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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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noch im Grase lag. Da aber die Bürde so schwer geworden war, daß sie sie selbst nicht auf ihren Kopf heben konnte, sah sie sich nach jemandem um, der ihr hätte helfen können. Da aber in so früher Stunde noch niemand auf dem Acker war, war sie gerade im Begriff, ihre Last zu erleichtern. In dem Augenblick aber, in dem sie sich niederbeugte, stand ein Mann neben ihr von sonderbarer Gestalt. War es eine Krone oder war es nur Licht, goldenes Licht, das sein Haupt umstrahlte? Milde schienen seine Augen, und freundlich war seine Stimme, mit der er sich anbot, ihr zu helfen. Und es war, als hätte er das Bündel Gras kaum berührt, als sei es mit seiner Hand leicht, wie von selbst auf ihren Kopf hinaufgeschwebt – und ebenso leicht war die Last, als sie heimging und der Mann (wie war sie erschrocken) so plötzlich, wie er gekommen, verschwunden war.
    Und sonderbar: Ihre Backe brannte, als wäre sie dem Herdfeuer zu nahe gekommen, so heiß, als wenn noch die Flammen sie berührten. Sie entsann sich, daß, als der Mann das Bündel auf ihr Haupt gehoben, seine Hand ihre Backe gestreift hatte, und daß seitdem das Brennen an ihr war, daß sie noch nach Tagen an diese sonderbare Begegnung und den wunderbaren Morgen erinnert wurde. Und man erzählte ihr, daß es niemand anders hätte sein .können, als der Elfenkönig, der aus der Vorzeit Tagen dort in jenem einsamen Erlengrund noch immer seine Wohnung habe.

Der entdeckte Werwolf
    Ein Bauer aus der Nähe von Neviges kam nachts mit seiner Frau von einer Hochzeit. Da es geregnet hatte, trug die Frau ihr Kleid hoch aufgeschürzt, so daß der rote Unterrock zum Vorschein kam. Als sie in die Nähe ihrer Wohnung gekommen waren, bat der Bauer seine Frau, schon voran zu gehen, er werde bald nachkommen. Nach kurzer Zeit erblickte die Frau, durch ein Geräusch aufmerksam gemacht, ein Wolfsungeheuer hinter sich, das sie verfolgte und seine langen Zähne tief in ihrem Unterrocke begrub. Sie schrie laut auf und flüchtete der nahen Wohnung zu, worauf das Untier von ihr abließ. Kurz darnach erschien ihr Mann, dem sie sofort den Vorfall erzählte. Ohne viel zu sagen, legte sich dieser aber zu Bett. Als sich die Frau am folgenden Morgen erhob, schlief ihr Mann noch fest. Da gewahrte sie die roten Fetzen von ihrem Unterrock zwischen seinen Zähnen. Nun wußte sie, daß ihr Mann ein Werwolf sei. Sie floh zu ihren Eltern und setzte die Scheidung von ihrem Manne durch.

Der feststellende Köhler
    Ein Kohlenbrenner von Barmen, der im Wirtshause saß, rühmte vor seinen Gefährten, daß ihm niemand etwas von seinem Meiler entwenden könne, wenn er schon nicht dort sei, weil er die Kunst verstehe, die Diebe festzustellen. Da wettete einer von der Gesellschaft mit ihm, binnen Stundenfrist mit seiner Schürhacke in der Stube zu sein. Der Bursche ging zum Walde, der Köhler aber sprach seine Zaubersprüche. Der erstere kam richtig an den Meiler, wie er aber die Hacke anfaßte siehe da waren ihm die Füße wie an die Erde festgewachsen und, was er zappelte, er vermochte nicht von der Stelle zu kommen. Er rief da dreimal: laß mich los im Namen der heiligen Dreifaltigkeit. Diese Worte vermochten aber den Zauber nicht zu brechen. Da griff er mit der Linken in die Tasche, die Rechte klebte an der Hacke, zog sein Messer und zerschnitt damit den linken Hosenträger. Gleich konnte er nun von der Stelle und mit der ergriffenen Schürhacke zum Wirtshause eilen. Er fand den Köhler dort tot; der Schnitt, welcher den Hosenträger spaltete, hatte ihn auch ins Herz getroffen.

Der Feuerkopf von Wülfrath
    Eine Gegend zwischen Mettmann und Wülfrath war längere Zeit sehr verrufen wegen eines Feuerkopfes, der sich dort oft in der Nacht zeigte. Viele Leute haben ihn gesehen und haben in eiliger Flucht ihr Heil gesucht.

Der Fischerknabe am Laacher See
    Am Ufer des Laacher Sees wohnte einmal ein Fischer, der hatte einen Sohn, den alles Geheimnisvolle unwiderstehlich lockte. Wenn an stillen Abenden der See im Mondenschein gespenstisch leuchtete, dann erzählte die Großmutter dem atemlos lauschenden Knaben von versunkenen Schlössern und verborgenen Schätzen, und der Wißbegierige nahm sich vor, einmal in der Mitternachtsstunde hinauszufahren, um die Wunder der Tiefe zu schauen.
    In einer sternenhellen Nacht verließ er unbemerkt sein Lager und schlich ans Seeufer hinab. Mit kundiger Hand löste er einen Kahn vom Pflocke, schwang sich hinein und ruderte furchtlos der Mitte des Sees zu. Tiefe Stille herrschte
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