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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller
Autoren: Hef Buthe
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hat?«
    »Eiweißallergie. Das hatte er schon einmal. Ist damals fast an ein paar Rühreiern verreckt. Aber Fischeiweiß zusätzlich, das brachte ihn um. Er wusste das.«
    Micky nickte. »Ja, das war dann ein erfolgreicher Selbstmord, wenn er das gewusst hat.«
    Einem Moment war nur das Schmatzen von The-Maria zu hören.
    »Du warst mit deinem Bericht über Ewald etwas voreilig. Den wirst du widerrufen müssen, was die Vietnam-Mafia angeht.«
    Einen Teufel würde ich tun. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie Ewald versichert war. Weder im Osten noch im Westen. Bei Selbstmord machte jede Versicherung Probleme.
    »Und was ist mit Minsky und Schikowksi. Kann ich die wenigstens so stehen lassen?«
    The-Maria nickte und schmierte sich noch ein Brötchen.
    »Ja, war auch so als Abschreckung gedacht. Mein Auftrag ist hiermit erfüllt.«
    »Was heißt hier ›Auftrag‹? Hast du hinter alledem gesteckt? Der Entführung? Dem Sans Soucis und diesem ganzen Theater mit den Mercedes und den Grenzübergängen?«
    Micky trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Mädchen. Dein Vater ist Journalist. Halt den Mund. Ich rufe jetzt den Wagen. Pack deine Sachen. Wir müssen weg.«
    The-Maria schüttelte den Kopf und wischte sich die Krümel von den Lippen.
    »Nein. Allein war das nicht zu machen. Da musste die ganze verbliebene Familie Chu zusammenarbeiten. Wir brauchten nur einen zuverlässigen Fahrer. Das war doch das Mindeste, was du für uns tun konntest, nachdem du dich all die Jahre nicht um uns gekümmert hast. Meine Mutter, die du Kleiner Drache nennst, hat mich die ganze Zeit als Prostituierte durchgebracht. Ihr kleiner Bruder, Kamikaze, wie du ihn genannt hast, war ihr Beschützer.«
    Unwillig schüttelte sie den Kopf. »Der eigene Bruder als Zuhälter seiner Schwester. Das glaubt mir hier niemand. Aber das habt ihr aus unserem Land gemacht. Du, der sich einen Scheiß um seine Familie in Fernost gekümmert hat, die Amis und diese verdammten Kommunisten. Ihr habt unser Land vergiftet. Zerbombt. Unseren Lebensraum zerstört. Unsere Kultur missbraucht. Jetzt, wo Mutter alt wird, will sie niemand mehr haben. Daher haben wir unsere Waffen eingesetzt. Eine halbe Tonne Opium schwirrt jetzt in Europa herum. Und Kleiner Drache ist endlich reich.«
    »The-Maria! Halt die Klappe! Das reicht jetzt. Sonst kannst du zusehen, wie du in die USA kommst«, fauchte Micky. »Er ist immerhin dein Vater. Aber auch Journalist, der Probleme mit den Leichen bekommen wird. Wir brauchen ihn, damit wir schnellstens amerikanisches Hoheitsgebiet erreichen.«
    The-Maria lächelte. »Du wirst mich schon mitnehmen. Das meiste Zeug ist an eure Offiziere in Europa gegangen. Und vergesst nicht: Ich bin keine Viet. Wir sind Khmer. Ein sehr stolzes Volk. So long, Dad. Du hast schlicht als Vater versagt. Aber als Drache, den man leicht führen kann, bist du super.«
    Sie drehte sich noch einmal um. Eine schlanke, schöne, aber skrupellose Frau. »Du warst doch dabei, als Mutter als erste Frau in Chau Doc das Wasserpuppenspiel gewann. Was meinst du? Könnte ich das auch lernen? Dieses Jahr ist wieder Meisterschaft in Chau Doc.«
    Bei der Erinnerung musste ich lächeln.
    »Ja. Du kannst es jetzt schon. Hast mich ja als Übungsdrachen benutzt. Verschwinde endlich.«
    The-Maria zögerte. Sie umarmte mich. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass mich meine Tochter in den Arm nahm und weinte.
    »Komm jetzt endlich«, drängte Micky ungehalten. »Peter wird uns schon die Zeit verschaffen, um zu verschwinden.«
    Beide sammelten ihre wenigen Sachen ein.
    »Moment«, hielt ich die Frauen auf.
    »Wo ist die Pistole, die ihr im Taxi übergeben habt?«
    Micky lächelte süffisant.
    »So, so. Der Taxifahrer. Der war sehr neugierig. Aber was soll's. Die Makarow findet ihr in Einzelteile zerlegt irgendwo in eurer Kanalisation. Sucht mal schön.«
    Es war sinnlos, in der Kölner Kanalisation nach Einzelteilen einer Waffe zu suchen.
    »Und warum mussten der Student, Ewalds Tochter und die beiden auf der Autobahn sterben?«
    The-Maria wischte sich die Tränen ab.
    »Jeder, der uns bei diesem Geschäft, das nur unserer Alterssicherung dient, in die Quere kam, musste sterben. Anders geht das nicht.« Sie schnäuzte sich und gab mir eine Ohrfeige.
    »Das ist dafür, dass du als Sampan, wie bei uns das männliche Familienoberhaupt heißt, eigentlich dafür zuständig gewesen wärst. Du bist ein Feigling.«
    Die Tür fiel ein weiteres Mal ins Schloss. Dass es jetzt endgültig sein würde,
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