Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SAM

SAM

Titel: SAM
Autoren: Susanne Caspary
Vom Netzwerk:
öffnet sie vorsichtig und blickt mich erstaunt an.
    „Das ist Dorotheas Schmuck? Ich habe sie nie Schmuck tragen sehen!“
    „Ich auch nicht, daher möchte ich gerne wissen, was das für Schmuckstücke sind und welchen Wert sie haben.“ Er sieht mich missbilligend an und ich schüttle aufgeregt den Kopf.
    „Oh, es ist nicht, wie sie vielleicht denken. Ich werde den Schmuck nicht verkaufen. Ich habe mich nur gewundert, dass Granny solch wunderbare Schmuckstücke hat und sie niemals trug. Also müssen sie wohl etwas Besonderes sein. Sind das hier Granate oder Rubine?“ Mr. Dylon hält eine Lupe an sein linkes Auge und antwortet: „Es sind Rubine, ja, ganz offensichtlich! Außergewöhnlich dunkle Rubine und diese kleinen Verzierungen hier am Rand,“ dabei deutet er auf den Ring und die dazugehörigen Ohrringe, „das ist außerordentliches Schmiedekunsthandwerk. Ich habe so etwas Filigranes noch nie gesehen.“ Wir beide sind so vertieft in unser Gespräch, dass wir gar nicht bemerken, dass ein weiterer Kunde das Geschäft betreten hat. Ein Mann, groß, vielleicht Mitte dreißig, mit dunkler Sonnenbrille steht plötzlich neben mir am Ladentisch. Ich schaue zu ihm auf, sein Gesicht bleibt unbewegt, als er mit dunkler Stimme sagt:
    „Das sind sehr seltene Schmuckstücke. Gehen auf das Mittelalter zurück. Ich denke so 13. Jahrhundert, nicht wahr?“, mischt er sich ein und sieht über seine Brille auf Mr. Dylon herab.
    „Ja, ja, durchaus möglich“, antwortet dieser erstaunt. Ich betrachte den Fremden von der Seite und kann mich eines seltsamen Gefühls nicht erwehren. Mir ist, als wäre ich ihm schon einmal begegnet. Und diese Stimme….
    Als sich Mr. Dylon wieder mir zuwendet, dreht sich der seltsame Fremde um und widmet sich einer neben dem Schaufenster stehenden Vitrine.
    „Ich möchte mir die Schmuckstücke doch noch einmal in Ruhe näher ansehen. Wenn sie gestatten, behalte ich sie hier und rufe sie dann in den nächsten Tagen an und gebe ihnen Bescheid“, erklärt mir Mr. Dylon. „Ja, gerne“, antworte ich freundlich. Der Fremde steht immer noch mit dem Rücken zu uns gekehrt vor der Vitrine und betrachtet den Schmuck, der darin ausgestellt ist. Als ich beim Verlassen des Ladens an ihm vorbei gehe, muss ich plötzlich frösteln und bekomme eine Gänsehaut. Ich werde mich doch hoffentlich nicht erkältet haben, als ich letzte Nacht im Regen stand. Der Fremde dreht sich kurz zu mir und sieht mich durch seine dunklen Brillengläser an. Sofort überkommt mich wieder so ein seltsames, unbehagliches Gefühl und ich verbleibe mit Mr. Dylon wie besprochen und verlasse mit einem Gruß schnell das Geschäft.
    Zu Hause angekommen mache ich mir die restlichen Spaghetti von gestern warm und überlege, was ich heute zu meinem Vorstellungsgespräch in Ashton Castle anziehe. Unschlüssig gehe ich nach dem Essen in mein Zimmer und lege mich kurz auf mein Bett. Ich schließe die Augen und denke über die vergangenen Tage nach. Vor allem diese seltsame Begegnung am Sonntag und heute im Juweliergeschäft geht mir nicht aus dem Kopf. Wer ist dieser Kerl? Ich bin mir inzwischen sicher, dass es sich bei dem Mann auf der Landstraße um den gleichen handelte, wie heute im Juweliergeschäft. Oder leide ich bereits an Paranoia? Lässt mich mein etwas strapaziertes Nervenkostüm etwa Dinge sehen, die gar nicht sind?
     
    Ich wache auf, als es bereits dämmert. Oh, verdammt, ich bin eingeschlafen. Wie spät ist es? Shit, schon 17:30 Uhr!!! Ich springe aus dem Bett und laufe ins Bad. Für eine Dusche ist es bereits zu spät. Ich mache mich kurz frisch und kämme mir die Haare zu einem Zopf. Ich entscheide mich für eine cremefarbene Bluse und eine dunkle Jeans. Schon stolpere ich die Treppe hinunter, schlüpfe in meine Schuhe, greife meine Tasche und renne aus dem Haus.
    Kaum sitze ich in meinem Auto, da fällt mir auf, dass ich gar keine genaue Anschrift habe. Ich weiß von Grannys Erzählungen, dass das alte Ashton Schloss etwa 20 Kilometer südlich von Woodlands, umgeben von Wäldern liegt. Von der Straße aus könne man es nicht sehen, da die Zufahrt durch den dichten Laubwald führt. Nun, ich hoffe auf mein Glück und vertraue auf meine Fähigkeit, mich auch in fremden Gegenden recht gut zurechtzufinden und fahre los.
    Nicht mal die Telefonnummer vom Schloss habe ich dabei. Wie dumm von mir! Und wenn ich mich nun verfahre oder das Schloss nicht finde?
    Meine Bedenken zerschlagen sich, als ich nach zwanzig Minuten die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher