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SAM

SAM

Titel: SAM
Autoren: Susanne Caspary
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wirklich kaum einzusehende Zufahrt finde. Ich fahre durch den dunklen Wald und stehe nach ein paar hundert Metern plötzlich vor einem großen, schmiedeeisernen Tor. Als erstes fällt mir die Überwachungskamera auf, die direkt auf mich gerichtet ist und dann sehe ich auch schon die Gegensprechanlage. Ich kurble mein Fenster herunter und drücke den Klingelknopf. Kurz darauf meldet sich die bereits bekannte, ältere Stimme.
    „Ja, bitte?“
    „Samantha Ravenport für Mr. DeMauriere“, sage ich ein wenig zu laut in die Anlage. Ohne eine Erwiderung ertönt ein Summen und wie von Geisterhand öffnet sich vollkommen geräuschlos das schwere Tor. Die Zufahrt zum Schloss ist ebenfalls von dichtem Wald gesäumt. Dann endlich nach einer Linksbiegung sehe ich eine Lichtung und schließlich auch das Schloss. Wie stand es in dem Zeitungsartikel? „Besonderer Reiz“, nun, so kann man es auch nennen. Ich jedenfalls würde es eher als Ruine bezeichnen. Ich bringe meinen Käfer auf der mit Kies bedeckten Auffahrt zum Stehen und steige aus.  Das Gemäuer mit seinen spitzen Türmen ist zwar, soweit ich das beurteilen kann, intakt, aber die Fassade und die Fenster sehen aus, als hätte hier nicht nur Jahrzehnte, sondern ganze Jahrhunderte niemand gelebt. Wie kann man ein solches Anwesen nur derart verfallen lassen? Und was bewegt einen Menschen dazu, sich in einer baufälligen Ruine, in dieser einsamen Gegend niederzulassen? Nun, ich werde es herausfinden, denn ich bin bereits auf dem Weg zur Tür und gehe die verfallene Steintreppe hinauf. Die Stufen sind uneben und teilweise sind die Absätze abgebrochen, so dass ich aufpassen muss, wo ich hintrete. Und so bemerke ich zunächst nicht, dass sich die Tür bereits leicht geöffnet hat. Die Dämmerung hat eingesetzt und so kann ich nicht erkennen, wer sich dort im Dunkeln hinter der Tür befindet. Als ich den letzten Absatz der Treppe erreicht habe, öffnet sich der schmale Spalt und die große Holztür wird weit geöffnet. Ich stehe nun unmittelbar vor einem groß gewachsenen Mann, bestimmt 1,90m, schlank und doch muskulös, mit dunkelbraunen Haaren. Er trägt eine verwaschene Jeans und ein helles Shirt. Wir sehen uns an und für den Bruchteil einer Sekunde schießt mir der Gedanke „Lauf  weg !“ und  „Das ist der Mann aus dem Juweliergeschäft!“ durch den Kopf. Er geht zur Seite und begrüßt mich: „Miss Ravenport? Willkommen auf Ashton Castle“, sagt er mit sanfter Stimme und ich glaube sie auch von dem Telefonat wiederzuerkennen. Er deutet mir mit einer Handbewegung einzutreten. Ich folge ihm in die dunkle Halle und bemerke sofort wie kühl es hier drinnen ist. Es brennen nur zwei kleine Lampen an den Wänden und das Licht reicht kaum aus, um mehr als ein paar Meter in das Innere des Schlosses zu blicken. Ich sehe keine Möbel und an den kahlen Wänden sind die Flächen, an denen früher einmal Gemälde gehangen haben müssen, deutlich zu erkennen. Vor mir windet sich eine große, steinerne  Treppe nach oben in die erste Etage und endet dort in einer Galerie. Mehr kann ich leider nicht erkennen, denn da oben ist es stockfinster. Als ich an Mr. DeMauriere vorbeigehe, ist mir, als würde er tief einatmen. Ich spüre seinen Blick unbehaglich auf meinem Rücken und drehe mich zu ihm um. Er sieht mich aus dunklen Augen prüfend an und während er die Tür schließt, bemerkt er: „Ich dachte schon, sie würden vielleicht nicht hierher finden.“
    „Die Zufahrt ist wirklich nicht leicht einzusehen“, entgegne ich nervös, um meine Verspätung von zehn Minuten zu entschuldigen. Er kommt näher und ich schaue in sein Gesicht. Er ist attraktiv. Seine dunkelbraunen, mittellangen, leicht gewellten Haare sind nach hinten gekämmt, er hat eine schmale, gerade Nase und ein ausgeprägt männliches Kinn. Seine braunen Augen betrachten mich interessiert und seinen Mund umspielt ein Lächeln.
    „Ich habe mich ihnen noch gar nicht vorgestellt: Alexander DeMauriere.“ Er reicht mir die Hand und als sich unser beider Hände berühren, fühle ich ein Kribbeln, als würde ein winziger Stromstoß durch meinen Körper fahren. Sein Händedruck ist fest, seine Haut kühl und irgendwie bin ich froh, als er mich wieder freigibt.
    „Bitte, folgen sie mir!“, sagt mein Gastgeber schließlich und geht an mir vorbei durch die Eingangshalle in den Ostflügel des Hauses. Ich folge ihm in angemessenem Abstand, denn irgendwie spüre ich ein seltsam beklemmendes Gefühl in mir. Es herrscht eine
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