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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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angeborenen Hang zum Schabernack, aber diese Einschätzung ist mehr als unfair.
    Diesmal nämlich bin ich auf etwas wirklich Wichtiges gestoßen! Wenn es tatsächlich wahr ist, habe ich vielleicht eine Möglichkeit gefunden, Schottland vom englischen Joch zu befreien!
    Ich kann mir vorstellen, wie Du jetzt die Stirn runzelst, ein bißchen ungläubig und ein bißchen entrüstet schaust und mir erklärst, solche Ansichten seien nicht mehr zeitgemäß. Ich weiß, wir haben nicht die gleichen politischen Ansichten, aber ich denke doch, Du stündest – gäbe es nur eine realistische Hoffnung – einer Befreiung unseres schottischen Vaterlandes nicht im Wege. Du bist viel schottischer, als Du zu sein vorgibst. Du bist auch viel aufgeschlossener als Papa, der mich immer nur anschreit und einen unreifen, wirrköpfigen Taugenichts nennt, wenn ich versuche, mit ihm über Politik zu diskutieren. Wie er sich Schotte nennen kann, ohne sich zu schämen, weiß ich nicht. Er ist ein steifer, britischer Bourgeois.
    Ich weiß – es geziemt sich nicht, so über meinen Herrn Papa zu sprechen. Doch Du warst immer schon viel weltoffener als er. Vielleicht ist es ja Dein Beruf, obgleich ich nicht sagen kann, daß ich den allzusehr schätze. Papa gibt nicht einmal zu, daß er einen Bruder hat, der sich als Profession die Magie erwählt hat. Wenn man ihn nach Dir fragt, so sagt er, Du seiest Wissenschaftler und lebtest sehr weit entfernt.
    Doch ich schweife ab. Ich gebe Dir recht, ein Krieg mit England wäre für Schottland nicht zu gewinnen. Aber ich bin unvermutet auf etwas gestoßen, das die Kunst der Kriegsführung komplett revolutionieren könnte. Reguläre Armeen würden überflüssig. Natürlich nur, wenn stimmt, was ich gehört habe, und eben das weiß ich nicht genau. Ich habe den Mann, der mir davon erzählte, in einem der Gasthöfe am Seeufer getroffen, in einem kleinen Wirtshaus mit Poststation. Es ist etwas rauher als das Etablissement, in dem wir abgestiegen sind. Jedenfalls hatten wir eine wirklich gute Unterhaltung, um so besser, als Mr. Swithin nicht dabei war und keine seiner sauertöpfischen Kommentare über die Sünde der Trunksucht oder den Umgang mit dem niederen Volke von sich geben konnte.
    Das Lokal erreicht man am besten per Boot, und es war ein Heidenspaß, überhaupt erst hinzukommen. Leider habe ich nicht den berühmten Wassermann vom Grundlsee zu Gesicht bekommen.
    Jedenfalls traf ich in diesem Gasthaus diesen Kerl. Er war nicht einfach zu verstehen, obgleich ich recht gut Deutsch kann, doch sein Dialekt ließ die Sprache sehr fremd klingen. Ich bin mir jedoch sicher, daß ich verstanden habe, was er erzählt hat. In den Bergen wird eine Maschine gebaut, die die taktische Kriegsführung von Grund auf verändern wird. Moderne Technik! Dampfkraft! Stell Dir das nur vor! Man bräuchte nie mehr reguläre Armeen. Nur dieses – Etwas.
    Ich weiß, das klingt ziemlich absurd. Doch er machte nicht den Eindruck eines Lügners, wenngleich er recht angeheitert war. Voll wie eine Strandhaubitze, um genau zu sein. Aber wenn er nicht betrunken gewesen wäre, hätte er mir sicher nichts davon erzählt. Er hat mir sogar die Richtung gewiesen, in die man muß; etwas von einem dritten See. Das Gebiet hier ist voller Seen, und es klingt so spannend und ominös. Ich muß einfach herausfinden, was dahintersteckt.
    Ich werde heute nacht versuchen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Ich habe ein Fischerboot gemietet und Angelzeug. Ich bin ja nicht von Natur aus übelwollend, doch ich muß sagen, ich hoffe, Swithins Influenza fesselt ihn noch ein paar Tage ans Bett.
    In meinem nächsten Brief erzähle ich Dir mehr. Drück mir die Daumen – oder was immer es ist, das Meister der arkanen Künste tun, wenn sie jemandem Glück wünschen.
    Dein Dich liebender Neffe
    Ian McMullen
    Gasthaus zur Krone
    Grundlsee, 2. September 1865
    Sehr geehrter Mr. McMullen,
    so sehr es mir auch widerstrebt, Bote einer so furchtbaren Nachricht zu sein, kann ich es doch nicht mehr länger hinauszögern, Sie über eine schreckliche Tragödie zu informieren. Ich fürchte, ich habe das Schlimmste zu vermelden. Ihr Sohn wird seit vier Tagen vermißt. Die örtlichen Behörden in Person des sogenannten Viertelmannes und sogar der Bürgermeister dieser kleinen Gemeinde sind mir außerordentlich behilflich gewesen und haben Suchtrupps zusammengestellt, die nach dem jungen Herrn sowohl in den Bergen als auch an den Seen gesucht haben. Leider haben diese
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