Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Truppen obsolet machen würde.
    Seine Heimat würde in Zukunft jeden Krieg gewinnen. Rebellierende Italiener, streitsüchtige Ungarn und freiheitsfaselnde Böhmen würde man schlichtweg ignorieren. Ebenso die Preußen, diese arroganten Militaristen mit ihrem überschlauen Minister Otto von Bismarck.
    Die Maschine mußte nur fertig werden, und Hardenburg würde Streitigkeiten in Zukunft im Alleingang lösen. Hardenburg-Kanone hatte er sie getauft. Wie auch sonst?
    Einige Probleme waren noch nicht gelöst. Die Maschine war groß. Um sie entwickeln und testen zu können, ohne irgendwelche unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen, hatten sie sich ins Tunnelsystem der Berge zurückziehen müssen. Im Salzkammergut gab es verlassene alte Salzstollen, die niemanden mehr interessierten. Unerforschte, salzglitzernde Kalkhöhlen durchzogen das gesamte Karstgebirge. In dieser gebirgigen Einöde hatten sie ihr Projekt verwirklicht und der Vollendung entgegengeführt.
    Freilich wußte er, daß ein Großteil des Erfolges von ihrem neuen Meister des Arkanen abhing. Ohne die Einbindung magischer Künste hätte die Idee nie Gestalt annehmen können. Es war kühn, moderne Dampfkraft mit Magie zu verknüpfen. Er selbst war kein Magier, doch er hatte gewußt, daß sie einen brauchen würden.
    Zunächst hatte Hardenburg Zweifel gehabt, daß der neue Magier, den man ihm gesandt hatte, der richtige war. Der Mann war blind, seltsam und oft völlig unzugänglich. Seine Haut war gezeichnet von grauenhaften Brandnarben, die ihn so entstellten, daß es schwierig war, ihm überhaupt ins Gesicht zu sehen. Doch man mußte ihm nicht in die Augen blicken, wenn man mit ihm sprach. Er hatte keine.
    Seine Macht war außergewöhnlich. Nach seinem Namen gefragt, hatte er sie angewiesen, ihn Meister Marhanor zu nennen.
    Meister Marhanor war erst im Mai zum Projekt gestoßen, just zu einem Zeitpunkt, als Hardenburg ernste Zweifel kamen, ob seine Theorie sich jemals beweisen ließe, und die Aussicht, in der Vergessenheit zu versinken, hatte ihm beinahe ebensoviel Unbehagen bereitet wie die, den Zorn eines bestimmten Herrn im Kriegsministerium auf sich zu ziehen.
    Dabei war es die Schuld der ministerialen Verschwörer, daß sie anfangs kaum Fortschritte gemacht hatten. Er hatte ihnen von Anfang an gesagt, sie bräuchten einen erstklassigen Meister der arkanen Künste. Der Salonzauberer, den sie ihm zunächst zur Unterstützung gesandt hatten, war mit seinen Mesmerismus-Instrumenten, seinem Pendel und seinem nervösen Gekicher gewiß nicht die richtige Wahl für ein so ehrfurchtgebietendes Projekt gewesen.
    Der Mann war während des ersten Testlaufes ausgebrannt. Nicht mit tatsächlichen Flammen, aber doch so gut wie. Er lebte noch, als man ihn aus dem Kontrollsitz hob, war so lebendig wie eine Runkelrübe. Nur noch die Hülle menschlichen Daseins war übrig. Seine innere Essenz, seine Seele war in Flammen aufgegangen.
    Letztlich war es das, was die Maschine tat. Sie transmutierte arkane Energie in physische Zerstörungskraft.
    Magische Energie war in vielen Dingen der Natur vorhanden. Hardenburg war kein Magier, doch er wußte das. Arkane Energie hatte die Fähigkeit, die Naturgesetze zu brechen. Er hatte das sehr klar gesehen, als er einige Jahre zuvor einem einflußreichen Freund geholfen hatte, eine Dryade zu vernichten, die dessen Tochter an sich gebunden hatte. Die Kreatur war schwierig zu töten gewesen. Die Energie, die sich entlud, während die Dryade starb, war wie ein Feuersturm gen Himmel explodiert, ein glänzender, vollständig lotrechter Regenbogen, der die Wolken durchschnitt, ehe er mit einem Blitz zurück in den Boden fuhr.
    Ursprünglich hatten sie die Kreatur für die Forschung fangen wollen, hatten gar einen besonderen Käfig dafür bauen lassen, dessen Außenseite mit Kalteisen verstärkt war, jener seltenen metallischen Substanz, die angeblich die Fähigkeit hatte, das Leben eines Feyons zu beenden. Doch die Macht der Kreatur war viel größer gewesen, als sie angenommen hatten, und so waren sie schließlich froh gewesen, sie nicht gefangen, sondern gleich getötet zu haben.
    Immerhin hatte das Spektakel Hardenburg zu einer Idee inspiriert. So viel Energie mußte nutzbar sein. Arkane Kraft als physikalische statt als metaphysische Energiequelle anzuzapfen – das wurde sein Plan.
    Wissenschaftler beschäftigten sich nicht mit Metaphysik. Sie ignorierten Magie oder leugneten deren Existenz. Ein Universum mit berechenbaren physikalischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher