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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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einquartirt, in der Nähe von der Piazza Campo de Fiore und nicht weit von dem großen und schönen Palazzo der Cancelleria, den hat der Borgia bauen lassen wann er Vizekanzler war und jetzt gehört er dem neuen Vizekanzler also dem Kardinal Ascanio Sforza.
    Bevor ich aus meiner Kammer auf die Straße geh frag ich einen der Diener wem das Gasthaus gehört. Der Diener scheint mir von der Frage überrascht und auch ein wenig besorgt und antwortet mir recht barsch dass es einer gewissen Vanozza Cattanei gehört und entfernt sich darauf mit einer Höflichkeit die würd man in Fiorenza einen Tritt in den Hintern nennen. Mir sagt dieser Name rein gar nichts und ich nenn ihn Euch einfach so wie er ist. Freilich haben sie uns zwei große Zimmer gegeben, nur die Aussicht ist ein wenig trist weil das Fenster wird von all den Dächern ringsherum ganz erstickt.
    Rom ist groß und man verirrt sich hier als wär man mitten auf den Feldern, doch so schön als wie unsere Stadt Fiorenza möge Gott sie beschützen ist sie nimmer nicht. Die Straßen sind voller Prozessionen von Bruderschaften und die Kirchen immer vollgestopft mit Volk und das Allerheiligste Sakrament wird bei jeder Gelegenheit ausgesetzt, kurzum, die Römer scheinen mir gute und fromme Christenmenschen. Trotzdem sieht man hier fürwahr nichts was so ist als wie unsere allerheiligste Kirche Sancta Reparata in Fiorenza und alle sagen sogar, sie wär viel herrlicher als die Kirche von San Pietro. Nemlich die Kirchen und Palazzi von Fiorenza sind voll schöner und prächtiger Dinge wogegen die Stadt vom Papst verfallen und kahl ist und sieht man auch allerorten viel Kühe auf Wiesen zwischen einer Kirche und der nächsten weiden und geben einen ekligen Gestank. Das ist doch verrückt hab ich mir gesagt, Padrone, was macht der Papst eigentlich, warum kümmert er sich nicht um Seine Stadt?
    Die Weiber auf der Straße murmeln unaufhörlich das Paternoster um ihre Tugend zu zeigen doch wann sie mich sehen so klebt ihr Äuglein am Salaì wie das vom Falken der die Maus erspäht, und so hat es gar keinen Zweck dass sie weiter ihr Gebet hersagen denn, Signior Padrone, man sieht sehr wohl dass auch sie nur die eine Sache im Kopf haben.
    Des Abends wann die Händler auf den Straßen endlich aufhören zu schreien Wein, Wein ich verkaufe Wein oder Fritelle, kauft Fritelle (die hab ich gekauft und mundeten mir köstlich) hört man hunderterlei verschiedne Sprachen von den Pilgern die herkommen sich segnen zu lassen. Sie reden florentinisch mailändisch neapolitanisch und venezianisch, auch sind viele Leute aus anderen Ländern da, so hab ich zum Beispiel eine Menge Teutsche gesehen die Bäcker sind und Brot verkaufen. Doch ist unter den Sprachen so man hier und da hört eine die ganz anders ist als alle andren, von der ich kein Wort verstehe wiewohl ich sie jedes Mal erkenne, denn die Hälfte der Worte schnalzt recht ordentlich auf den Lippen, die andre Hälfte aber erstickt in der Kehle als wie Steine die in einen Brunnen fallen.
    Meister Lionardo und ich haben im Wirtshaus de la Vacca grad gegenüber von unserer Herberge gegessen. Wie immer hat Lionardo gebeten dass ihm kein Fleisch servirt werde und so haben sie uns zwei Fladen mit Kräutern gebracht. Ich hab einen Bärenhunger und ess sofort den größren Fladen und wann Meister Lionardo mich schelten will frag ich, entschuldigt Vater, aber welchen hättet Ihr denn gewählt? Und er sagt, aus Anstand hätt ich den kleinren genommen, und ich erwidere, seht Ihr, das ist in der Tat jener den ich Euch gelassen. Aber Lionardo kann nicht lachen über meinen Streich im Gegenteil er bleibt die ganze Mahlzeit über brummig und rührt fast nichts an von den Speisen, schade denn der Fladen war sehr gut und am Schluss hab ich auch noch die Hälfte von seinem gegessen, das wird ihm eine Lehre sein so mit mir zu grollen.
    Stets mit Eifer in Euren Diensten
    Salaì

4.
    Mein geliebter Padrone ,

    um die Wahrheit zu sagen macht Lionardo mir Angst denn er scheint bekümmert und matt wie eine von diesen traurigen, vertrockneten Nonnen bei denen man sofort weiß dass sie denken, ach hätt ich doch besser geheiratet wenigstens würd ich dann die Strümpfe von meinem Mann waschen statt die der andren Nonnen und obendrein tät mein Mann es mir auch besorgen. Nach dem Mittagessen hat Lionardo mich fast drei Stunden allein gelassen ohne mir zu sagen wohin und mit wem er geht und sowas geschieht in Fiorenza niemals. Zum Glück weiß Euer Salaì sich in
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