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SAM

SAM

Titel: SAM
Autoren: Susanne Caspary
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nicht der Mund offensteht. Ich schlucke kurz  und räuspere mich. Er stutzt und fragt: „Halten sie den Betrag für unangemessen?“ Ich rutsche nervös auf meinem Stuhl hin und her und antworte dann leise: „Ich weiß nicht, ob solch eine Summe unangemessen ist, da ich mir noch gar nicht genau vorstellen kann, welche Arbeit tatsächlich auf mich zukommt, aber ich finde, das ist sehr viel Geld, das sie mir anbieten.“ Er grinst ein unverschämtes Grinsen, als er bemerkt, dass  ich leicht errötet bin und entgegnet dann: „Wir werden ja sehen, ob sie ihr Geld wert sind. Können sie denn überhaupt jeden Tag hierherkommen? Sie sagten, sie besitzen ein Geschäft!“
    „Ich habe einen kleinen Buchladen geerbt. Aber ich werde das Geschäft früher oder später sowieso aufgeben müssen, also denke ich, ich werde es auch jetzt schon für einige Wochen schließen können. Was glauben sie, wie lange die Restaurierung dauern wird?“
    „Sowohl der Architekt als auch der Bauleiter meinten, dass bei einer 7-Tagewoche die grundlegendsten Arbeiten in 6-8 Wochen erledigt werden können.“ Oh, mein Gott! 6-8 Wochen und all meine finanziellen Sorgen wären Schnee von gestern. Dann könnte ich sogar Grannys kleines Cottage behalten, vielleicht vermieten und würde schneller wieder nach Arizona zurückkehren, als erträumt. Ja, ich wollte diesen Job, unbedingt! Ihm war offenbar nicht entgangen, dass ich kurz in mich gekehrt war, um die erhaltenen Informationen zu verarbeiten. Schließlich fragt er: „Ich kann also auf sie zählen ?“
    „Haben sich denn keine anderen Bewerber für die Stelle gemeldet?“, will ich noch wissen bevor ich endgültig zusage. Es kommt mir schon seltsam vor, dass mein erster ernsthafter Versuch einen Job zu finden so einfach und überaus erfolgreich enden sollte.
    „Doch, aber ihnen war die Arbeitszeit zu viel und wenn ich ehrlich bin…“ , er sieht mir direkt in die Augen und ich bekomme eine Gänsehaut, als er grinsend ergänzt, „…keine der Bewerberinnen war annähernd so hübsch!“ Wieder errötete ich leicht. Warum bringt dieser Mann mich so aus der Fassung? Nachdem wir noch einige Formalitäten geklärt haben und ich nun weiß, dass ich den Job habe und bereits am Freitag meinen ersten Arbeitstag im Schloss antreten werde, bringt er mich zur Tür und reicht mir zum Abschied noch einmal die Hand: „Auf gute Zusammenarbeit, Miss Ravenport.“ Wieder zucke ich bei der Berührung seiner Hand kurz zusammen und bestätige jedoch mit festem Händedruck: „Wir sehen uns am Freitag!“
     
    Es gibt noch so viel zu erledigen. Im Buchladen sind noch ein paar Sachen liegen geblieben, die aufgearbeitet werden müssen, denn für die nächsten Wochen wird das Geschäft geschlossen werden.
    Ich kaufe ein paar Lebensmittel im Voraus ein, denn ich werde kaum dazu kommen, nach meinem Job auf dem Schloss, abends noch Erledigungen zu machen. Die Post muss noch weggebracht werden und ich muss noch zu Mr. Dylon wegen des Schmuckes.
    Es stellt sich tatsächlich heraus, dass Grannys Schmuck wertvoller ist, als ursprünglich angenommen.
    Mr. Dylon rät mir jedoch, die Schmuckstücke von einem befreundeten Juwelier in London nochmals begutachten zu lassen.
     
    Es ist Donnerstag Abend und ich sitze auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ich habe bereits  mein Lieblingsnachthemd an. Granny hatte es mir zu Weihnachten geschenkt. Es ist ein weißes Baumwollhemd, knielang, an den Trägern, am Ausschnitt und am Saum ist es mit Spitze und kleinen Blumenstickereien und Ornamenten verziert. Eine Tasse Tee steht vor mir auf dem Tisch, das Radio läuft leise im Hintergrund. Ich überlege nochmal, ob ich alles erledigt habe, was zu erledigen war.
    Morgen werde ich also im Schloss anfangen zu arbeiten. Ich nehme meine Tasse und lehne mich zurück in die Polster und sehe aus dem Fenster. Seit gestern ist das Wetter wunderschön. Die Sonne scheint und es ist sehr warm. Da ich vermutlich in den nächsten Tagen und Wochen nicht dazu kommen werde Grannys schönen Garten zu genießen, habe ich mir heute noch einmal die Zeit genommen und am Nachmittag im Vorgarten Unkraut gezupft, Blätter vom Gehweg gefegt und endlich das Gartentor geölt. Und als ich vor dem Tor stand und auf das kleine Cottage blickte, überkam mich wieder diese tiefe Traurigkeit. Ich sah auf den kleinen, weiß gestrichenen Holzlattenzaun, den Natursteinweg zum Haus, die liebevoll gepflegten Rosen, den Rosenbogen rechts am Haus, der hinter das Cottage führt. Ich
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