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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Haus angezündet; und trotzdem fanden drei Personen dabei ihren Tod. Der Vater hatte vergessen, sein Geld zu retten. Er stürzte mit seinem Sohne durch die Flammen in das Haus hinein. Da er aber den Sprung vom Söller nicht wagen wollte, wie jener, so eilte er hinab und fand auch glücklich wieder den Weg ins Freie. Aber in demselben Augenblick, als sein flüchtiger Fuß das brennende Haus verlassen wollte, stürzte ein Teil des brennenden Daches auf ihn herab, ihn unter Trümmern und Feuergarben begrabend. Aber nochmals raffte er sich auf, hüllte sich in ein großes, weißes Tuch, und schleppte sich, über und über mit Brandwunden bedeckt, zur Lunenmühle hin, wo er kurz darauf seinen Verletzungen erlag.
    Auch die Mutter geriet, als sie sich zu eifrig an der Bergung von ihrem Hab und Gut beteiligte, in Brand. Ihr entsetzliches Jammergeschrei verhallte anfangs ungehört; als man endlich hinzueilte, glich sie einer brennenden Säule. Man wälzte sie zum nahen Bach hin, um die Flammen zu löschen. Dabei verbrannte der Sohn seine Augen. Die Mutter starb. Dem Sohn verheimlichte man bis zum Begräbnistage den Tod seiner Eltern. Als man aber die Totengesänge anstimmte, erkannte er den wahren Sachverhalt und brach in ein entsetzliches Klagegeschrei aus. Auch er fand bald darnach seinen Tod.
    Dieser schreckliche Brand erfolgte am hellen Tage.

Wie ein Bauer zu einem neuen Hofe kam
    In der Nähe von Hinsbeck am Herschen lebte in alten Zeiten ein Bauer, dessen Hof in schlechtem Zustande war. Als er nun eines Tages über sein Feld ging und nachdachte, wie er zu einem neuen Hofe kommen könne, stand auf einmal ein feiner Herr vor ihm und fragte ihn: »Ei, Bauer, warum so schlechten Mutes?« »Ach«, sagte der Bauer, »mein Hof ist so schlecht, und ich weiß nicht an einen neuen zu kommen.« »0«, sprach der Herr, »da kann ich wohl helfen, ich will dir Geld genug geben, daß du dir einen schönen, neuen Hof bauen kannst; dafür mußt du mir aber deine Seele verschreiben.« Der Bauer sagte: »Das ist doch zu viel verlangt, dir meine Seele zu verschreiben, wenn ich den Hof gebaut habe; ich muß doch auch Genuß davon haben.« Da sprach der Teufel: »Du kannst noch vierzehn Jahre leben, und wir teilen uns in dieser Zeit die Ernte so, daß ich in einem Jahre bekomme, was auf dem Erdboden wächst und in dem folgenden, was in der Erde wächst – und so abwechselnd.« Wenn nun das Jahr kam, wo des Teufels Anteil die Ernte auf der Erde war, pflanzte der Bauer, was in der Erde wuchs; dann bekam der Teufel nichts und der Bauer alles. Wenn das Jahr kam, wo der Teufel Anspruch auf die Ernte in der Erde hatte, säte der Bauer Hafer, Roggen, Weizen und dergleichen. So bekam der Teufel wieder nichts. Als das einige Jahre so zuging, sagte der Teufel zum Bauer: »So geht es aber nicht weiter, denn da bekomme ich ja gar nichts. Da wollen wir lieber einen Wettkampf eingehen. Wer am weitesten einen Stein werfen kann, der soll Sieger sein.« – Das war dem Bauer recht, wenn der Teufel zuerst werfen wollte. Da nahm der Teufel einen ganz großen Stein und warf ihn bis auf den Buschberg. Nun war der Bauer an der Reihe. Er nahm einen viel kleineren Stein, sagte aber: »Nun weiß ich nicht, wo jetzt mein Bruder weilt; der ist in Frankreich, England oder Spanien, den darf ich doch nicht totwerfen.« »Hu«, sagte der Teufel, »wenn du so weit werfen kannst bis in Frankreich, England oder Spanien, so fange nur ja nicht an, denn so weit kann ich es nicht.« Und der Teufel ging seiner Wege und überließ dem Bauer die Ernte und den Hof.

Wo das Paradies lag
    Da zerbrechen sich die Gelehrten den Kopf darüber, wo das Paradies gelegen haben kann, und wer nach Kleve kommt, der kann es von jedem einfachen Mann, ja von jedem Kind, das zur Schule geht, erfahren. Warbeyen heißt der Ort, der nicht weit von der holländischen Grenze liegt. Als Adam und Eva von dem verbotenen Apfel gegessen und sich versteckt hatten und der liebe Gott hinter ihnen her war und sie im Garten suchte, da hat er in der Sprache dieser Gegend schon damals Adam angerufen: »Adam, war bey je?« – (Adam, wo bist du?) und nach dieser Frage des lieben Gottes an Adam bekam die Gegend dort ihren Namen. Aber es wird auch weiter erzählt, daß, gleich nachdem die ersten Menschen aus dem Paradies Warbeyen gewiesen waren, der Teufel hinter ihnen her gewesen sei, so, daß Gott ihn voll Zorn anrufen mußte: »Düffel, wart! « Und wo der Teufel da gestanden hat, ist heute der Ort Düffelward,
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