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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ermordet.
    Für solch schwere Anklage war der Beweis vor dem Gerichte nicht zu führen; nur ein Gottesurteil konnte entscheiden. Gegen einen waffengewandten Vetter mußte der lange Veit zum Kampfe antreten; er wurde besiegt, und der Richter verurteilte den Unterlegenen nach Gesetz und Herkommen zum Tode.
    Als der Unglückliche unter dem Galgen stand und den Strick schon am Halse spürte, bat er, noch einmal auf seiner Geige spielen zu dürfen. Das wurde ihm als letzte Gnade gewährt, und er entlockte den Saiten solche wehmütige Töne, daß den Zuhörern die hellen Tränen über die Wangen liefen. Dann aber spielte er feurige Weisen, die alle zur Hinrichtung Herbeigeeilten, Burschen und Dirnen, Männlein und Weiblein, ja selbst die ernsten Richter und den finstern Henker, zum Tanze mitrissen. Toll und immer toller drehte sich die Schar im Kreise, Veit aber stieg gemächlich von der Leiter herab und verschwand, immer weiter spielend, im Walde.
    Erst am späten Abend hörten die Tänzer auf, sich zu drehen, doch die Verwandten Veits, die ihn fälschlich angeklagt hatten, mußten ohne Unterbrechung weiter springen. Schon hatten sie sich bis an die Knie in die Erde hineingetanzt, da löste endlich Sankt Willibrord, den man herbeigerufen hatte, den tollen Zauber.

Der Geist im schwarzen Broich
    Im schwarzen Broich bei Ratingen wandelt nachts eine hohe Männergestalt in Schuhen von Blech umher. Alle vier Jahre müssen ihm von einem entfernt wohnenden, vornehmen Geschlechte, welchem er angehört, ein Paar neue Blechschuhe auf den Kreuzweg gebracht werden, welcher sich mitten im schwarzen Broiche befindet, und zwar müssen diese Blechschuhe auf einem vierspännigen Wagen stehen und in der Mitternachtsstunde angefahren kommen. Diese Lieferung soll sich, wie gesagt wird, fünfundzwanzigmal erneuern. Einige behaupten, der Mann sei aus Tiefenbroich gewesen und habe sich in diesem Walde erhängt, wandle deshalb strafweise umher.

Der goldene Pflug
    in Inneren des Berges, der die Ruinen der stattlichen Burg Neuenahr trägt, waren in alter Zeit viele Schätze verborgen. Dazu gehörte auch ein goldener Pflug, der in dem heute verschütteten Schloßbrunnen lag. Ein Bauer, dem das Arbeiten schwer fiel, und der doch gern ein Leben geführt hätte wie die adligen Herren auf ihren Burgen, wurde einmal um die Mitternachtsstunde von einem Zwerge an den Rand des Brunnens geführt. Der Kleine sprach: »Du weißt, daß auf dem Grunde dieses tiefen Schachtes ein goldener Pflug liegt. Grabe in der nächsten Vollmondnacht danach. Dort unter jenem Haselstrauch liegt ein Stein, der den Brunnen verdeckt. Heb ihn auf und lasse eine Angel hinab, dann wirst du den Schatz bergen und ein reicher Mann sein. Doch darf dabei kein Laut über deine Lippen kommen, sonst werden die Erdgeister den Schatz nicht hergeben!«
    Der Bauer merkte sich die Stelle genau und traf alle Vorbereitungen, um den goldenen Pflug ans Tageslicht zu bringen. Er verhielt sich in diesen Tagen so schweigsam, daß es seinem redseligen Weibe nicht gelingen wollte, auch nur ein einziges Wort aus ihm herauszubringen. Endlich war der Mond voll geworden, und der Schatzgräber ging um die Mitternachtsstunde an die Arbeit. Er hieb den Haselstrauch ab und schob den Schlußstein des Brunnens beiseite. Aus der Tiefe strahlte ihm ein heller Schein entgegen. Behutsam ließ er die Angel, die er mitgebracht hatte, an einer langen Schnur bis auf den Grund des Schachtes hinab und zog sie dann langsam und schweigend nach oben. Wild klopfte da sein Herz vor Freude; denn er merkte, daß ein schweres Gewicht an der Angel hing. Höher und höher stieg der kostbare Schatz, noch einige Augenblicke, so dachte der Bauer, und er würde ihn sein eigen nennen. Doch plötzlich sah er einen feurigen Ritter vor sich, der ihm drohend sein blitzendes Schwert entgegenstreckte. Mit einem gellenden Schrei sprang er zurück, und der goldene Pflug stürzte wieder in die Tiefe. Ganz verstört eilte der Zitternde nach Hause. Als er in der nächsten Vollmondnacht einen zweiten Versuch machen wollte, in den Besitz des Schatzes zu gelangen, da war jede Spur des Brunnens verschwunden.

Der heilige Mauritius auf dem Speicher zu Georgsweiler
    In Büchel wurde vor Zeiten eine neue Pfarrkirche errichtet. Als der Bau fertig war, trug man alle heiligen Geräte und Bilder aus der alten, baufälligen Vikariekirche (Kirche, der ein Vikar vorsteht) zu Georgsweiler in das neue Gotteshaus hinüber. Nur eine Reiterstatue des heiligen
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