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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz
Autoren: Ines Eberl
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machte, schutzlos ausgeliefert sein. Der Mann stützte seinen linken Ellenbogen auf und versuchte stöhnend, sich aufzurichten.
    »Hilfe!«, rief er heiser. »Hilfe!«
    Mühsam verrenkte er den Kopf nach hinten und blickte zu den geschlossenen Holzläden der Almhütte hinauf, vor der er auf der Hausbank seinen Rucksack und den daran gelehnten Bergstutzen erkennen konnte. Mit einem tiefen Atemzug krallte er die linke Hand in die Zweige des Wacholderstrauches, unter dem er seit Stunden lag. Er versuchte, sich aufzusetzen. Der Schmerz in seinem Rücken raste, das Blut dröhnte in seinen Ohren. Er schaffte es nicht. Er konnte sich nicht hochziehen. Sein kräftiger vierundzwanzigjähriger Körper und die mit Nässe vollgesogene Kleidung waren zu schwer für seine ermüdeten Arme.
    Der Mann zitterte so heftig, dass er sich nicht mehr an den Zweigen festhalten konnte. Erschöpft ließ er sich wieder auf den feuchten Loden seines Wetterflecks sinken.
    »Hilfe«, murmelte er. »Hilfe.«
    Nach und nach verlangsamte sich sein Atem, und eine tiefe Müdigkeit ergriff von ihm Besitz. Der Schrei eines Uhus durchbrach die Stille. Noch einmal öffnete der Mann die Augen und blickte ins Tal hinab. Um ihn herum war der Nebel nur noch ein dünner, sich auflösender Dunst, doch unter ihm wogte ein dickflüssiges Wolkenmeer. Dunkelheit griff nach ihm, und eine schläfrige Teilnahmslosigkeit breitete sich in ihm aus. Da hörte er das Geräusch.
    Plötzlich war der Mann hellwach. Er lauschte in die Nacht hinaus, doch er konnte nur das Rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren hören. Da war nichts.
    Er schloss die Augen. Da hörte er wieder das Geräusch. Er hatte sich nicht getäuscht. Schritte näherten sich ihm von hinten. Sein Herz begann wie wild zu schlagen. Mit einer letzten Anstrengung wandte er den Kopf.
    Die Sicht hatte sich vergrößert, und in der klaren, eisigen Luft konnte er deutlich eine dunkle Gestalt über den steinigen Pfad neben der Hütte herabsteigen sehen. Direkt über ihm blieb sie stehen.
    »Gott sei Dank«, flüsterte der Mann. »Du bist es.«
    Die Gestalt hob ihr Gewehr, zielte und drückte ab.
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