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SAM

SAM

Titel: SAM
Autoren: Susanne Caspary
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gespenstische Stille im Schloss, kein Geräusch ist zu hören, außer dem Widerhall unserer Schritte auf dem Marmorfußboden. Wir laufen einen Korridor entlang, der nur an zwei Stellen von Wandleuchtern erhellt wird. Die Funzeln spenden gerade so viel Licht, als dass man es vermeiden kann über seine eigenen Füße zu stolpern. Das Ende des langen Flures ist natürlich nicht zu erkennen, so dass ich nur erahnen kann, wie weitläufig dieser Teil des Schlosses wohl sein dürfte. Mr. DeMauriere verlangsamt seine Schritte und öffnet links von uns eine Tür und tritt in den dahinter liegenden Raum. Ich folge ihm und befinde mich sodann in einem Salon. Es handelt sich offensichtlich um sein Arbeitszimmer. Es ist nicht viel heller hier drinnen, als im Flur, aber im Kamin links von mir brennt ein behagliches Feuer, das den Raum in ein freundliches Licht taucht. Vor dem Kamin stehen zwei große, braune Lederohrensessel und jeweils ein kleiner Beistelltisch. Rechts von mir befindet sich ein cremefarbenes Sofa und davor ein Chippendale Tisch aus feinstem Mahagoni. An der Wand hinter dem Sofa hängt ein Gemälde. Es zeigt eine wunderschöne Parklandschaft und in der Mitte die Ansicht auf ein wirklich traumhaft schönes Schloss. Sollte diese Ruine, in der ich mich befinde, wirklich einmal so prachtvoll ausgesehen haben? Der Hausherr bemerkt meinen Blick. „Wunderschön, nicht wahr?“ Ich wende mich ihm wieder zu und nicke. „Bitte, nehmen sie Platz!“ Er deutet auf den vor mir stehenden Stuhl. Eindeutig viktorianischer Stil, schießt es mir durch den Kopf und ich bewundere das dunkle Holz mit seiner feinen Maserung und den wunderbar eingearbeiteten Verzierungen. Mr. DeMauriere nimmt hinter einem großen, massiven Schreibtisch aus dunklem, fast schwarzem Holz Platz. Während ich mich setze, schaue ich auf die Fensterfront hinter dem Schreibtisch. Schwere, dunkelrote Samtvorhänge lassen nur wenig Licht in das Zimmer. Endlose Sekunden verstreichen, in dem sich erneut dieses unbehagliches Gefühl in mir breit macht und mich kurz frösteln lässt. Der Hausherr indessen betrachtet mich, neugierig und…abschätzend. Dann sagt er schließlich: „Sie möchten sicher mehr über den Job wissen.“ Ich nicke und er lehnt sich in seinem Sessel zurück und fährt fort.
    „Wie ich schon am Telefon sagte, brauche ich jemanden, der tagsüber die anfallenden Arbeiten während der Renovierung für mich regelt. Ich werde selbstverständlich genaue Instruktionen geben, aber ich kann am Tag nicht immer persönlich anwesend sein und sie müssten dann die Ausführung der Restaurierung in meinem Sinne überwachen. Trauen sie sich das zu?“ Seine Stimme hat einen kalten Ton angenommen und die Haltung und Mimik dieses Mannes ist an Arroganz kaum noch zu übertreffen. Ich schaue ihn über den großen Tisch hinweg an und antworte selbstsicher: „Ja, ich denke schon!“ Zufrieden beugt er sich über seinen Schreibtisch und widmet sich seinem Computer.
    „Haben sie denn Referenzen? Zeugnisse früherer Arbeitgeber?“ fragt er ohne hinter seinem Bildschirm aufzusehen. „Ich habe noch nie die Ausführung einer solch umfassenden Restaurierung überwacht, wenn sie das meinen. Aber ich habe in den Semesterferien bei einem Innenarchitekten die Büroarbeit erledigt“, gebe ich wahrheitsgemäß zu und verabschiede mich innerlich bereits von dem Job, weil ich glaube den Anforderungen DeMaurieres nicht zu genügen. „Gut. Ich denke, das reicht aus.“ Knurrt er hinter seinem Computer  und klingt dabei wenig überzeugend. „Interessiert sie denn gar nicht, was ich ihnen zahle?“, fragt er plötzlich beiläufig und betätigt erneut die Tastatur.
    „Natürlich! Ich hätte auch gerne gewusst, wie die Arbeitszeit aussieht und wie viel Tage die Woche meine Hilfe benötigt wird.“, entgegne ich hoffnungsvoll. Er  schaut gar nicht erst auf, als er gelangweilt antwortet: „Sieben Tage die Woche, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, solange bis sie kündigen oder ich sie gehen lasse. Ich weiß, dass klingt jetzt etwas unverschämt, aber ich möchte, dass das Schloss so schnell wie möglich in einen akzeptablen Zustand gebracht wird und da muss ich diese Anforderungen stellen. Sie werden, genauso wie die Arbeiter, die für die Restaurierung eingestellt werden, überdurchschnittlich gut entlohnt.“ Damit dreht er den Bildschirm zu mir um und ich sehe vor mir eine Summe, mit der ich nie und nimmer gerechnet habe. Ich hoffe inständig, dass mir vor Erstaunen
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