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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller
Autoren: Hef Buthe
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Plötzlich kam die Frau zurück und brachte noch eine Frau mit. Und die wollten zu Ihrer Anschrift gebracht werden.«
    »Wie sahen die Frauen aus?«
    Der Fahrer zuckte mit den Schultern.
    »Die, die sich umgezogen hatte, war eine Schwarze. Ein sehr hübsches Weib. Die andere eine ziemlich große mit Schlitzaugen. Zu jung für mich. Mehr weiß ich nicht.«
    »Weiter«, drängte ich. »Was hat Sie alten Profi so misstrauisch gemacht? Was war plötzlich so auffällig?«
    Der Fahrer fluchte. Es schneite stärker. Die Scheiben beschlugen.
    »Die Uniformierte unterhielt sich mit der anderen Frau in einer anderen Sprache. So, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Das konnte ich nicht verstehen. Nur sehen konnte ich, dass eine Pistole den Besitzer wechselte.«
    Er schwieg und kaute ein Drops.
    »Und dann? Gackern reicht nicht. Ich will das Ei gelegt sehen. Ich zahle auch den doppelten Fahrpreis.«
    Der Fahrer grinste und meldete sich über Funk bei der Zentrale ab. Er machte Feierabend.
    »Und dann habe ich die Damen an der Ecke zu Ihrer Straße abgesetzt. Hineinfahren konnte ich nicht. Da war ein Umzugswagen im Weg. Habe ihnen gesagt, dass Ihr Haus nur einhundert Meter die Straße runter liegt. Das war es. Die Fuhre hat sich für mich gelohnt. Wann soll ich Sie wieder abholen?«
 
    Den Haustürschlüssel konnte ich nicht so schnell einfädeln, wie die Tür aufgerissen wurde.
    »Herr Stösser?« Ich nickte.
    »Kripo Köln. Wir warten schon auf Sie.« Die beiden Männer wedelten mit meinem Titelblatt.
    »Können wir Sie mal unauffällig ein paar Minuten sprechen? Am besten in Ihrer Wohnung? Es geht nur um ein paar grundsätzliche Fragen.«
    »Das geht ja hier zu wie bei der Stasi«, sagte der Hausmeister, während er seine Wohnungstür aufriss. »Frühmorgens Bürger, die von der Arbeit kommen, belästigen und verhören.« Er sprach plötzlich hochdeutsch.
    Ich drückte ihm den Umschlag mit den Kameras in die Hand.
    »Ruhig Blut. Die Beamten machen nur ihren Dienst. Ist schon in Ordnung. Bitte, meine Herren. Vierter Stock.«
 
    »Haben Sie Geburtstag?«, fragte einer der Beamten.
    Ich lächelte. »Sie wissen, dass ich Sie freiwillig in meine Wohnung lasse? Ja, ich hatte Geburtstag.«
    »Ja. Das ist keine Durchsuchung«, wiegelte der Ältere der beiden ab. »Wir wüssten nur gerne etwas über die Herkunft der Fotos. Das muss ja nicht auf dem Präsidium und nicht hier im Hausgang besprochen werden.«
    Grinsend hob ich den kleinen Napfkuchen mit der brennenden Kerze von der Fußmatte. Er konnte noch nicht lange hier stehen. Die Kerze war frisch entzündet. Ein Zeichen meiner alten Nachbarin. Eine Warnung oder ein Hinweis, dass hier etwas vorgefallen war. Ich sollte mir doch mal wieder Gedanken über ihre Leserbriefe machen.
    »Sie wissen doch, dass ein Journalist nichts über seine Informanten aussagt.« Ich bot den beiden keinen Sitzplatz an. Es war ein müder Versuch der lokalen Kripo, vor dem BKA, das mal wieder mit dem BND zusammenarbeitete, einen spektakulären Fall an sich zu ziehen. Diese Art Mord war neu in Köln. Kopf ab stand nicht auf ihrem Schulungsprogramm.
    »Wir können Sie vorladen. In Beugehaft nehmen«, preschte der Jüngere vor.
    »Dazu brauchen Sie einen richterlichen Beschluss. War es das? Dann darf ich Sie bitten zu gehen. Ich möchte schlafen.«
    »Nichts für ungut, Herr Stösser. War nur ein Versuch. Aber wir haben schon unsere Mittel. Es gab da noch zwei weitere Tote. Erschossen auf der Autobahn mit russischem Kaliber. Das sieht verdammt nach der Vietnam-Mafia aus, die Sie ja in Ihrem Artikel verantwortlich machen. Waren Sie nicht in Vietnam? Wir werden Sie beobachten. Vielleicht kommen wir doch noch an unsere Informationen, wenn diese Leute Ihnen an den Kragen gehen. Wir sind für Sie da. Guten Schlaf.«
    »Guten Schlaf. Wie soll das gehen?«, knurrte ich und durchsuchte den Kühlschrank nach etwas Essbaren. Da war nichts, was mir Ewald gelassen hatte. Dann musste eben der Kuchen herhalten, ohne die Kerze. Kaffee war wenigstens noch da. Der Ärger nahm seinen Lauf. Die Kripo hatte sehr schnell reagiert. Fast zu schnell. Wer rannte in Köln mit einer Waffe herum, mit der man so präzise Köpfe abtrennen konnte? Mir fiel nur das samuraiähnliche Schwert von Kleiner Drache ein. War die inzwischen auch in Köln? Das konnte heiter werden.
 
    Geduscht, rasiert, aber atemlos klingelte ich bei der Nachbarin. Mit einer Tüte frischer Brötchen, Käse und Wurst, die ich um die Ecke gekauft hatte.
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