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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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küssen?“
    „Was? Was?“, stöhnte eine Stimme. Puapong regte sich und öffnete ein blutunterlaufenes Auge. „Hey, Boss. Sind Sie schon wieder da?“
    „Schön geschlafen?“, fragte Guy freundlich.
    „Nicht schlecht.“
    Guy gab Puapong einen Wink, die Rückseite zu räumen. „Sieh mal, ich bin ungern lästig, aber ich habe dieser Lady versprochen, sie mitzunehmen.“
    Puapong kroch heraus, wankte schläfrig zumFahrersitz und sank hinter das Steuer. Er schüttelte ein paarmal den Kopf und fischte auf dem Wagenboden nach den Schlüsseln.
    Die Frau sah immer skeptischer drein. „Sind Sie sicher, dass er fahren kann?“, murmelte sie.
    „Dieser Mann“, erklärte Guy, „besitzt die Reflexe einer Katze. Wenn er nüchtern ist.“
    „Ist er denn nüchtern?“
    „Puapong! Bist du nüchtern?“
    Mit verletztem Stolz fragte der Fahrer: „Sehe ich nicht nüchtern aus?“
    „Da haben Sie Ihre Antwort“, sagte Guy.
    Die Frau seufzte. „Da fühle ich mich ja gleich so viel besser.“ Sie blickte sehnsüchtig zu dem Haus zurück. Der Thai-Diener war auf den Stufen erschienen und winkte zum Abschied.
    Guy gab der Frau einen Wink, sie solle einsteigen. Sie schwieg, während sie die gewundene Bergstraße hinunterfuhren. Obwohl sie beide hinten saßen und höchstens einen halben Meter voneinander getrennt waren, wirkte die Frau Millionen Meilen entfernt. Sie hielt den Blick auf die Landstraße gerichtet.
    „Sie waren eine ganze Weile bei dem General“, bemerkte Guy.
    Sie nickte. „Ich hatte viele Fragen.“
    „Sind Sie Reporterin?“
    „Was?“ Sie sah ihn an. „Oh nein. Es ist nur … eine alte Familienangelegenheit.“
    Er wartete darauf, dass sie es genauer erklärte, doch sie wandte sich wieder dem Fenster zu.
    „Muss eine ziemlich wichtige Familienangelegenheit gewesen sein“, bemerkte er.
    „Wieso sagen Sie das?“
    „Weil er sofort, nachdem Sie ihn verlassen haben, alle seine Termine absagte. Meinen eingeschlossen.“
    „Sie konnten nicht mit ihm sprechen?“
    „Ich bin nicht einmal an dem Sekretär vorbeigekommen. Und dabei war Kistner derjenige, der mich sehen wollte.“
    Sie runzelte sichtlich verwirrt die Stirn. Dann zuckte sie die Schultern. „Das betrifft sicher eine andere Angelegenheit. Ich hatte sicher nichts damit zu tun.“
    Und ich bin sicher, dass du es doch hattest, dachte er plötzlich gereizt. Himmel, beunruhigte ihn diese Frau! Sie saß ganz still, aber er hatte das Gefühl, dass in ihrem hübschen Kopf ein Hurrikan tobte. Sie war hübsch auf eine direkte Art. Es war klug von ihr, kein Make-up zu verwenden. Sie hatte rauchgraue Augen, ein eckiges Kinn und eine kleine Boxernase mit leichten Sommersprossen. Sie hatte auch einen Mund, den man in der richtigen Situation durchausküssen konnte.
    Automatisch fragte er: „Wie lange bleiben Sie eigentlich in Bangkok?“
    „Ich bin schon seit zwei Tagen hier. Und morgen reise ich ab.“
    Verdammt, dachte er.
    „Nach Saigon.“
    Er hob überrascht den Kopf. „Saigon?“
    „Oder Ho Chi Minh Stadt. Wie immer es heute auch heißen mag.“
    „Das ist aber ein Zufall“, murmelte er.
    „Was?“
    „In zwei Tagen reise ich nach Saigon ab.“
    „Tatsächlich?“ Sie blickte auf seinen Aktenkoffer mit dem Aufdruck der U.S. Army. „Regierungsangelegenheiten?“
    Er nickte. „Was ist mit Ihnen?“
    Sie blickte geradeaus. „Familienangelegenheiten.“
    „Richtig. Waren Sie jemals in Saigon?“
    „Einmal, aber ich war erst zehn.“
    „Dad beim Militär?“
    „So ungefähr.“ Ihr Blick war auf einen weit entrückten Punkt vor ihnen gerichtet. „Ich erinnere mich kaum an die Stadt. Eine Menge Staub und Hitze und Wagen. Ein einziges Verkehrschaos. Und die schönen Frauen …“
    „Seither hat sich viel geändert. Die meisten Wagen sind weg.“
    „Und die schönen Frauen?“
    Er lachte. „Oh, die sind noch da. Zusammen mit der Hitze und dem Staub. Aber alles andere hat sich verändert.“ Er schwieg einen Moment und fügte hinzu: „Wenn Sie dableiben, könnte ich Sie herumführen.“
    Sie zögerte, weil seine Einladung sie offenbar reizte. Komm schon, nimm mich beim Wort, dachte er. Dann sah er, wie Puapong ihm im Rückspiegel zugrinste und mutwillig zublinzelte.
    Er hoffte nur, dass die Frau es nicht bemerkt hatte.
    Doch Willy hatte ganz sicher Puapongs Blinzeln und Grinsen gesehen und augenblicklich die Bedeutung erfasst. Jetzt geht es wieder los, dachte sie matt. Jetzt fragt er mich gleich, ob er mich zum Dinner einladen darf, und
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