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SAM

SAM

Titel: SAM
Autoren: Susanne Caspary
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kichernd den Laden, wobei beide versuchen das „Wutschen“ und „Wedeln“ aus dem Harry Potter Buch nachzuahmen. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und kann mich noch sehr gut daran zurückerinnern, wie ich versucht habe die Geschichten aus den Büchern nachzuspielen. Der ältere Herr legt den Bildband wieder zurück in das Regal und verabschiedet sich höflich mit einem Kopfnicken, ehe er nach draußen in den immer heftiger werdenden Regen tritt. Nachdem ich mir noch einmal einen Überblick über die noch offenen Rechnungen verschafft habe, lösche ich gegen 19:00 Uhr das Licht und mache mich auf den Heimweg.
    Es gießt in Strömen, als ich mit meinem Auto auf der Landstraße nach Hause fahre. Die Scheibenwischer meines Käfers können die Mengen herunterprasselnden Regens kaum noch bewältigen. Obwohl ich bereits sehr langsam fahre, wird die Sicht immer schlechter. Hinzu kommt, dass es bereits dunkel ist und weit und breit keine Straßenlaterne auch nur ein Minimum an Licht spendet. Der Regen scheint noch stärker geworden zu sein, so dass ich kaum noch etwas sehen kann, als sich plötzlich vor mir auf der Straße etwas bewegt. Ich bremse sofort ab und komme bei der geringen Geschwindigkeit auch umgehend zum Stehen. Laut quietschend versuchen die Scheibenwischer vergeblich die Sicht auf die Straße zu verbessern.
    Was war das? Da war doch eben noch ein dunkler Schatten! Ich kneife die Augen zusammen um besser sehen zu können und wische hektisch mit den Händen die beschlagene Scheibe sauber. Nichts. Ich bin mir sicher, dass da draußen etwas auf die Fahrbahn gelaufen ist. Ich kann unmöglich weiterfahren, muss wissen, ob ich mich vielleicht geirrt habe. Ich kaue nervös auf meiner Unterlippe. Es ist mittlerweile stockfinster. Allein die Scheinwerfer meines Käfers erhellen gespenstisch die Szenerie. Rechts und links stehen nur die alten Alleebäume, die sich beängstigend im Wind biegen und deren Äste wie Klauen nach etwas zu greifen scheinen. Verdammt, was mache ich jetzt? Sekundenlang bleibe ich wie erstarrt hinter meinem Lenkrad sitzen. Ich zögere noch, bin mir nicht sicher, ob ich nun aussteigen oder doch vorsichtig weiterfahren soll. Das stetige Brummen des Motors und das rhythmische Quietschen der Scheibenwischer wirken irgendwie beruhigend auf mich. „Angsthase!“, schimpfe ich mich selbst, lege entschlossen die Hand auf den Türgriff und steige schließlich doch aus. Sofort empfängt mich peitschender Regen und der Wind zerrt an meinen Haaren und meiner Kleidung. Ich habe mich nicht geirrt! Einige Meter vor mir liegt ein Reh halb auf der Straße und halb im Straßengraben, den braunen Rücken zu mir gekehrt. Ich blicke um mich, suchend, vielleicht ist ja da jemand, der helfen kann. Nichts. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als ich näher an das offensichtlich verletzte Tier herangehe. Es hat eine tiefe Wunde am Hals, aus der es immer noch stark blutet. Auf dem Asphalt beginnt sich bereits eine Lache zu bilden, die jedoch stetig von dem herabfallenden Regen weggespült wird. Ich beuge mich herab und berühre das weiche Fell mit meinen Händen. Der Brustkorb des Rehs bewegt sich bereits nicht mehr, die Augen starren ins Leere. Diese arme Kreatur ist wohl nicht mehr zu retten. In dem Augenblick, in dem ich mich wieder erhebe, um zu meinem Auto zurückzugehen, höre ich ein Knacken im Gebüsch, hinter einer der riesigen Eichen, deren Zweige sich bedrohlich über die Straße hinab biegen. Mein Herz hämmert wild gegen meine Brust und ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit. Doch keine so gute Idee, alleine im Dunkeln mitten in der Wildnis aus dem Auto zu steigen. Dann sehe ich den Lichtstrahl einer Taschenlampe und ein paar Sekunden später taucht aus dem Dickicht ein Mann auf.
    „Hallo, geht es ihnen gut, sind Sie verletzt?“, ruft er gegen den peitschenden Regen. Ich stehe regungslos neben dem toten Tier,  meine Kleidung ist bereits durchnässt.
    „Mir geht es gut. Ich habe das Reh hier liegen sehen und wollte nachsehen, ob es noch lebt!“  Der Mann kommt näher zu mir heran. Angst macht sich langsam in mir breit, ich merke wie sich mein Körper anspannt, bereit, jeden Augenblick wegzulaufen. Die Taschenlampe, die der Mann in der Hand hält, blendet mich und ich kann ihn nicht erkennen.
    „Vermutlich hat ein Auto das Tier angefahren“, stellt er ruhig fest. Er senkt die Taschenlampe etwas und ich kann einen ersten Blick auf ihn werfen. Er ist groß, trägt eine dunkle Jeans 
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