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SAM

SAM

Titel: SAM
Autoren: Susanne Caspary
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sie Nahrung zu besorgen. Meine Frau war wie du, immer noch sterblich und die Kinder waren erst vier und sieben Jahre alt. Ich ließ sie allein zurück in unserer kleinen Hütte.“ Ich wende den Blick von ihm ab und schaue wieder aufs Meer. Mein Herz krampft sich bereits zusammen, denn ich glaube zu erahnen, was mit seiner Familie geschah.
    „Als ich wieder kam, waren sie alle tot. Abgeschlachtet! Das Haus stand in Flammen. Melinda hatte sich noch schützend vor unsere Kinder geworfen, aber die Schlächter kannten kein Erbarmen. Sie müssen wie die Tiere über sie hergefallen sein. Sie erstachen meine Frau und die Kinder bestialisch. Melinda und die Kinder lagen in einem Meer von Blut. Sie hatten keine Chance.“ Rhys Stimme ist immer leiser geworden und klingt unnatürlich hart und kalt. „Wäre ich dort geblieben oder  hätte ich Vorsichtsmaßnahmen getroffen, dann wäre das alles nicht geschehen.“
    „Was meinst du?“, will ich entsetzt wissen.
    „Ich hätte Melinda wandeln, sie auf die dunkle Seite bringen müssen. Dann wäre sie stark genug gewesen, die Angreifer zu vertreiben. Als Vampir hätte sie diese Bastarde getötet.“ Voller Hass klingen seine Worte.
    „Warum hast du deine Frau nicht zu einem Vampir gemacht?“, will ich wissen. Er sieht mich mit schwarzen, gequälten Augen an. „Warum macht Alex dich nicht zu dem, was er ist?“, fragt er zurück. Ich blicke zu Boden und denke zurück an Venedig. Alexander hätte mich eher sterben lassen, als mich zu dem zu machen, was er ist.
    „Ihr sterblichen, auserwählten Frauen, mit eurer warmen, duftenden, samtigen Haut, mit diesem Strahlen in euren Augen, mit den Gefühlen, die ihr erlebt und an denen ihr uns teilhaben lasst, mit der Lebensfreude, die in euren unschuldigen Gesichtern zu sehen ist, mit der Leidenschaft mit der ihr liebt,…damit rettet ihr unsere verfluchten Seelen und lasst uns für eine kurze Zeit vergessen, welche Monster wir tief in unserem Inneren sind. Jeder eurer Atemzüge, der unsere Haut streift, jeder zärtliche Blick aus euren wunderbar lebendigen Augen, ist wie eine Erlösung unserer Qualen.“ Er macht eine kurze Pause ehe er fortfährt. „Das ist der Grund, Sam! Es ist dieses Feuer eurer lebenden Seelen, diese Wärme, mit der ihr jedes Wesen erfüllt, dass euch liebt. Ihr verkörpert all das, was wir einmal waren und nicht mehr sind: lebendig, menschlich und sterblich. Ihr fühlt, ihr erlebt so ganz anders als wir. Es fasziniert uns daran teilhaben zu dürfen. Nur ihr seid es, die längst verloren geglaubte Emotionen in uns wecken könnt. Ihr seid diejenigen, die erwartungsvoll in die Zukunft blicken, während wir aus unserer Vergangenheit heraus existieren. Nur ihr seid in der Lage uns für einige Zeit aus diesem Teufelskreis der ewigen Suche nach Blut und Erlösung zu reißen und nur ihr schenkt uns für eine winzig kurze Zeit unseres ewigen Lebens Hoffnung und Zuversicht. Ihr seid in der Lage unsere Unruhe zu stillen, uns zu zähmen. Es ist nur diese verdammt kurze Zeit im Leben eines Vampirs, in dem er das Glück erlebt eine sterblich Auserwählte lieben zu dürfen und wir wollen es so lange wie möglich in unseren Händen halten und beschützen. Nur für einen winzigen Wimpernschlag in unserem unendlichen Leben, wird uns ein Teil des Wunders des Lebens vergönnt. Nämlich dann, wenn ihr unsere Kinder gebärt.“ Ich schaue ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    „Ihr bedeutet uns mehr als unser eigenes Leben. Ihr seid in der Lage dieses Monster in uns zu bändigen, ihr liebt uns, so wie wir sind, ohne Angst, mit Mut und voller Hoffnung. Nur sehr wenigen Vampiren ist es vergönnt in ihrem ruhelosen, ewigen Leben für eine kurze Zeit dieses vollkommene Glück zu genießen. Deswegen kann Alexander dich nicht zu einem Vampir machen. Er ist nicht bereit dazu, dich gehen zu lassen. Er will mit aller Macht an dir festhalten.“ Seine Worte wirbeln wild in meinem Kopf durcheinander. Ich höre mein Blut unnatürlich laut durch meine Adern rauschen.
    „Wer hat deine Familie getötet?“, frage ich atemlos.
    „Menschen, Sterbliche. Sie kamen weil sie wussten, dass ich weg bin. Sie hielten Melinda für eine Hexe und mich für den Teufel höchstpersönlich. Damals waren die Zeiten so. Alles, was irgendwie anders schien, musste vernichtet werden.“ Es entsteht eine kleine Pause, in der ich das eben gehörte erst einmal verarbeiten muss. „Ich rächte mich. Ich wurde zu dem Teufel, den sie so fürchteten. Ich löschte das
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