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Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Titel: Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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lautstarke, wirre Diskussion.
    »Schaffst du den Weg auf der Dachrinne entlang? Wenn du den Giebel dort erreichst, kann dir wohl nichts mehr passieren – es gibt dort reichlich Verzierungen, wenn sie auch ziemlich geschmacklos sind.«
    Er starrte mich an. Er war noch jung und hatte dunkles kurzgeschnittenes Haar, eine ziemlich kurze Nase und Augen, die mich offen zu mustern schienen; ihre Farbe vermochte ich in der Dunkelheit nicht auszumachen. Als Gürtel trug er eine aus silbernen Gliedern zusammengesetzte Kette, die die Form springender Chavonths besaßen, daran hing ein juwelenbesetzter Dolch; sein Schwert hatte er verloren. Allmählich atmete er ruhiger.
    »Ich glaube, ich schaffe es.« Er verzog das Gesicht. »Und du?«
    »Ich ...«, setzte ich an.
    »Bleib hier. Ich kehre zu meinen verrückten Freunden zurück und verrate dich nicht. Wenn sie dann fort sind, kannst du verschwinden.«
    »Das willst du wirklich tun?«
    »Ja. Und ich danke dir. Llahal und Lahal – mein Name ist Lobur der Dolch.« Er lachte, und ich merkte, daß er sich wieder gefangen hatte und sein nächtliches Abenteuer, das nun doch wundersamerweise gut ausgegangen war, bereits in neuem Licht betrachtete. »Ich erwarte nicht, daß du das Pappatu vollziehst.«
    »Lieber nicht. Nicht unter den Umständen.«
    »Bei Havil, nein!«
    Der Lärm seiner Kameraden war verklungen, und die drei, die noch auf dem First über uns herumgeturnt waren, hatten sich abgesetzt. Der Mann mit der Laterne war zum anderen Ende des Gebäudes gegangen und hinter einem Giebelvorbau verschwunden. Wir waren unter den kregischen Monden allein und saßen in einer Dachrinne und sprachen miteinander, als befänden wir uns in einem vornehmen Gasthaus des Heiligen Viertels und genössen zusammen Tee und Miscils.
    »Über uns auf dem Dach waren zuletzt noch drei von deinen Freunden – sie sind jetzt fort. Aber ich glaube, sie haben gesehen, daß du nicht abgestürzt bist.«
    »Freunde? O ja, Freunde.«
    Allmählich kam er wieder zu sich und bereitete sich auf den Rückweg über die Dachrinne vor. Vermutlich beschäftigte ihn der Gedanke, daß sich jederzeit ein weiteres Stück der Dachrinne lösen konnte; auch mir war diese Gefahr schon bewußt geworden.
    Es war sinnlos, ihn zur Eile anzutreiben. Die fröhliche Jagd hatte sich vermutlich auf benachbarte Dächer und Höfe verlagert. Trotzdem wollte ich nicht hier die ganze Nacht sitzenbleiben.
    Ich durfte auch die Chance nicht übersehen, Informationen zu erlangen; vielleicht war der junge Mann in Stimmung, mehr zu sagen, als er normalerweise verraten hätte.
    »Du bist Hamalier. Hoffentlich hat dir dein Jikaida hier Spaß gemacht. Kehrst du bald nach Hause zurück?«
    Wir saßen nun nebeneinander am Dachrand und baumelten mit den Füßen. Wieder lachte er.
    »Jikaida? O nein – mir steht der Sinn nicht nach dem Spiel. Ich wette auf ... auf andere Dinge. Was die Rückkehr nach Hause angeht, das hängt von Prinz Nedfars Entscheidung ab, der – bei allem Respekt! – von Jikaida förmlich aufgefressen wird.«
    »Hier in Jikaida-Stadt trifft das auf die meisten Leute zu.«
    »Die davon gut leben ...« Er legte den Kopf auf die Seite und fügte hinzu: »Graue Maske.« Er lachte hell auf. »So werde ich dich nennen – Graue Maske. Die Hiesigen verstehen sich auch darauf, hohe Preise zu nehmen. Die Stadt ist voller Trickbetrüger und Beutelschneider.«
    »Lobur der Dolch, du glaubst also, daß ich hier in der Stadt fremd bin?«
    Er sah mich überrascht an. »Natürlich! Das hatte ich ganz fest angenommen. Welcher Hiesige wüßte schon etwas über das Heilige Viertel von Ruathytu?«
    Entweder hatte er meine kurze Bemerkung gegenüber dem Mädchen gehört, oder ihm war davon berichtet worden. Er mußte mich also für einen Landsmann halten, einen Hamalier, vielleicht einen wandernden Paktun, einen Söldner. Ob diese Einschätzung für mich unangenehm oder mir nützlich werden konnte, blieb abzuwarten.
    Ich sprach durchaus die Wahrheit, als ich nun sagte: »Ach, was würde ich dafür geben, jetzt nicht hier auf dem Dach des Hotels Montilla-Kopf zu sitzen, sondern in der Taverne des Süßen Vergessens in Ruathytu.« Und dann glaubte ich besonders geschickt, besonders raffiniert zu handeln, als ich beiläufig hinzufügte: »Aber die Befehle der Herrscherin Thyllis darf man nicht umgehen.«
    Er atmete ruckhaft ein und warf mir aus den Augenwinkeln einen Blick zu. »Prinz Nedfar – zweiter Vetter der Herrscherin – ist in staatlichem
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