Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
paßten sich seiner Geschwindigkeit klaglos an und sahen nicht zurück.
    Nicht lange, und sie hatten das Dorf hinter sich gelassen. Der Weg führte zwischen hohe Bäume. Nicht weit entfernt konnten sie die steilen Felsen des Toten Gebirges sehen, wie es vor ihnen aufragte, karg, steinig und unheilverkündend. Die höchsten Gipfel waren schon schneebedeckt. Das Jahr neigte sich dem Ende.
    „Was für eine wunderschöne Gegend“, sagte Sophie und sah sich ehrfürchtig um. Sie wollte ihre Begegnung mit Iascyn nicht diskutieren und war sich sicher, daß Corrisande es noch weniger wollte.
    „Ich hasse Bergwanderungen!“ verkündete Cérise, deren sonst vornehm blasse Wangen einen mehr als rosigen Schimmer angenommen hatten. „Sie machen häßlich. Wir hätten uns Sänften kommen lassen sollen.“
    „Also wirklich, wie hätten wir denn das bewerkstelligen sollen? Selbst wenn es in Grundlsee welche gäbe, oder in Aussee, so hätten wir doch eine mittelgroße Expedition organisieren müssen. Zwei Träger pro Person, einer für den Korb. Wir …“
    „Ich weiß“, unterbrach Cérise. „Sie müssen es mir nicht vorrechnen. Ich dachte nur, es wäre vielleicht ganz nett, dort– wo immer wir auch hingehen – anzukommen, ohne wie ein schrumpeliger Bratapfel auszusehen.“
    „Meine Liebe, Sie werden nie wie ein schrumpeliger Bratapfel aussehen.“ Sie fuhr leiser fort: „Wenn es uns gelingt, Arpad zu retten, wird es ihm einerlei sei, ob wir alle drei wie schrumpelige Bratäpfel aussehen.“
    „Stimmt, er würde uns trotzdem appetitlich finden“, seufzte Cérise. Sie hielt inne. „Frau Treynstern, bitte verzeihen Sie meine Neugier, aber nachdem Sie Arpad verlassen hatten, um zu heiraten, haben Sie ihn nie wiedergesehen? Hat er Sie nie besucht?“
    Frau Treynstern blickte in die Ferne und seufzte.
    „Ich will ihn gar nicht wiedersehen. Obgleich das so nicht richtig ist. Tatsächlich will ich nicht, daß er mich wiedersieht. Ich würde es vorziehen, er behielte mich im Gedächtnis, wie ich war, und nicht als alternde Witwe, grau und faltig. Doch er braucht Hilfe, und ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß ihm etwas zustößt.“
    Cérise nickte.
    „Sie haben tatsächlich nie aufgehört, ihn zu lieben“, bemerkte sie trocken.
    „Könnten Sie das?“
    „Nein“, gab die Diva beschämt zurück. „Doch ich glaube auch nicht, daß ich tun könnte, was Sie getan haben. Einen öden Gatten ehelichen – das meine ich nicht als Beleidigung – und mich in ein braves, moralisch untadeliges Leben fügen, freiwillig.“
    Sophie lächelte.
    „Älter werden ist keine Angelegenheit, die man sich aussucht, meine Liebe, und ein bürgerliches, wohlgefälliges Leben hat seine Vorzüge. Ich habe meinen Sohn. Ich konnte meine Liebe auf ihn fokussieren. Wahrscheinlich habe ich ihn verzogen. Mein Gatte war ein gutmütiger, freundlicher Mann. Ich mochte und respektierte ihn. Ich habe um ihn getrauert, als er viel zu früh starb.“
    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, und Sophie sah, daß Cérise noch eine weitere Frage quälte, die sie aber nicht zu stellen wagte. Die Witwe lächelte.
    Corrisande sagte nichts. Es war offensichtlich, daß die Unterhaltung der beiden über den dunklen Grafen eine sehr private Angelegenheit war. Sie konnte sich lebhaft an ihn erinnern, an seine Anmut und seine überraschende Freundlichkeit und Wärme.
    Doch um ihn machte sie sich keine Sorgen. Was für Gefahren den Sí auch immer bedrohten, er hatte seine übermenschliche Kraft, nicht zu vergessen seine Magie, auf die er zählen konnte. Ihrem Mann hingegen stand zum Überleben nur menschliche Kraft und seine außergewöhnliche Dickköpfigkeit zur Verfügung – und natürlich McMullen.
    Sie sah die herben Gesichtszüge ihres Gemahls vor sich, seinen Ausdruck, als er gedacht hatte, er müsse sie töten, um sie vor einem noch grausameren Schicksal zu bewahren. Fast konnte sie seine fieberhafte Besessenheit spüren, dann schien das Bild zu verlaufen, und ein wölfisches Antlitz mit ebenso gelben Augen blickte sie an und fletschte die Zähne. Das schnauzenartige Maul zeigte das Trugbild eines Lächelns, war nah, immanent und grauenhaft. Es erkannte sie und strebte ihr entgegen – und mußte doch nur auf sie warten. Die Erkenntnis krampfte ihr das Herz zusammen, als hätte jemand einen Dolch hineingerammt.
    Sie merkte nicht, daß sie gefallen war, bis die beiden anderen Frauen neben ihr waren, jede auf einer Seite.
    „Was ist? Können Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher