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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: India Grey
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hinterlassen. Eines Samstags war sie in Ifford erschienen, wo sie ihre Freundin bleich und ausgezehrt vorgefunden hatte. Zunächst musste sie Anna davon überzeugen, Angelos Hemd auszuziehen. Danach hatte Fliss sie überredet, zu ihr in ihr Londoner Apartment zu ziehen und eine Stelle in einem Delikatessengeschäft anzunehmen. Sie brachte Anna sogar dazu, wieder regelmäßig zu essen.
    Doch dann hatte ein Schreiben von Angelos Anwälten sie aus ihrer Teilnahmslosigkeit gerissen. Man hatte es ihr von Ifford nachgeschickt.
    Der kalte, unpersönliche Ton des Briefes hatte sie tief getroffen, am meisten jedoch sein Inhalt.
Unser Auftraggeber bedauert den Abbruch seiner Beziehung zu Lady Roseanna Delafield. Gleichzeitig bittet er um ärztliche Bestätigung, dass als Folge dieser Beziehung keine Schwangerschaft vorliegt. Wir sind uns der sehr privaten und heiklen Natur dieses Ersuchens bewusst und danken für Ihr Verständnis.
    Die höflichen Formulierungen konnten die tödliche, eiskalte Botschaft der Zeilen nicht verbergen. Anna wäre es lieber gewesen, wenn Angelo ihr einfach eine gekritzelte Botschaft geschickt hätte: Ich will nichts mehr mit Dir zu tun haben, also lass mich in Ruhe.
    Der bloße Gedanke an Angelo riss ihre seelischen Wunden wieder auf. Wie grausam von ihm, dachte sie zornig. Vor Tränen blind stolperte sie.
    Sie hielt den Kopf gesenkt und sah nur die teuren handgearbeiteten Schuhe, nicht aber das Gesicht des Mannes, mit dem sie zusammenstieß.
    „Entschuldigung …“
    „Was zum …? Anna!“
    Erbleichend wich sie zurück und erkannte den großen blonden Mann im dunklen Anzug. Passanten schoben sich an ihnen vorbei und zwischen ihnen hindurch, drängten sie einen Moment auseinander. Angelo wollte ihren Arm ergreifen, doch sie wich zurück.
    „Rühr mich nicht an!“
    Für eine Sekunde glaubte Anna, in seinen blauen Augen so etwas wie eine Gefühlsregung zu erkennen. Doch sie hatte sich geirrt, das war wohl nur Wunschdenken. Der Ausdruck in ihnen war eiskalt.
    „Ich muss mit dir reden“, forderte er. „Also versuche nicht wegzulaufen.“
    „So, wie du in Ifford nicht weggelaufen bist?“, fragte sie vorwurfsvoll.
    Angelo lächelte spöttisch und erwiderte beherrschter: „Dafür habe ich mich entschuldigt und alles erklärt. Jetzt sollten wir uns wie Erwachsene unterhalten.“
    Anna blickte auf den nassen, laubübersäten Gehweg. „Na gut“, sagte sie niedergeschlagen. „Deswegen das Anwaltsschreiben? Weil wir die Dinge wie Erwachsene regeln sollten?“
    „Du hast nicht darauf geantwortet.“
    Gefasst betrachtete sie Angelo, obwohl ihr das Herz blutete. Er wirkte älter und härter, aber er sah immer noch so unerhört gut aus.
    „Nein, Angelo“, gab sie zu. „Und ich habe es auch nicht vor. Als Geschäftsmann solltest du abwägen, ob es sich lohnt, weiteres Geld für Anwälte zu vergeuden.“
    Er packte ihren Arm so fest, dass es schmerzte. „Ich brauche eine Antwort, Anna.“
    „Warum?“ Aufgebracht entwand sie sich ihm und wich einen Schritt zurück. „Weil du stets alles in der Hand haben willst? Seit du an jenem Morgen gegangen bist, hast du bei mir ausgespielt. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Punkt. Schluss. Leb wohl, Angelo.“
    Anna machte kehrt und hastete über den belebten Gehweg davon, ohne etwas zu sehen. Sie war dankbar, dass das Menschengewühl sie hinderte, zu Angelo zurückzustürzen und sich in seine Arme zu werfen. Am U-Bahnhof ließ sie sich vom Fahrgaststrom mitreißen. Hinter ihr hörte sie, wie sich jemand lautstark einen Weg bahnte.
    Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer es war. Natürlich würde Angelo ihr nicht das letzte Wort überlassen. Schon stand er vor ihr und verstellte ihr den Weg, seine breiten Schultern schützten sie wie ein Damm gegen das Geschiebe.
    „So leicht wirst du mich nicht los. Ich will mit dir reden.“ Er lächelte frostig. „Keine Widerrede.“
    Im grauen Licht der U-Bahnstation betrachtete Anna ihn, seinen teuren Anzug, das blütenweiße Hemd. Seine Kleidung hob sich auffällig von der Arbeitskleidung der anderen Fahrgäste ab.
    Spöttisch lachte sie. „Wenn du mit mir zusammentriffst, siehst du auch mal, wie die andere Hälfte der Menschheit lebt, Angelo: Strandpartys, baufällige Landgüter und jetzt der öffentliche Nahverkehr Londons. Bleib dicht bei mir. Wer weiß, was das nächste Ziel auf dieser kleinen Entdeckungsreise ist.“
    Seine Miene war eiskalt. „Vergiss nicht, woher ich stamme, Anna. Ich
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