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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller
Autoren: Hef Buthe
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Das Ding ist zu. Da spielt seit Wochen keiner mehr. Die da oben nehmen einem jede Freude.«
    »Halt die Klappe«, fuhr ihn einer seiner Kumpel an. »Wissen wir, wer dieser feine Pinkel mit seinem dicken Mercedes ist?«
    Jupp wackelte mit dem Kopf. »Ist mir egal. Das Stadion ist keine geheime Kommandosache. Und zu ist zu. Und ein Hotel gibt's hier auch nicht.«
    »Jupp. Du redest zu viel«, kam als Antwort.
    »So, tue ich? Und woher weiß dieser Mann etwas von der Linie 25?« Jupps Faust donnerte auf die Tischplatte. Die Becher hüpften. Aber sie waren leer und fielen um.
    »Es gibt eine Kneipe, die heißt Zum Jahnstadion. Die müsste aufhaben«, mischte sich die Wirtin ein, die bis dahin unseren Gesprächen unbeteiligt zugehört und den Grill geschrubbt hatte. Die Wurst war wirklich gut gewesen, und bis sieben Uhr hatte ich noch Zeit. Fünf kalte Frikadellen wechselten vom Hersteller zum Käufer. In Westmark.
    »Ein Zimmer hätte ich für Sie frei. Ist nicht so doll. Aber für 'ne Nacht würde es gehen. Ich bin übrigens Olga. Und dieser Schreihals Jupp ist mein Mann. Können Sie sich vorstellen, mit so 'nem Kerl dreißig Jahre verheiratet zu sein?«
    Die rundliche Frau wischte sich die Hände ab. Es war mehr ein Reflex als ein Reinigungsvorgang. Sie reichte mir die Hand aus ihrem Wurstkommandostand.
    »Das waren mindestens 32 Jahre zu viel«, knurrte Jupp. Seine Saufkumpane johlten Beifall. Olga schien das zu kennen. Sie putzte weiter.
    »Sie können sich das mit dem Zimmer ja noch überlegen. Zwanzig Mark die Nacht mit Frühstück. Das Bad können Sie auch benutzen, wenn diese Schnarchnase von Mann aus dem Haus und uff de Arbeet is. Grenzer, wenn Sie verstehen. An der Chausseestraße. Geht auf Schicht. Die haben alle Muffensausen, dass se bald nicht mehr gebraucht werden. Was glauben Sie, warum ich mich hier so abrackere?«
    Ich ließ ihre fettige Hand los und nickte stumm. Mein nicht einzuordnender Termin rückte näher. Den Treffpunkt auf dem Zettel hatte ich immer noch nicht ausfindig gemacht. Linie 25 spukte mir im Kopf herum. Was hatte die Information gebracht? Es war ein Lockvogelangebot eines Busfahrers gewesen. Jemand, der bestimmt mit ihm verwandt oder verschwägert war, hatte ihn beauftragt, einen Bonzen aus dem Westen zu einer Bruchbude in einer Seitenstraße zu locken, um ihm dort harte Westmark aus der Tasche zu ziehen. Die Männer waren inzwischen so betrunken, dass sie sich nur noch lallend in irgendwelchen Hasstiraden gegen Gott und Vaterland ergossen.
    Ein undefinierbarer grüner Kastenwagen knatterte ins Licht. Der Wind hatte gedreht. Der Schnee hatte seinen Fall von vertikal in horizontal geändert.
    Eine vermummte Gestalt stieg aus. Zog sich die Kapuze seines Parkas über das Gesicht. Drehte sich gegen die Schneewand. Ich musste warten. Der Wagen blockierte den Mercedes. Eine Tür quietschte und schlug blechern wieder zu.
    »Frau Olga, die Lieferung.«
    Der Mensch im Parka war ein Mann. Er trug einige Sperrholzkisten mit Gemüse herein. Setzte sie ab, klopfte sich den Schnee ab und überflog den Inhalt der Kisten anhand eines Zettels. Nickte. »Acht fünfzig macht das.«
    Olga überprüfte alles.
    »Musst du immer mit diesen Schlitzaugen Geschäfte machen? Die sind doch noch größere Gauner als die Stasi«, gurgelte Jupp. Er hatte jetzt ernsthafte Probleme, sich auf den Beinen zu halten. Seine Saufkumpane lagen bereits auf ihren Unterarmen und schnarchten.
    »Halt die Klappe. Morgen gibt's bei diesem Wetter Eintopf. Und die Schlitzaugen sind nun mal billiger als unsere. Die wollen nur noch Westmark. Und wie sollen wir das machen, wenn wir nur den Ostschrott einnehmen? Danke, Junge.« Sie zahlte. In Ostmark.
    Das war vielleicht eine Möglichkeit, doch noch mein Ziel um 19.00 Uhr zu finden. Ich kramte den Rest meiner verschütteten Vietnamesischkenntnisse zusammen.
    »›Jow. Ayng theyn la yi?« Was ungefähr so viel heißen sollte wie: Hallo, wie ist dein Name?
    Der junge Mann hielt auf dem Weg zu seiner Rostlaube von Lieferwagen mitten im Schritt inne. Stützte sich kurz auf der Motorhaube des Mercedes ab. Streichelte den Schnee von der Haube. Er verstand mich. Er war Vietnamese.
    »Phong Luc.« Er schaute auf. »Und außerdem sprechen Sie einen beschissenen Mekong-Dialekt«, kam die Antwort in nahezu akzentfreiem Deutsch. »Also, was wollen Sie von mir? Sind Sie ein Ami? Oder von der Ausländerpolizei? Ich habe nichts zu verbergen. Ich bin Student mit einem Stipendium hier in der DDR. Wollen
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