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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3
Autoren: Kathryn Smith
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lassen, wie es im heutigen Jargon hieß. Dennoch sprach es unbedingt für sie, dass sie seine Bedürfnisse über ihre eigene Verzweiflung stellte.
    Sie schaltete das Licht ein - eher für sich, denn Saint sah auch im Dunkeln sehr gut
    - und ging voraus eine steile Treppe hinunter, die in den Keller des Hauses führte.
    Unten war es kühl und roch etwas modrig. Hier war keine Spur mehr von der Wärme des oberen Stockwerks.
    Emily musste ihn eigentlich nicht bringen, denn er kannte den Weg, aber er wollte wissen, was eine so tiefe Trauer über das Etablissement gebracht hatte. Also folgte er ihr schweigend, bis sie vor einem schlichten Kleiderschrank stehen blieb, der den Anschein eines alten abgestellten Möbels erweckte. Diesen öffnete sie, schob ein paar Kleider beiseite, die erstaunlich frisch dufteten, und ging hinein. Saint wartete, bis er ein leises Klicken hörte, ehe er ebenfalls in den Schrank stieg und die Türen hinter sich schloss. Dann trat er durch die falsche Rückwand in ein Gemach, das eines Königs würdig gewesen wäre.
    Und sich ausgezeichnet für einen Vampir eignete.
    Die Räumlichkeiten erstreckten sich über die gesamte Länge des Hauses und darüber hinaus ein gutes Stück unter die Straße. Niemand würde ohne aufmerksame Prüfung bemerken, dass der Keller nicht so groß war, wie er sein sollte, und selbst wenn, dürfte kaum jemand einen Geheimraum vermuten.
    Der Staub- oder Modergeruch war verschwunden. Das Gemach war mit Bedacht auf Komfort gestaltet worden dafür hatte Reign gesorgt. Die Wände waren halbhoch mit dunklem Holz vertäfelt, das einen hübschen Kontrast zu den geweißten Decken bildete und sehr schön zu den bordeauxroten Tapeten mit den handgemalten chinesischen Vögeln passte, die im sanften Lampenschein schimmerten. Auf dem Boden lag ein schwarzer Teppich, ebenfalls chinesisch, in dessen Mitte sich ein rotgoldenes Drachenrelief erhob.

    Übertrieben? ja. Geschmacklos? Nein.
    Natürlich gab es keine Fenster, allerdings ein Himmelbett, das hinreichend Platz für vier Erwachsene bot. Saint wusste es aus Erfahrung, hatte er es doch vor langer Zeit mit drei der schönsten Damen des Maison Rouge erprobt - als solche Dinge noch amüsant waren.
    Es existierte weiteres Mobiliar in Form eines Kleiderschranks, eines Phonographen auf einem Mahagonitisch sowie einer Kommode mit allem, was der vornehme Herr an Toilettenartikeln brauchte. Seitlich des Bettes befand sich der Eingang zum Ankleidezimmer und Bad, gegenüber einem kleinen Sitz- und Essbereich.
    Saint schritt über den weichen Teppich und stellte seinen Koffer neben dem Bett ab.
    Viel hatte er nicht dabei, besaß er gar nicht, aber sollte das Maison Rouge der Tradition treu geblieben sein, würde er eine Auswahl an Kleidung im Schrank finden, die ihm wie auf den Leib geschnitten war.
    Dieses Gemach und alles, was zu ihm gehörte, war der Grund, weshalb das Maison Rouge ein sicherer Unterschlupf für Saint und seine vier ältesten Freunde war. Sie waren gemeinsam zu Vampiren geworden, und Reign richtete dieses Haus als einen Ort ein, an den sie kommen konnten, wenn sie Ruhe, Nahrung oder ein Versteck suchten. Im Gegenzug boten sie den Damen, die hier lebten und arbeiteten, ihren Schutz an.
    Damen wie Emily, auf die sie bis zu deren Tod achtgeben würden.
    Samt drehte sich um. Das kleine zarte Geschöpf stand in der Tür, verhüllt von schrecklichem Schwarz. Trauerkleidung.
    »Madeline wird sehr erfreut sein, Sie zu sehen, Mr. Saint.« Bildete er es sich ein, oder trillerte ihre Stimme ein bisschen?
    »Meine liebe Emily, erzähl mir, was geschehen ist! «
    »Tod.« Sie schüttelte den Kopf, und ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    »Ein Kunde?« Bei Etablissements wie diesem war es nicht ungewöhnlich, dass um einen wohlhabenden Kunden getrauert wurde, vor allem wenn der fragliche Gentleman starb, während er die Annehmlichkeiten des Hauses genoss.
    Wieder schüttelte sie den Kopf, und diesmal stahl sich eine einzelne Träne aus ihrem Auge und kullerte ihr über die von winzigen Falten gezeichnete Wange.
    »Doch nicht eines der Mädchen?«
    »Zwei.«
    Samt betrachtete sie. Ihm fiel auf, dass nun ihre beiden Wangen tränennass waren, und sie sah so schwach aus, so … gebrochen. Als hätte ihre ganze Welt sich unwiderruflich verändert. »Wie?«
    »Mord«, antwortete eine Stimme hinter Emily.
    Saint war so auf Emily konzentriert gewesen, dass er gar nicht mehr auf den Rest des Hauses
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