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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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Maitland nur zu deutlich, und die Tochter war ihm sehr ähnlich. Es würde Ärger geben.
    Er ging zu dem Teetisch und griff nach der silbernen Glocke. Das Klingeln tönte über die Veranda, und Sekunden später erschien Kistners Sekretär.
    „Ist Mr. Barnard hier?“, fragte Kistner.
    „Er wartet seit einer halben Stunde“, antwortete der Mann. „Und Miss Maitlands Fahrer?“
    „Ich habe ihn weggeschickt, wie Sie es wünschten.“
    „Gut.“ Kistner nickte. „Gut.“
    „Soll ich Mr. Barnard zu Ihnen bringen?“
    „Nein. Sagen Sie ihm, ich hätte meine Termine abgesagt. Auch für morgen.“
    Der Sekretär runzelte die Stirn. „Er wird ziemlich verärgert sein.“
    „Ja, das kann ich mir gut vorstellen.“ Kistner drehte sich um und ging zu seinem Büro. „Aber das ist sein Problem.“
    Ein Thai-Diener in einem gestärkten weißen Jackett geleitete Willy durch einen hallenden, an eine Kathedrale erinnernden Korridor in den Empfangsraum. Dort blieb er stehen und sah sie höflich fragend an. „Möchten Sie, dass ich Ihnen einen Wagen rufe?“, fragte er.
    „Nein, danke. Mein Fahrer bringt mich zurück.“
    Der Diener wirkte verwirrt. „Aber Ihr Fahrer ist vor einiger Zeit weggefahren.“
    „Das gibt es nicht!“ Sie blickte verärgert aus dem Fenster. „Er sollte auf mich warten.“
    „Vielleicht parkt er im Schatten hinter den Bäumen. Ich gehe nachsehen.“
    Durch die bis zum Boden reichenden Fenster beobachtete Willy, wie der Diener anmutig die Stufen zur Straße hinunterlief. Der Besitz war riesig und üppig bepflanzt. Ein Wagen konnte sich leicht in diesem Dschungel verstecken. Gleich hinter der Zufahrt beschnitt ein Gärtner eine Jasminhecke. Ein sauberer Kiesweg führte über den Rasen zu einem schattigen Garten mit Blumen und Steinbänken. In der Ferne hing ein märchenhafter blauer Dunst über Bangkok.
    Der Klang eines männlichen Räusperns erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie drehte sich um und bemerkte erst jetzt den Mann, der in der entgegengesetzten Ecke des Empfangsraums stand. Er neigte den Kopf, womit er ihre Gegenwart lässig zur Kenntnis nahm. Sie erhaschte einen Blick auf ein schiefes Lächeln, eine braune Locke, die in eine gebräunte Stirn hing. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem antiken Wandteppich zu.
    Seltsam. Er wirkte nicht wie ein Mann, der sich füreine mottenzerfressene Stickerei interessierte. Auf dem Rücken seines Khakihemdes hatte sich ein Schweißfleck gebildet, seine Ärmel waren achtlos bis zu den Ellbogen hochgerollt. Seine Hose sah aus, als hätte er eine Woche darin geschlafen. Auf dem Boden neben ihm stand ein Aktenkoffer mit der Aufschrift U.S. ARMEELABOR, aber er wirkte auf Willy nicht wie ein militärischer Typ. In seiner Haltung lag absolut keine Disziplin. Er hätte viel besser in eine Bar gepasst als in General Kistners marmornen Empfangsraum.
    „Miss Maitland?“ Der Diener war zurück und schüttelte entschuldigend den Kopf. „Es muss ein Missverständnis gegeben haben. Der Gärtner sagt, Ihr Fahrer sei in die Stadt zurückgekehrt.“
    „Oh nein.“ Sie blickte frustriert aus dem Fenster. „Wie komme ich jetzt nach Bangkok zurück?“
    „Vielleicht kann General Kistners Fahrer Sie zurückbringen. Er ist für eine Besorgung weggefahren, sollte aber sehr bald zurückkommen. Wenn Sie es wünschen, können Sie sich sehr gerne in der Zwischenzeit den Garten ansehen.“
    „Ja. Ja, das wäre schön.“
    Der Diener öffnete ihr stolz lächelnd die Tür. „Es ist ein sehr berühmter Garten. General Kistner ist bekannt für seine Lianen-Sammlung. Sie finden sieam Ende des Weges, nahe dem Karpfenteich.“
    Willy trat in das Dampfbad des Spätnachmittags hinaus und ging den Kiesweg entlang. Abgesehen von dem Klack-Klack der Heckenschere des Gärtners war es völlig still. Sie steuerte auf eine Baumgruppe zu, blieb jedoch auf halbem Weg plötzlich stehen und blickte zu dem Haus zurück.
    Zuerst sah sie nichts außer dem Sonnenschein, der auf der Marmorfassade glühte. Dann konzentrierte sie sich auf das Erdgeschoss und bemerkte die Gestalt eines Mannes an einem der Fenster. Vielleicht der Diener?
    Sie setzte ihren Weg fort, war sich jedoch bei jedem Schritt sehr bewusst, dass jemand sie beobachtete.
    Guy Barnard stand an der Verandatür und beobachtete, wie die Frau über den Rasen zu dem Garten ging. Es gefiel ihm, wie das Sonnenlicht auf ihren kurzen honigfarbenen Haaren tanzte. Es gefiel ihm auch, wie sie sich bewegte, das ungebärdige Schwingen
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