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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller
Autoren: Hef Buthe
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gemacht?«, war meine sofortige Reaktion. Der Kollege zuckte die Schultern. »Die sind am Empfang abgegeben worden. Du bist für den investigativen Bereich zuständig. Ich für den Sport. Mehr weiß ich nicht.«
    Die Fotos zeigten zwei männliche Körper. Die Köpfe waren abgetrennt worden und lagen neben den Leibern. Die Fotos waren schlecht. Aber ich erkannte die Köpfe.
    Schikowski war der eine.
    Der andere musste Minsky sein.
    Wer hatte diese Fotos wo und wann gemacht? Warum waren sie hier im Verlag abgegeben worden? Warum nicht gleich der ganze Film?
    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Freiberufliche Mitarbeiter, meist Privatdetektive, waren auf eine Situation gestoßen. Dann waren die Fotos ein Anfüttern, um eine satte Provision zu bekommen. Oder der Mörder selbst hatte die Fotos abgeliefert. Dann bezweckte er etwas anderes.
    Der Nachtportier gähnte und löste Kreuzworträtsel. Zuckte mit den Schultern.
    »Weiß nicht. War irgendeine schwarze Frau, die hier einen Umschlag hinterlassen hat. Gesagt hat sie nichts und war sofort wieder weg. Kennen Sie ein Naturprodukt mit zwei Buchstaben? Öl passt nicht.«
    Jetzt bekam ich mindestens zwei Probleme. Ich musste die Titelseite umwerfen, um alle drei Fotos darauf zu bekommen. Das würde mir morgen, nein, es war ja schon heute, einen dicken Anpfiff des Chefredakteurs einbringen. Diese Änderung war Chefsache. Das zweite Problem war damit auch sein Problem und somit wieder meins. Die Polizei würde wissen wollen, woher wir die Fotos hatten. Egal. Ich hackte meine Vermutungen zu den Fotos in den Computer. Die mussten auf Gedeih und Verderb heute auf der Titelseite stehen.
    »Vietnam-Mafia aus dem Osten jetzt im Rheinland. Sind die Toten die ersten Opfer eines neuen Opiumkartells?«, so lautete die Headline.
    In zwei Stunden waren die Zeitungen auf dem Weg zum Leser. Den Andruck wollte ich noch abwarten. Dann war ich bettreif. Ich packte die alte Kamera in einen gefütterten Umschlag und steckte noch eine alte Spiegelreflex mit hochwertigem Objektiv samt einigen Filmen dazu. Das musste als Danke an den Hausmeister genügen.
 
    Draußen ging bald die Sonne auf. Auch wenn noch ein bleischwarzer Himmel über der Stadt hing. Es regnete mal wieder. Mich fror, ich war übernächtigt. Die Morgenausgabe der Zeitung knisterte in meiner Tasche. Bevor der Verlag wieder zum Leben erwachte und mich zur Rechenschaft zog, wollte ich ein paar Stunden schlafen.
    Ich war zufrieden mit mir. Ich hatte zwar gegen jede Regel verstoßen. Fühlte mich aber um zwanzig Jahre jünger. Der Revoluzzer in mir war mal wieder für ein paar Stunden wach geworden. Das war der Journalismus, den ich liebte.
    »Morgen, Herr Stösser. Sie sind heute aber spät dran. Nach Hause?«
    Ich war immer spät dran. Der Taxifahrer kannte mich schon in- und auswendig. Er wusste alles über mich und ich über ihn. Einen anderen rief ich nach Mitternacht nicht.
    »Haben Sie sich nicht mit dem Artikel verdammt in die Nesseln gesetzt?« Er hielt meine Titelseite kurz hoch. Was sollte ich darauf erwidern?
    »Möglich. Ich muss die Täter aufscheuchen.«
    Der Fahrer nickte. »Würde ich auch machen. Wenn ich noch jünger wäre. Aber mit Familie hat man da schon ein paar Sperren zwischen Wollen und Können. Na ja, ist Ihr Problem.«
    Der Regen ging in Schnee über. Mich fror, ich wollte nur in mein Bett.
    »Ach, Herr Stösser, ich hatte da gestern Nachmittag schon eine seltsame Fuhre vom Flughafen. Und dann zu Ihrer Anschrift. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.«
    Ich gähnte. »Ja und? Was hat das mit mir zu tun?«
    Der Fahrer knurrte etwas über mangelnde Verkehrsdisziplin. Ein Lieferwagen wollte nicht Platz machen.
    »Weiß ich nicht. Aber die Dame kam mir komisch vor. Als ich sie am Flughafen übernahm, trug sie eine Armeeuniform. Mit kleinem Handgepäck. Dann wollte sie zum Hauptbahnhof. Ich wartete fast eine halbe Stunde. Das Gepäck hatte sie im Wagen gelassen und mir hundert Mark im Voraus gegeben. Als sie zurückkam, war sie wie eine Witwe gekleidet.«
    Langsam kehrten meine Lebensgeister zurück. Ich kletterte auf den Vordersitz.
    »Und dann?«
    »Dann? Sie wollte zur Domplatte gebracht werden. Da habe ich wieder gewartet. Fast vier Stunden. Die Frau hatte wieder im Voraus gezahlt. War ein lukrativer Job. Ich konnte Zeitung lesen und Kreuzworträtsel lösen. Und vor mich hindösen.«
    »Mann. Spannen Sie mich nicht so auf die Folter. Was war dann?«
    Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Weiß ich auch nicht.
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