Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
gelauscht und niemanden hatte kommen hören. Es war eine Sache, sich in diesem Versteck komfortabel und sicher zu fühlen, aber es war ausgesprochen dumm, deshalb sogleich alle Vorsicht fahren zu lassen. Er blickte zu der Frau, die gesprochen hatte, und prompt drohte das Eis, mit dem er sein Herz sorgsam umschloss, nachzugeben, während das ansonsten unaufdringliche Organ einen heftigen Schlag vollführte.
    Direkt an der Tür stand eine Dame, die Samt auf Mitte zwanzig schätzte. Sie sah zu selbstsicher aus, um jünger, zu frisch, um älter zu sein. Von Gestalt war sie recht groß, mit reizvollen Kurven und wie Emily ganz in Schwarz gekleidet. Ihr dichtes honigblondes Haar war zu einem strengen Knoten gebunden, was die klaren Linien ihres ovalen Gesichts betonte.

    Ihr Teint war der klassische der englischen Rose - blass mit rosa Wangen, ihr Mund voll und wohlgeformt, ihre Nase gerade mit einem kleinen Schwung an der Spitze nach oben, und ihre von dichten schwarzen Wimpern umrahmten jadegrünen Augen kamen Saint irgendwie bekannt vor.
    »Mr. Saint, darf ich vorstellen? Madelines Tochter, Ivy.«
    Nur für einen Sekundenbruchteil schaute er zu Emily, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ganz der betörend schönen jungen Frau widmete. Diese beobachtete ihn nur milde interessiert, wenn überhaupt.
    »Ivy«, wiederholte er dümmlich versonnen, denn ihm fiel das Baby ein, das sein Herz im Sturm erobert hatte, sowie das erblühende junge Mädchen, das sie bei seinem letzten Besuch gewesen war. » Guter Gott, sind Sie groß geworden! «
    Sie zog ihre hellbraunen Brauen hoch. »Es ist über zehn Jahre her. Der Einzige in diesem Raum, der sich nicht verändert hat, sind Sie.«
    Sie wusste, was er war. Das verriet ihre Stimmlage ebenso wie der amüsierte Blick, mit dem sie ihn bedachte. Trotzdem war es immer wieder ein wenig verstörend, zu erkennen, dass um ihn herum die Zeit verging, ohne sich in geringster Weise auf Saint auszuwirken. Er könnte sein Äußeres auf viele Arten verändern, doch im Grunde blieb er stets gleich.
    Allein.
    »Sie sagten Mord?« Er würde gewiss nicht zulassen, dass ihn dieses Kind nach solch kurzer Bekanntschaft schon verzauberte.
    »Beide Mädchen wurden getötet, Mr. Saint«, erklärte Ivy, und ihr heiserer Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht so gefasst war, wie sie sich gab. »Aufs brutalste.«
    Mord. Natürlich zählte es zu den Risiken von Prostituierten, dass sie bisweilen bei ihrer nächtlichen Arbeit misshandelt wurden, aber in einem Etablissement wie dem Maison Rouge war noch nie ein Mädchen verletzt, geschweige denn ermordet worden.
    »Das tut mir sehr leid.« Unangemessene Worte, doch er konnte sie nicht zurücknehmen. »Falls ich irgendetwas tun kann … «
    »Genaugenommen«, fiel Ivy ihm ohne Zögern ins Wort, »können Sie das.«
    Wie er bereits vermutet hatte. »Selbstverständlich. Was wünscht ihr? Das Geld für die Begräbnisse? Eine Entschädigung für die Familien?«
    »Nein, nichts ganz so Kostspieliges.« Der Anflug eines entschlossenen Lächelns umspielte Ivys wohlgerundete Lippen. Gleichzeitig bemerkte Saint, dass Emily die Stirn runzelte und die junge Frau besorgt ansah.
    Ivy trat ein paar Schritte vor, und Saint, der immer schon ein Narr gewesen war, was das schwache Geschlecht betraf, ertappte sich dabei, wie er einen Schritt in ihre Richtung machte. Ihr Lächeln wurde breiter, obgleich es nicht amüsiert schien.
    »Worum ich Sie bitten möchte, Mr. Saint, ist, dass Sie mir helfen, ihren Mörder zu fangen.«
    »Ihnen helfen?«, fragte er ungläubig. »Sie meinen, der Mörder ist noch auf freiem Fuß?«
    »Bedauerlicherweise ja.« Sie reckte das Kinn und blickte ihm in die Augen. »Sie müssen uns helfen.«
    Ihr Ton irritierte ihn. Er musste gar nichts. »Was ich eigentlich tun sollte, Miss Dearing, ist, mich ein wenig auszuruhen. Ich bin gewiss, Sie gestatten es mir, bevor ich mich zu irgendwelchen Mörderjagden verpflichte.«
    Mindestens zehn volle Sekunden lang sah sie ihn schweigend an, während sie ihre Lippen zu schmalen Linien zusammenkniff. Dann, ohne ein weiteres Wort, wirbelte sie auf dem Absatz herum und rauschte aus dem Raum, wie es nur eine sehr erboste Frau konnte. Emily folgte ihr dicht auf den Fersen.
    »Sie müssen sie entschuldigen, Mr. Saint. Miss Ivy und Madeline haben einen schrecklichen Verlust erlitten.«
    Saint antwortete mit einem knappen Lächeln. Verlust kannte er nur zu gut, und er wusste durchaus, wie schrecklich er sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher