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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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Hoffnung, er würde nicht wach.
    Natürlich hätte sie es ihm sagen müssen, doch zuerst war sie nicht sicher gewesen, dann hatte sie es nicht glauben wollen, und schließlich fand sie es auch noch schwierig, sich überhaupt damit abzufinden. Sie erwartete ein Kind, und ihr Mann war fort.
    Ein halbes Jahr waren sie jetzt verheiratet, und sie hätte damit rechnen müssen. Philip war ein heißblütiger Mann. Beide genossen die ausgeprägte Körperlichkeit des jeweils anderen. Sie liebten einander so sehr, daß es schon fast ungewöhnlich war, und natürlich wollten sie Kinder. Nun, er jedenfalls. Sie hatte gehofft, die Produktion von Stammhaltern würde noch etwas auf sich warten lassen. Sie war nicht einmal sicher gewesen, ob sie würde empfangen können. Sie war kein Mensch.
    Ihre Eltern waren normale Menschen. Doch in ihr hatte sich ein kleiner Anteil Feyonblut, ein Erbe aus uralter Zeit, bemerkbar gemacht. Erst seit einem halben Jahr wußte sie es. Manchmal nannte Philip sie sein Nixchen. Es machte ihm nichts aus, daß seine Frau weniger – oder mehr – als ein Mensch war. Ihre unheimliche Abstammung war keinesfalls augenscheinlich, solange sich nicht jemand auf die Kunst verstand, arkane Messungen in ihrer unmittelbaren Nähe durchzuführen.
    Sie war also kein richtiger Mensch, und nun war sie in anderen Umständen. Der Gedanke, was sie da in sich trug, erfüllte sie mit Angst. Philip hatte in seiner Jugend selbst ein schreckliches Erlebnis der übernatürlichen Art gehabt, und dieses Ereignis hatte ihn von Grund auf verändert, nicht nur sein Wesen und seinen Lebensweg, sondern auch sein Aussehen und seine ganze physische Ausstrahlung.
    Sie waren beide keine gewöhnlichen Menschen, und niemand konnte wissen, was sie unter dem Herzen trug. Fragen konnte sie auch niemanden. Man konnte nicht zu einem Doktor oder einer Hebamme gehen und sagen: „Entschuldigen Sie, ich kann unter Wasser atmen, und mein Mann sieht mit den gelben Augen eines monströsen Götzen. Können Sie mir sagen, ob das Einfluß auf unsere Kinder haben wird?“
    Wenn er nur wieder bei ihr gewesen wäre! Sie waren nach München gereist, um böse Erinnerungen auszutreiben. So wie man nach einem Sturz vom Pferd gleich wieder aufsteigen mußte, hatte Philip gesagt. Sie hatte zugestimmt. Um die Alpträume zu bekämpfen, ihre wie seine.
    Nach ihrer hastigen Hochzeit hatten sie keine Flitterwochen gehabt. Also waren sie im Herbst ersatzweise nach München gefahren, dorthin, wo sie einander gefunden hatten. Es hätten nette Ferien werden können.
    Doch dann war McMullen angekommen. Der Meister des Arkanen hatte besorgt ausgesehen – und ihr gegenüber zudem schuldbewußt. Er kam mit schlimmer Kunde und einer Bitte um Hilfe.
    Ihr Mann hatte den aktiven Dienst quittiert, nachdem sie geheiratet hatten. Als Offizier hatte er das unstete Leben eines Spezialagenten geführt, als Detektiv, als Spion, als Mann für spezielle Aufgaben. Sein Werdegang beinhaltete eine armselige Kindheit als Dieb und Einbrecher und ein späteres Leben als adoptierter Sohn eines englischen Gentlemans. Die Kenntnis zweier so unterschiedlicher Welten machte ihn für Sondereinsätze besonders geeignet.
    Seine Vergangenheit war so undurchsichtig wie die seiner Frau, doch sie hatten ihr unstetes Leben aufgegeben, um angesehene Angehörige der guten Gesellschaft zu werden, und obgleich niemand Philip mehr befehlen konnte, für sein Land auf gefährliche Abenteuer zu gehen, hatte er nun doch auf einmal eine Art Auftrag. McMullen war ein Freund, und er brauchte Hilfe.
    Philip hatte mit ihr darüber gesprochen. Er wußte, daß sie Geheimnisse bewahren konnte, daß er ihr mehr an Erklärung schuldete als ein „Ich muß es tun. Mach dir keine Sorgen.“
    Sie machte sich aber Sorgen. Sie wußte, er war stark, erfinderisch und umsichtig, doch sie wußte auch, daß die Angelegenheit gefährlich werden konnte. Zwei Menschen waren spurlos verschwunden, McMullens junger Neffe und sein Privatlehrer, der seinen Schützling auf dessen „Grand Tour“, der üblichen transeuropäischen Bildungsreise für junge Herren, begleitete. McMullen wollte sie wiederfinden, und er brauchte Unterstützung: Philip mit seiner Spezialausbildung.
    Ein Hilferuf eines Freundes. Das konnte man nicht ignorieren.
    Sie hatten gepackt und den Zug nach Österreich genommen, so weit der in die Berge fuhr. Dann hatten sie sich eine Kutsche gemietet und schließlich mit einem Boot den Traunsee überquert. Bis nach Bad Ischl
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