf der Matratze ist ihr nämlich eine willkommene Abwechslung.
    Sie hat diese Gefühle, und sie fürchtet sich davor. Sie lässt es nie raus. Aber dass der Softie, neben dem sie seit Jahren schläft, in Wirklichkeit nur ein Langweiler ist, das weiß sie, wenn sie ihn sieht: Wolf, den Söldner .
    Also gut. Es kann losgehen. Er gibt den anderen ein Zeichen. Sie sollen noch warten, denn er liebt diese Soloauftritte. Als er über den Gartenzaun steigt, spürt er eine Erektion. Bei jedem Schritt reibt die Unterhose an seinem steifen Glied.
    Alles geschieht, wie er es vorausgesehen hat. Nichts Neues. Der Hausherr tut, als hätte er ihn sowieso eingeladen.
    Jetzt kommen die anderen. Langsam treten sie aus dem Schatten hervor. Wie lebende Tote. Gerade den Gräbern entsprungen. Zombies.
    Der Hausherr versucht, sich freizukaufen. Immerhin. Ein mutiger Schritt. Mit hundert Euro, einem Kasten Bier und einem guten Anteil vom kalten Buffet.
    „Hier, Jungens, nehmt das. Davon könnt ihr euch noch woanders einen trinken. Ihr müsst das verstehen, hier geht es heute wirklich nicht. Also, ich habe nichts gegen euch und eure Musik. Aber … Nun nehmt schon das Bier und amüsiert euch woanders.“
    „Was macht denn der Nigger da auf einer deutschen Party?“, fragt Wolf.
    Der Hausherr schluckt, versucht zu lachen, als hätte Wolf einen Witz gemacht. Hat Wolf aber nicht.
    „Ach, der. Das ist der Chefarzt der Chirurgie vom Marienhospital.“
    Siggi tritt neugierig hinzu.
    „Ist der Arzt?“
    „Ja. Arzt. Genau.“
    „Und? Ist hier jemand krank?“, zischt Siggi.
    Der Hausherr windet sich. Er will den Schwarzen nicht rauswerfen. Aber er will auch keinen Ärger.
    Man kann nicht alles haben.
    Siggi spielt dem Opa am Schlips. Blaue Seide mit roten Punkten. Der Schlips war teurer als alle Klamotten, die Siggi am Körper trägt. Bis auf die Schuhe. Siggis Ein und Alles. Die haben ein Vermögen gekostet. Sechzehn Loch.
    An Siggis Fingern klebt noch der Senf. Er wischt sie an dem Schlips ab, und das Arschloch lächelt auch noch.
    Einmal, denkt Siggi, einmal möchte ich es erleben, dass einer von euch brüllt: Bis hierher und nicht weiter! Schluss! Aus! Hört sofort auf, oder ich polier euch die Fresse!
    Warum tut ihr das nicht? Warum lasst ihr uns machen?

2
    Yogi legt den Kopf schräg und lauscht. Er hört die Geräusche. Sie kommen vom Friedhof oder vom Wald. Er weiß es nicht genau. Aber sie sind echt. Wirklich da. Nicht nur in seinem Kopf.
    Yogis rechter Fuß zittert. Der Fuß zittert immer, wenn Yogi nicht so genau Bescheid weiß. Der Fuß sagt es ihm. Das Zittern wird mit der Unsicherheit stärker.
    Jetzt wackelt schon sein Knie. Wenn er seinen Bruder nicht bald findet, wird sein ganzer Körper zittern.
    Er versucht, seine Schultern festzuhalten. Siggi mag es nicht, wenn er solche Verrenkungen macht.
    „Steh nicht da wie Pik Sieben!“, schimpft Siggi dann.
    Yogi weiß, was Pik Sieben ist. Eine Spielkarte. Früher hat er oft Karten gespielt. Mit Siggi, mit Papa, und da waren noch andere. Wie hießen die? Er hat ihre Namen vergessen. Aber das Spiel hieß Skat. Ja, er weiß es wieder.
    „Skat! Skat! Skat!“, will er rufen. Aber es hört sich an wie „Schad! Schad! Schad!“
    Yogi wischt sich Speichel vom Kinn. Wenn er redet, spuckt er. Besonders mit vollem Mund darf er nicht reden und auch nicht lachen. Er beschlabbert dann sein Hemd.
    Den Schnodder an seiner Nase bemerkt er nie. Manchmal vergisst er, dass er eine Nase hat. Siggi putzt ihm oft den grünen Schleim ab. „Bah!“, sagt Siggi dann, oder: „Der leckt schon wieder seine eigene Rotze.“
    Siggi meint das nicht böse. Siggi ist lieb. Meistens. Auch wenn er Yogi nicht mehr gerne beim Kartenspielen mitmachen lässt.
    Die Zeichen auf den Karten sind für Siggi sehr
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