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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Autoren: Joy Fielding
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Ich kann jetzt nicht mit dir sprechen. Nein. Was? Hör doch, ich muß fort. Er ist hier. Er! Der! Dieser phantastische Mann, den ich gestern abend kennengelernt habe. Steht draußen vor dem großen Fenster und hält etwas, das wie eine Flasche Champagner aussieht. Guter Gott, es ist eine Flasche Champagner. Und zwei Gläser. Kann’s einfach nicht glauben. Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich muß Schluß machen. Er kommt herein. Kann’s einfach nicht glauben. Ich spreche später mit dir. Tschüß.«

    Sie legte auf, und im selben Augenblick trat Victor Cressy von draußen herein.
    »Hi«, sagte er beiläufig, stellte die Gläser auf ihren Schreibtisch und entkorkte die Champagnerflasche.
    Der Korken knallte, und sie rief laut: »Oh!« Dann fügte sie, so lässig sie nur konnte, hinzu: »Guter Schuß.«
    Er lächelte, und seine kristallklaren blauen Augen schienen an ihren gleichfalls blauen – doch dunkleren – zu haften. Er schenkte den Champagner ein (die Marke war Dom Perignon, Donna konnte nicht umhin, das zu bemerken) und reichte ihr dann eines der Gläser. Als sie miteinander anstießen, suchte Donna die unversehens aufsteigende Furcht zu unterdrücken, ihr Magen könne plötzlich »rumoren«. Schließlich war es fast Mittagszeit, und sie hatte noch nicht einmal gefrühstückt.
    »Auf uns«, sagte er mit lachenden Augen. Macht er sich über mich lustig? dachte Donna unwillkürlich.
    Plötzlich spürte sie das dringende Bedürfnis zu verschwinden
    - auf die Toilette.
    »Ich bin Victor Cressy«, sagte er, jetzt über das ganze Gesicht lächelnd.
    »Ich weiß«, antwortete sie.
    »Ich fühle mich geschmeichelt.« Er nahm einen großen Schluck. Donna tat es ihm nach.
    Er weiß verflixt genau, wie gut ich mich an ihn erinnere, dachte sie; und sie rief sich die kurze Begegnung vom letzten Abend zurück.
    »Donna, dies ist Victor Cressy, der vermutlich beste Versicherungsagent in der südlichen Hemisphäre.« Und schon war er wieder davon, eine Art Köder für einen hungerleidenden Fisch, der diesem dann nicht gegönnt wurde. Einen Drink in der einen Hand, ein unterzeichnetes Dokument in der anderen (Urväter Mayflower Erbe. Ein Originalkonzept für Originalamerikaner), entschwand er in der Unmenge meist ältlicher Gäste.

    Und das war eigentlich alles gewesen, wie ihr mit leisem Stich bewußt wurde. Wenige kurze Wörter, auf denen eine ganze Nacht aus Phantasie aufbaute. Ebenso beharrlich wie verstohlen hatte sie immer und immer wieder versucht, möglichst in seine Nähe zu gelangen. Dennoch war es nicht dazu gekommen, daß sie auch nur ein einziges weiteres Wort miteinander wechselten. Nie hatte er versucht, sich ihr zu nähern. Auch schien er auf ihre verstohlenen Blicke nicht zu reagieren. Was sie bewundern konnte, war in der Hauptsache sein sozusagen klassisches Profil – bis er dann endgültig aus ihrem Blickfeld geraten war. Als sie endlich all ihren Mut zusammenraffte und irgendwen fragte, wo er denn sei, erhielt sie zur Antwort, er habe die Party inzwischen verlassen.
    Und jetzt befand er sich hier. Genauso, wie sie es sich in ihren »nächtlichen Phantasien« erträumt hatte.
    Er sprach, und ihr Blick haftete an seinen Lippen. Ab und zu zuckte seine Zungenspitze hervor, um ein wenig Champagnerschaum von dem so überaus sinnlich wirkenden Mund abzulekken. Die Oberlippe war ein wenig voller als die Unterlippe, und irgendwie verlieh ihm dies das Aussehen eines verwöhnten Schülers oder Studenten aus gutem Haus. Sonderbar: Gerade das fand sie an ihm besonders attraktiv, wenn auch auf eine schmerzliche Weise – sie hätte nicht erklären können wieso. Denn was immer nach Arroganz und Hochmut aussah, hatte sie nie geschätzt.
    Seine Stimme klang kraftvoll, aber nicht unbedingt herrisch. Augenscheinlich war er ein Mann, der sich und sein Leben recht gut unter Kontrolle hatte – und der genau zu wissen schien, was er wollte. Er verstand es, sich geläufig auszudrücken, bediente sich kaum irgendwelcher Klischees, besaß die Fähigkeit, ein Gespräch in die von ihm gewünschten Bahnen zu leiten. Von der Party sprach er, von der Begegnung mit ihr, Donna. Sogleich habe er sie entdeckt, behauptete er, inmitten all der Unwichtigkeiten: mit ihrem naturbraunen Haar über dem untertriebenen
Fliederblau ihres Kleides. Untertriebenes Fliederblau - sein Ausdruck.
    »Immer so fleißig?« fragte er. Sie lächelte. Kaum zwei Worte hatte sie seit seinem unvermuteten Auftauchen gesprochen; hatte ihn statt dessen lieber
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