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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ringsum, der Knabe vernahm nur das Plätschern der Bugwellen und vom Ufer her den Ruf des Käuzchens.
    Plötzlich drangen sanfte Töne an sein Ohr, die allmählich anschwollen und immer lauter aufrauschten. Harfen und Flöten erklangen, dazwischen erscholl froher Becherklang und das kriegerische Klirren der Waffen. Beglückt und frohen Staunens voll beugte sich der Knabe weit über den Rand des Fahrzeuges. Da sah er tief unten ein herrliches Schloß mit festen Mauern und hohen Zinnen. An den hellerleuchteten Fenstern vorbei bewegten sich eilende Schatten wie von tanzenden Paaren. Nixen stiegen aus der Tiefe und lockten mit holdem Lächeln. Der Knabe wußte nicht, wie ihm geschah; er glitt vom Rande des Nachens in die grundlose Tiefe.
    Am folgenden Morgen fand der Fischer ein Boot, kieloben auf den Fluten treibend; von dem Knaben ward nichts mehr gesehen.

Der Fluch von Altenberg
    Beim Kloster Altenberg befanden sich früher sieben Teiche, in welchen die Mönche ihre Fische mästeten.
    Einst hatte ein Mönch des Klosters eine Jungfrau verführt. Als das im Kloster ruchbar wurde, beschloß man den Tod des Mädchens, damit jeder Makel vom Kloster ferngehalten würde. Man führte es auf einen Damm von einem der Fischteiche, um es hinabzustoßen in die kalten Fluten. Aber ehe dies geschah, erhob die Jungfrau drohend ihre Hand gegen das Kloster und sprach einen schauerlichen Fluch über dasselbe aus, dabei prophezeiend, daß es durch Flammen zu Grunde gehen werde.
    Der Fluch ging in Erfüllung. Niemals ging eine Leuchte der Wissenschaft aus jenem Kloster hervor, und Flammen verzehrten teilweise das ehrwürdige Kloster mit der Kirche.

Der gebannte Teufel
    Auf einem Hofe bei Langenberg lebte einmal ein alter Mann mit seiner Frau. Er besaß eine Lintsgetau (Bandstuhl zur Herstellung von Leinenband) und ließ darauf seine Enkelkinder, namentlich einen jungen Mann, arbeiten. jedesmal, wenn der Alte heimkam, schimpfte und fluchte er über die Kinder, daß sie nicht fleißig genug gewesen seien. Einst wünschte er sogar, der Satan möge sie alle holen.
    Einige Tage darnach wütete der Alte wieder gegen die Kinder, schlimmer, denn je vorher. Als sich nun der junge an die Arbeit machen wollte, fielen die Gewichtskästen des Bandstuhls laut dröhnend zur Erde, und die Nägel seiner Finger wurden ganz schwarz. Es war nun kein Zweifel mehr: der Böse war im Hause. Bald machte er sich auf alle Weise bemerkbar. Mit jedem Tag wurde sein Auftreten schlimmer. Als alles nichts half, wandte man sich nach dem Kloster Hardenberg, an den großen Teufelsbanner Pater Crementines. Der kam denn auch und trat betend in die Stube. Als er weiter in die Stube hineinschritt, bedächtig und laut betend, da erhob sich im nebenanliegenden Arbeitszimmer lautes Gebrüll, als wenn ein Löwe sich vernehmen läßt. Doch der Pater ließ sich nicht schrecken und schritt beherzt auf das Gemach zu. Da schrie aus diesem eine Stimme: »Hebe dich fort, du bist ein Dieb!« Aber auch hierdurch ließ sich der geistliche Herr nicht beirren und setzte sein Werk fort. Der Gottseibeiuns wurde aus dem Hause verwiesen und unterhalb des Hauses in einen Siepen verbannt. Dort machte er sich in der Folgezeit noch oft bemerkbar. Aber mit jedem Jahre kommt er wieder einen Hahnenschritt dem Ort seiner einstigen Tätigkeit näher.

Der Geiger von Echternach
    Vor mehr als tausend Jahren lebte in Echternach der hl. Willibrord, der in großer Wohltäter unseres Landes war. Wenn er predigte, dann drängte sich das Volk in dichten Scharen um ihn. In der vordersten Reihe der Zuhörer sah man stets den lange Veit, einen ungewöhnlich großen Mann, der als Musikant durchs Land und bei Festlichkeiten zum Tanze aufspielte. Das Wort des gewaltigen Bußpredigers rührte so sehr das Herz des Spielmanns, daß dieser sich eines Tages aufmachte und mit seinem Weibe eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande antrat.
    Jahre vergingen, doch Veit kehrte nicht zurück; nicht einmal eine Nachricht von ihm kam in die Heimat. Seine Verwandten hielten ihn für tot und teilten seinen Besitz. Da endlich, am Ostertage des zehnten Jahres seiner Wallfahrt, erschien ganz unerwartet der Totgesagte wieder, allein und bettelarm. Sein Weib hatten Räuber im Morgenlande erschlagen. Eine alte Geige war seine ganze Habe. Er trat vor seine Verwandten und forderte sein Gut zurück. Die Unredlichen erschraken und beschlossen, sich des Heimgekehrten zu entledigen. Sie klagten ihn an, er selbst habe sein Weib im fernen Lande
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