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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3
Autoren: Kathryn Smith
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mochte Männer mit einem angenehmen Äußeren -nett anzusehen mit einem gewinnenden Lächeln. Dunkle Typen hingegen, die sie ansahen, als wäre sie ein Lamm und er ein hungriger Löwe, gefielen ihr nicht. Saints dunkle Augen machten sie nervös, war es doch so schwierig, darin zu lesen, was in seinem Kopf vorging. Und sein vollkommen geschnittener Mund war schlicht unverschämt, so wie er sich kaum merklich zu einem nahezu verächtlichen Lächeln bog.
    Man könnte eine wunderschöne photographische Aufnahme von ihm machen, und dafür hasste sie ihn. Überhaupt stand Ivy kurz davor, ihn zu hassen, doch warum?
    War die Schulmädchenschwärmerei schuld, die sie längst überwunden geglaubt hatte, nur um zu spüren, wie sie sich aufs Neue in ihr regte, kaum dass sie ihn sah?
    »Sein Haar mochte ich immer sehr«, bemerkte ihre Mutter beinahe verträumt. »Ist es noch lang?«
    »Bis zum Kragen.« Ivy weigerte sich zu erwähnen, wie dunkel und dicht es war oder wie die sanften Wellen seine kantigen Züge umrahmten.
    Madeline seufzte. »Dann hat er es abgeschnitten. Was für ein Jammer! Alle Mädchen hier wollten mit ihm ins Bett, bloß um mit diesem Haar zu spielen.«
    Ivy sollte ob dieser unverblümten Bemerkung vermutlich schockiert sein, aber sie war schließlich in einem Bordell aufgewachsen. Und so prätentiös und vornehm das Maison Rouge auch sein mochte, schockierte sie kaum mehr etwas, das mit sexuellem Gebaren zu tun hatte.
    Ihr weiblicher Körper war ihre teuerste Ware und ihr Herz ihre wertvollste, pflegte Ivys Gouvernante stets zu sagen. Falls sie eines von beidem hingab, sollte der Preis tunlichst angemessen sein.
    Vor zehn Jahren hätte Saint ihr Herz und ihre Tugend für ein Lächeln bekommen können. Leider hatte er Ivy damals kaum beachtet.
    »Wir sind nichts als Nahrung für ihn! Ist dir Gerechtigkeit für Goldie und Clementine denn gleich?«
    Ein Blick war alles, dessen es bedurfte, damit Ivy begriff, dass sie zu weit gegangen war.
    »Ivy Abigail Dearing! « Der besondere Tonfall ihrer Mutter brachte Ivy verlässlich dazu, sich kerzengerade zu machen. »Einzig die Tatsache, dass ich deinen Kummer teile, hält mich davon ab, dich zu ohrfeigen. Widersprich mir, soviel du magst, aber wage es ja nicht, zu unterstellen, dir läge das Wohlergehen meiner Mädchen mehr am Herzen als mir! «
    Zerknirscht nickte Ivy. »Ja, Mama. Ich bitte um Verzeihung, doch ich teile nun einmal nicht dein großes Vertrauen in Saint.«
    Also wahrlich, allein der Name des Vampirs war lachhaft! Samt, von wegen! Heilige teilten nicht jede Nacht das Bett mit einem neuen Mädchen - manchmal gar mit dreien.
    »Liebes, ich vertraue ihm mein Leben an, und das solltest du ebenfalls.«
    »In Gottes Namen, warum?« Sie würde ihm nicht einmal einen zarten Schnitt in ihrem Finger anvertrauen, von ihrem Leben ganz zu schweigen.
    »Weil ohne Saint weder du noch ich hier wären.« Als Ivys Magen vernehmlich knurrte, grinste ihre Mutter. »ja, auch wenn es dir nicht behagt: Der Vampir, dem du nicht vertrauen willst, ist derselbe Mann, der mich gerettet und hergebracht hat. Du verdankst ihm dein Leben. «
    Bei Clementines Beerdigung am Nachmittag dachte Ivy immer noch an die überraschende Erklärung ihrer Mutter, obwohl deren bisheriges Schweigen über Saints Rolle in ihrer beider Vergangenheit angesichts des Kummers um die tote Freundin verblasste.
    Warum hatte sie nie gewusst, dass es Saint gewesen war, der ihre Mutter vor einem langsamen kalten Tod in Londons Straßen bewahrt hatte? Er hatte sie allein, entkräftet und kurz vor der Niederkunft gefunden und ins Maison Rouge gebracht, wo sie nach Ivys Geburt arbeiten konnte, gut behandelt wurde und schließlich zur Madam aufstieg.
    Ivys Leben wäre ohne Saint nicht halb so angenehm verlaufen.
    Verdammt!
    Sie stand neben ihrer Mutter im feuchten Gras, einen winzigen Veilchenstrauß in der Hand. Außer ihnen waren die anderen Damen und Bediensteten des Maison Rouge sowie einige Familienmitglieder Clemmys dort. Alle standen um das kleine Erdloch herum. Die Luft roch nach feuchter, sauberer Erde und Blumen, und die Trauergemeinde schwitzte in ihrer dunklen Kleidung, weil eine für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Sonne auf sie herabschien.
    Ivy rann eine Schweißperle von der Schläfe über die Wange, doch sie ignorierte sie.
    Sollte sie ruhig über ihre Wange kullern, wo es die Tränen schon nicht taten. Wie gern hätte sie um ihre verlorene Freundin geweint! Noch lieber allerdings wollte sie den
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