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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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Grenze war heftiger Flakbeschuss gemeldetworden, und Stellungen mit 57-Millimeter-Geschützen wurden unmittelbar außerhalb von Muong Sam gesichtet. Zu allem Überfluss war das Gelände gebirgig, das Wetter unberechenbar und die Zahl nicht feindlicher Landebahnen begrenzt.
    Es war anzunehmen, dass Flug 5078 abgeschossen worden war.
    Mit grimmigen Gesichtern akzeptierten die Männer an dem Tisch die Fakten. Ihre höchsten Hoffnungen waren soeben an Bord einer Maschine vernichtet worden. Sie sahen Kistner erwartungsvoll an und warteten auf seine Entscheidung.
    „Nehmen Sie die Suche bei Tagesanbruch wieder auf“, sagte er.
    „Damit würden wir nur lebende Männer den toten hinterherschicken“, sagte der CIA-Offizier. „Kommen Sie, meine Herren. Wir alle wissen, dass die Besatzung nicht mehr lebt.“
    Kaltblütiger Bastard, dachte Kistner. Aber er hatte wie immer recht. Der Colonel sammelte die Papiere ein und stand auf. „Wir suchen nicht nach den Männern“, sagte er. „Es geht um das Wrack. Ich will die Absturzstelle wissen.“
    „Und was dann?“
    Kistner ließ seinen Aktenkoffer zuschnappen. „Dann schmelzen wir das Wrack ein.“
    Der CIA-Offizier nickte zustimmend. Niemand widersprach. Die Operation hatte in der Katastrophe geendet. Es gab nichts mehr zu tun.
    Außer die Beweise zu zerstören.

1. KAPITEL
    Gegenwart
    Bangkok, Thailand
    General Joe Kistner schwitzte nicht, eine Tatsache, die Willy Jane Maitland äußerst erstaunte, schwitzte sie doch durch ihre Baumwollunterwäsche, die ärmellose Bluse und den verknitterten Rock. Kistner sah wie der Typ Mann aus, der in dieser Hitze vor Schweiß zerfließen müsste. Er besaß eine rötliche Gesichtsfarbe, Hängebacken, eine rot geäderte Nase und einen dicken Hals, der den militärischen steifen Kragen zu sprengen drohte. Jeder Zoll ein geradliniger, harter, alter Soldat, dachte sie. Abgesehen von den Augen. Die sind unsicher und weichen aus.
    Diese hellen eisblauen Augen blickten jetzt über die Veranda. In der Ferne dampften die Thai-Berge in der Hitze des Nachmittags. „Sie bemühen sich völlig umsonst, Miss Maitland“, sagte er. „Es ist zwanzig Jahre her. Sie sind doch sicher meiner Meinung, dassIhr Vater tot ist.“
    „Meine Mutter hat das nie akzeptiert. Sie braucht einen Toten, den sie begraben kann.“
    Kistner seufzte. „Natürlich. Die Ehefrauen! Es sind immer die Ehefrauen. Es gab so viele Witwen, dass man dazu neigt zu vergessen …“
    „Sie hat nicht vergessen.“
    „Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen kann. Was ich Ihnen sagen sollte.“ Er wandte sich ihr zu, und seine hellen Augen richteten sich auf ihr Gesicht. „Und wirklich, Miss Maitland, wozu soll das gut sein? Abgesehen davon, dass es Ihre Neugier befriedigt?“
    Das ärgerte sie. Es ließ ihre Mission unbedeutend wirken, und es gab nur wenig, das Willy mehr ärgerte, als wenn man sie als unbedeutend betrachtete. Besonders wenn das ein aufgeblasener, alberner Kriegshetzer tat. Sein Rang beeindruckte sie nicht, ganz sicher nicht nach all den steifen Militärschädeln, denen sie in den letzten Monaten begegnet war. Alle hatten ihr Mitgefühl ausgedrückt und ihr versichert, sie könnten nicht helfen, und hatten ihre Fragen abgewehrt. Aber Willy war keine Frau, gegen die man mauern konnte. Sie wollte an dieser Mauer aus Schweigen herumhacken, bis jemand antwortete oder bis man sie hinauswarf.
    In letzter Zeit war sie aus ziemlich vielen Büroshinausgeworfen worden.
    „Ich denke, das ist ein Fall für die Vermisstenstelle“, sagte Kistner.
    „Diese habe ich bereits kontaktiert. Dort hat man mir gesagt, dass man mir nicht helfen kann.“
    „Ich kann es auch nicht.“
    „Wir beide wissen, dass Sie es können.“
    Es entstand eine Pause. Dann fragte er leise: „Wissen wir das?“
    Sie beugte sich vor und war gewillt, ihren Vorteil zu nutzen. „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, General. Ich habe Briefe geschrieben, mit Dutzenden von Leuten gesprochen – mit jedem, der irgendetwas mit dieser letzten Mission zu tun hatte. Und wann immer ich Laos erwähne oder Air America oder Flug 5078, taucht Ihr Name auf.“
    Er lächelte schwach. „Wie nett, dass man sich an mich erinnert.“
    „Ich habe gehört, dass Sie der Militärattaché in Vietniane waren. Dass Ihre Dienststelle den letzten Flug meines Vaters in Auftrag gab. Und dass Sie persönlich diese letzte Mission befohlen haben.“
    „Wo haben Sie denn dieses Gerücht gehört?“
    „Von meinen Kontaktleuten bei Air
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