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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller
Autoren: Hef Buthe
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war nur eine Ahnung, die ich nicht wahrhaben wollte.
 
    Müde. Ich war nur müde, meldete mich beim Verlag krank und trank die Flasche Asbach leer.
    Der Familienschrein. Den hatte The-Maria nicht mitgenommen. Auch das war ein übles Zeichen. Meine vietnamesische Familie hatte sich vom wichtigsten getrennt, das bei ihnen zum Zentrum des Erinnerns an die Vorfahren gehörte. Ich war ausgestoßen. Ich hatte als Drogenkurier meinen Dienst getan und war ab sofort nicht mehr für sie existent.
    »Scheiß-Job«, knurrte ich. »Du bist ein Scheiß-Vater.« Dann ging ich schlafen.
 
    Ein Geräusch weckte mich, das sich wie Trommelfeuer anhörte. Der Wecker zeigte siebzehn Uhr und noch etwas an. Jemand versuchte meine Wohnungstür einzuschlagen.
    »Peter mach endlich auf«, brüllte eine Stimme im Hausgang.
    Schlaftrunken öffnete ich.
    »Warum gehst du nicht ans Telefon? Der Verlag steht Kopf. Die Chefs toben, und von der Kripo bis zum BKA geht inzwischen alles bei uns ein und aus.«
    »Mir egal«, knurrte ich und suchte nach Wasser.
    »Die wollen, dass du sofort in den Verlag kommst und die Herkunft der Fotos preisgibst.«
    »Kennst du Armleuchter unsere Regeln, dass wir niemals über unsere Informanten reden? Sieh zu, dass du Land gewinnst. Sag ihnen, dass ich einen Malariaanfall habe. Nun raus hier.«
    Der Kollege von der Sportredaktion, der mir die Fotos gebracht hatte, machte ein dummes Gesicht.
    Und ich überlegte mir, dass ich daraus etwas Besseres als Ablehnung machen konnte.
    »Ach ja. Du kannst allen einen schönen Gruß bestellen. Um eine Presseerklärung abzugeben, brauche ich die Obduktionsbefunde der drei Leichen. Vorher gibt es keine Informationen von mir.«
    Der junge Mann rieb sich nervös die Hände an den Jeans.
    »Das meinst du doch nicht ernst? Die schmeißen dich glatt raus. Das ist Erpressung. Das gibt eine fristlose Kündigung.«
    Ich sah an mir hinab. Als Drohgebärde war ich in Unterhosen wohl nicht geeignet.
    »Sag ihnen das, so wie ich es dir aufgetragen habe. Sollen sie mir kündigen. Dann kriegt die Konkurrenz die Story. Geh endlich. Ich muss wieder ins Bett.«
    »Und wovon willst du in der Zwischenzeit leben?«
    »Von Rinderrouladen, Rotkraut und Kartoffelpüree. Raus jetzt. Und komm mir nicht ohne die Obduktionsbefunde oder meine fristlose Kündigung wieder.«
    Zeit. Ich musste Zeit schinden, bis Micky und The-Maria außer Landes und auf amerikanischem Hoheitsgebiet waren. Die Obduktionen würden mindestens eine Woche dauern. Das musste genügen.
    Ich lächelte. Das war mein Abschiedsgeschenk für meine Tochter. Ihr zur Flucht zu verhelfen. Micky würde schon wissen, wie sie was anzustellen hatte. Das hatte sie immer gewusst.
 
    Eine Woche später.
    Die Obduktionsbefunde der drei Leichen hatte man mir nicht gegeben. Dafür wurde ich mehr oder weniger freundlich von der Kripo in die Pathologie eingeladen. Man konnte es auch eine Vorladung nennen.
    Der leitende Arzt zog die Leiche von Ewald Steiger aus der Kühlvorrichtung.
    »Wir haben alle drei Toten einer DNA-Analyse unterzogen. Die dazugehörigen Ausweispapiere stimmen mit den Toten überein. Dieser hier ist an einem Eiweißschock gestorben. Mord scheidet somit aus.«
    Er schob Ewald wieder in seine Kühlkammer.
    »Diese beiden hier, ein gewisser Klaus Schikowski, ehemaliger Zeitungsreporter und später BND-Mitglied, und der hier, der als Oberst Minsky bei der Stasi geführt wurde, die bereiten mir Kopfzerbrechen.«
    Videokameras an der Decke verfolgten uns. Das Gespräch wurde mitgeschnitten und auch mitgehört.
    »Kopfzerbrechen?«, frotzelte ich. »Die beiden haben doch ihren verloren. Was gibt es da zu grübeln?«
    Der Pathologe wiegte den Kopf. Es sah aus, als prüfe er, ob er noch fest auf den Schultern saß.
    »Beide Köpfe wurden mit einem superscharfen Gegenstand am dritten Halswirbel abgetrennt. Und zwar so, dass keinerlei Zertrümmerung auftrat. Glatt durchtrennt. Das geht eigentlich nicht mit einer mir bekannten Waffe. Da treten immer irgendwelche Brüche auf, bevor der Schädel vom Rumpf fällt. Haben Sie eine Idee?«
    Oh ja. Die hatte ich. »Ein Samuraischwert?«
    »Ein Samuraischwert«, wiederholte der Pathologe, nickte und rieb sich das Kinn. »Davon habe ich gehört, dass es die schärfste Klinge der Welt sein soll. Werde mich damit beschäftigen.«
    Er schob die beiden kopflosen Leichen in ihre Kühlfächer zurück.
 
    »Aber da ist mir noch etwas aufgefallen. Kommen Sie.«
    Er stieß zwei Röntgenbilder in die Halterung
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