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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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lieber um den See wandern, statt ein Boot zu nehmen“, schlug Corrisande plötzlich vor.
    „Es ist ein weiter Weg nach Gössl, und es gibt keine richtige Straße. Ich habe mich erkundigt“, gab Sophie zurück. „Ein sehr langer Spaziergang.“
    Corrisande legte die Gabel aus der Hand und blickte auf ihr halbverzehrtes Mahl.
    „Ich möchte nur nicht wieder diesem … Mann … im …“
    Sie hielt inne, unfähig, ihre Begleiterinnen anzusehen.
    „Haben Sie Angst, daß er uns angreifen wird?“ fragte Cérise. „Diese Boote sind nicht sicher. Ein starker Feyon, der auf etwas Wert legt, das sich im Boot befindet, kann sie ohne Probleme kentern.“
    „Ich glaube nicht, daß er das tun wird. Diese … Mutterstimme war ziemlich streng mit ihm. Vielleicht gibt es ja unter den Sí Hierarchien? Ich weiß es nicht.“
    „Liebe Corrisande, wenn ich je über mich herausfinden sollte, daß in meinen Adern ein Anteil Feyonblut fließt, würde ich versuchen, möglichst viel darüber in Erfahrung zu bringen“, schalt Cérise. „Wie kann es sein, daß Sie so gar nichts wissen? Mon Dieu ! Seit einem halben Jahr ist Ihnen Ihre Eigentümlichkeit nun schon bewußt. Haben Sie denn nicht recherchiert?“
    „Sie lieben einen Feyon und wissen auch nicht mehr!“ verteidigte sich Corrisande patzig. „So wie Sie haben Philip und ich auch … andere Interessen, und wenn ich nie mehr in meinem Leben mit Feyondingen konfrontiert würde, wäre ich nur allzu glücklich. Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, zu wissen, daß man anders ist – und daß Menschen, die Sie gar nicht kennen und denen Sie nichts zuleide getan haben, Sie dafür töten wollen. Nur weil sie glauben, sie täten der Menschheit damit einen Gefallen. Ich war Gefangene der Bruderschaft. Ich versichere Ihnen, das war kein Spaß.“
    „Wenn schon. Sie haben doch überlebt!“ gab Cérise gelangweilt zurück.
    „Weil Philip mich gerettet hat!“
    „Sie haben sich ganz allein gerettet, soweit ich weiß.“
    „Ich wäre …“
    „Nicht streiten, Kinder“, unterbrach Sophie, ganz die gestrenge Direktorin einer Höheren Töchterschule. „Wir haben keine Zeit dafür. Wir nehmen das Boot, und wenn wir dieses Abenteuer überstanden haben, werden Sie, Corrisande, sich mit Ihrem Erbe auseinandersetzen, und Sie, Mademoiselle Denglot, mit Arpad über Religion und Philosophie plaudern. Er hat einen wachen Geist und spannende Ansichten. Jetzt wollen wir die Tafel aufheben und uns fertigmachen. Ich empfehle warme Mäntel.“
    Als sie aus der Poststation traten, nahm die Schönheit der Landschaft sie wiederum gefangen. Die Herbstsonne schien, und der See funkelte silbrig blau. Die Bäume leuchteten in Rot- und Goldtönen mit etwas Hellgrün dazwischen. Ein trügerisch vollkommener Tag.
    Der junge Mann half ihnen schweigend ins Boot. Er trug auch den Picknickkorb und stellte sich im Heck des Bootes ans Ruder.
    In ihrer behandschuhten Hand hielt Cérise einen zu ihrem Kleid passenden Sonnenschirm und erweckte den Eindruck einer entspannten Touristin, die sich auf einen netten Spaziergang vorbereitete. Wie immer war ihr Kleid für den Anlaß viel zu prächtig und der Schmuck teuer und exquisit. Ihr warmer Mantel lag über ihren Knien. Sie lächelte den jungen Mann an, der zurückgrinste und sie mit augenscheinlicher Freude betrachtete.
    Corrisande trug kräftige Schnürstiefel, ihr Sportkostüm mit den unerhörten Hosen und hatte nicht nur ihren Mantel, sondern auch eine wollene Stola dabei, die sie sich um die Schultern geschlungen hatte. Stola und Sportkostüm paßten nicht zusammen, doch das war ihr egal. Ihren Mantel hatte sie sich zu Füßen gelegt. Sie war blaß und hatte sich den Schleier ihres Hutes über das Gesicht gezogen, obgleich sie sehr wohl wußte, daß diese Maßnahme sie nicht im mindesten vor dem grünhaarigen Feyon verbergen konnte.
    Sophie trug vernünftige Jagd- und Wanderbekleidung in Grau- und Grüntönen. Auf ihrem grünen Hütchen wippten Fasanenfedern. Ihre Hände steckten in dünnen Lederhandschuhen und waren artig in ihrem Schoß gefaltet.
    Ein Weilchen war außer dem Rudergeräusch nichts zu hören. Die Stille war seltsam universell.
    Das Boot schwankte heftig, als das Antlitz des Feyons neben ihm auftauchte. Corrisande brauchte eine Weile, um festzustellen, daß es ihre eigene Panikreaktion gewesen war, die das Boot ins Schlingern gebracht hatte, nicht etwa ein Angriff ihres Liebhabers der vorigen Nacht.
    Eine schwimmhäutige Hand balancierte
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