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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sprach er, weil er allein wußte, wo zu diesem die Quelle sprang, und er das Geheimnis niemandem, als seiner Frau entdeckt, ihr aber zugleich bei Leib und Leben geboten hatte, es wohl zu bewahren. Der Bau des Doms fing an und hatte guten Fortgang, aber die Wasserleitung konnte nicht angefangen werden, weil der Meister vergeblich die Quelle suchte. Als dessen Frau nun sah, wie er sich darüber grämte, versprach sie ihm Hilfe, ging zu der Frau des andern Baumeisters und lockte ihr durch List endlich das Geheimnis heraus, wonach die Quelle gerade unter dem Turm des Münsters sprang; ja, jene bezeichnete selbst den Stein, der sie zudeckte. Nun war ihrem Manne geholfen; folgenden Tags ging er zu dem Stein, klopfte darauf und sogleich drang das Wasser hervor. Als der Baumeister sein Geheimnis verraten sah und mit seinem stolzen Versprechen zu Schanden werden mußte, weil die Wasserleitung ohne Zweifel nun in kurzer Zeit zu Stande kam, verfluchte er zornig den Bau, daß er nimmermehr sollte vollendet werden, und starb darauf vor Traurigkeit. Hat man fortbauen wollen, so war, was an einem Tag zusammengebracht und aufgemauert stand, am andern Morgen eingefallen, und wenn es noch so gut eingefügt war und aufs festeste haftete, also daß von nun an kein einziger Stein mehr hinzugekommen ist.
    Andere erzählen abweichend. Der Teufel war neidig auf das stolze und heilige Werk, das Herr Gerhard, der Baumeister, erfunden und begonnen hatte. Um doch nicht ganz leer dabei auszugehn, oder gar die Vollendung des Doms noch zu verhindern, ging er mit Herrn Gerhard die Wette ein: er wolle ehr einen Bach von Trier nach Köln, bis an den Dom, geleitet, als Herr Gerhard seinen Bau vollendet haben; doch müsse ihm, wenn er gewänne, des Meisters Seele zugehören. Herr Gerhard war nicht säumig, aber der Teufel kann teufelsschnell arbeiten. Eines Tags stieg der Meister auf den Turm, der schon so hoch war, als er noch heut zu Tag ist, und das erste, was er von oben herab gewahrte, waren Enten, die schnatternd von dem Bach, den der Teufel herbeigeleitet hatte, aufflogen. Da sprach der Meister in grimmem Zorn: »Zwar hast du, Teufel, mich gewonnen, doch sollst du mich nicht lebendig haben!« So sprach er und stürzte sich Hals über Kopf den Turm herunter, in Gestalt eines Hundes sprang schnell der Teufel hintennach, wie beides in Stein gehauen noch wirklich am Turme zu schauen ist. Auch soll, wenn man sich mit dem Ohr auf die Erde legt, noch heute der Bach zu hören sein, wie er unter dem Dome wegfließt.
    Endlich hat man eine dritte Sage, welche den Teufel mit des Meisters Frau Buhlschaft treiben läßt, wodurch er vermutlich, wie in der ersten, hinter das Baugeheimnis ihres Mannes kam.

Der Elbersfelder Martinsreiter
    In der Martinsnacht (10. November) schreitet eine schreckliche Erscheinung in der Stadt Elberfeld von der Höhe hinunter zum Mirkerbache, dorten besteigt sie einen feuersprühenden gewaltigen Ochsen und reitet auf demselben über den Markt zur Wupper. Über dem Ritte soll der Spuk seinen Kopf gleich einem Hute abnehmen. Dieser Reiter soll ein sehr reicher Mann gewesen sein, welcher ehedem auf dem Kerstenplatze gewohnt und nach und nach die ganze Nachbarschaft erworben hätte. Zuletzt habe er eine Witwe um das ihre betrogen und deren letztes Stück Vieh sich angeeignet, wegen dieses Betruges wäre er verdammt, und müsse auf dem Stück Vieh den jährlichen Ritt unternehmen. Anfangs vollführte er diesen Ritt bis in sein Haus am Kerstenplatze. Da die Besitzer dieses Gutes aber diesen unheimlichen Gast nicht bei sich dulden wollten, ließen sie von Köln einen Geisterbeschwörer kommen, welcher den Spukgeist überlas, so daß er in das Tal der Mirke weichen, sich dort einen Schlupfwinkel suchen mußte. Mit jedem Jahre rückt er aber um einen Hahnenschritt näher, bis er endlich wieder in der alten Wohnung angelangt sein wird. Die Leute nennen den Spuk den glühenden Kornelius, oder Kornelius mit der glühenden Kuh.

Der Elfenkönig
    Bei Wiesdorf am Rhein, wo es früher in Sumpf und Bruch viele Erlen gab und allerlei dichtes Gestrüpp, war eine Gegend, die Wüstenei genannt. Man erzählt sich, daß dort der Erlen- oder Elfenkönig gewohnt habe, der in den nebeligen Nächten, wenn der Mond durch die Erlen schien, über die Felder und Weiden ging und auch manchmal in den frühen Morgenstunden noch sichtbar war.
    Es war ein Mädchen, das hinausgegangen war, um Futter für die Kuh zu holen, ehe noch die Sonne aufging und als der Tau
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