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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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nicht weiter?“ fragte Cérise.
    „Was ist, meine Liebe? Geht es Ihnen nicht gut? Sollen wir umkehren?“
    Sie rappelte sich mühsam auf und verbannte entschlossen das letzte Bild aus ihrem Kopf.
    „Die Männer sind in Gefahr“, sagte sie. Sie war sich absolut sicher, obgleich sie es einen Augenblick zuvor noch nicht gewußt und nur die eigene Gefahr gesehen hatte. Sollte sie die auch ansprechen? Besser nicht.
    „Ich wußte gar nicht, daß Sie hellseherisch begabt sind, Corrisande“ spöttelte die Exliebhaberin Philips.
    „Wenn ich hellseherisch begabt wäre, hätte ich ihn nie hierher reisen lassen.“
    „Warum glauben Sie dann, daß sie in Gefahr sind? Ich nehme an, Sie sprechen von Delacroix und McMullen und nicht von Arpad?“
    „Etwas ist hinter ihnen her. Etwas Furchtbares. Ich habe es einen Moment lang wahrgenommen. Ein abscheuliches Wesen mit Krallen und Maul und gelben Wolfsaugen, die aussahen wie seine …“ Sie beendete ihren Satz nicht, blickte nur der Diva in die Augen, deren Ausdruck sich von Ungeduld in extreme Besorgnis wandelte.
    Sophies Stimme klang beruhigend.
    „Meine Liebe, Sie sollten dem keine zu große Bedeutung beimessen. Panikanfälle mögen auf Ihren Zustand zurückzuführen sein. Sie hatten nicht genug Schlaf und gestern Nacht ein furchtbares Erlebnis. Es muß einen nicht wundern, daß Sie Gespenster sehen. Doch wenn Sie sich zu schlecht fühlen, um weiterzugehen, müssen Sie das jetzt sagen. Wir können noch zurück.“
    Corrisande riß sich zusammen.
    „Nein. Wir dürfen nicht umkehren. Wir sind schon fast da. Es kann nicht mehr weit sein.“ Was immer kommen würde, war nicht mehr weit.
    Sie gingen weiter, und Corrisande merkte, daß Sophie nicht von ihrer Seite wich. Doch die Fürsorge war unnötig. Sie fühlte sich nicht schwach. Sie hatte keine Attacke schwangerschaftsbedingter Beschwerden erlitten. Sie hatte in die Augen eines Ungeheuers gesehen, und es hatte sie zum nächsten Gang in seinem Menü auserkoren. Zum Nachtisch.
    „Cérise, haben Sie eine Waffe?“
    „Ich habe meinen Derringer und ein wenig Munition eingesteckt, und Sie?“
    „Ich habe zwei Messer und eine Phiole Schlaftropfen – nicht, daß ich glaube, die würden uns helfen. Wie steht es mit Ihnen, Sophie?“
    „Ich fürchte, ich weiß weder mit Messern noch mit Schußwaffen umzugehen. Ich bin fasziniert, daß Sie das können.“
    „Wir haben beide unsere geheimen Fähigkeiten“, gab Corrisande zurück.
    „Das wurde mir klar, als Sie all diese Türen aufbekommen haben. Wir haben ein Brotmesser im Korb. Wenn es sein muß, kann ich versuchen, das zu führen. Ich möchte allerdings bezweifeln, daß ich viel Talent dabei beweisen werde. Glauben Sie wirklich, daß wir in einen Kampf verwickelt werden?“
    Corrisande schluckte. Nur nicht zu viel sagen.
    „Ich weiß es nicht. Ich kann wie gesagt nicht hellsehen. Ich weiß auch nicht, wo die plötzliche Gewißheit, daß dort Gefahr lauert, kommt. So wundervoll diese Gegend ist, sie ängstigt mich. Von Görenczy sagte, daß die Männer nach Fey suchen. Das sollte einfach sein. Höchstwahrscheinlich steckt hinter jedem einzelnen Baum einer. Sie können überall sein.“ Überall. Sie lauerten im Dunkel oder im Licht – oder im Wasser.
    Der Junge, der vorangeschritten war, hatte nun angehalten und drehte sich zu ihnen um. Er wartete, bis sie ihn eingeholt hatten und wies dann auf ein kleines Steinmonument, das aussah wie eine Miniaturkirche. Die Eingangsseite war offen bis auf eine hölzerne Halbtür.
    „Sie haben gesagt, Sie suchen einen heiligen Ort“, sagte er und setzte den Korb ab. „Das ist hier der einzige.“
    „Danke, mein Junge“, sagte Sophie und reichte ihm ein großzügiges Trinkgeld. „Du kannst gehen. Wir werden den Weg zurück allein finden. Ich nehme an, daß wir dort jemanden finden werden, der uns wieder zur Poststation übersetzt.“
    Er zuckte die Achseln.
    „Die Waldners vielleicht. Ihr Haus ist gleich am See.“
    Er verneigte sich linkisch und lief dann schnell den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Die drei Damen standen ein wenig verloren herum.
    „ Alors “, sagte Cérise und wandte sich dem seltsamen Bau zu. „Schauen wir uns das mal an.“
    „Eine kleine Kapelle“, kommentierte Sophie. „Sehen sie, da ist ein Bild mit drei Heiligen.“
    Sie traten zu dem kleinen Schrein und spähten hinein. Er war nicht groß genug, um ihn betreten zu können, außer auf den Knien. In der Tat befand sich vor dem Altargemälde ein
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