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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Autoren: Joy Fielding
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Donna, über ihre eigene Frage überrascht.
    »Wenn Sie wollen.«
    Donna nickte. Einer der uniformierten Beamten führte sie
durch die Tür und hinaus in den Korridor. Mel bedeutete ihr mit einer kurzen Handbewegung, er werde auf sie warten. Nach wenigen Metern stand der Polizist vor einer weiteren Tür, die zu einem wesentlich kleineren Raum führte.
    Victor befand sich am anderen Ende. An einem Fenster stehend, starrte er hinaus auf die Straße. Als er hörte, daß die Tür aufging, drehte er sich sofort herum. Deutlich konnte Donna sehen, daß er geweint hatte.
    »Bist du gekommen, um deinen Triumph auszukosten?« fragte er.
    Unwillkürlich senkte Donna den Kopf. Weshalb war sie gekommen? Was hatte sie sich von einem Wiedersehen mit ihm erhofft? Was eigentlich wollte sie von ihm? Sein Versprechen, sie in Zukunft in Frieden zu lassen? Endlich Ruhe zu geben? Ruhe für sie, Ruhe für die Kinder. Es war unsinnig, ihn darum zu bitten. Diese Wiederbegegnung hätte sie sich ersparen können. Sie wandte sich zum Gehen.
    »Donna...«
    Sie blickte zurück, sah ihn an. Seine Stimme klang unendlich traurig.
    »Würdest du den Kindern bitte sagen – würdest du ihnen bitte sagen, wie leid es mir tut, daß ich ihnen soviel Angst eingejagt habe.« Sie nickte. »Ich liebe meine Kinder wirklich, weißt du.« Donna erinnerte sich an eine Zeit, die inzwischen weit zurücklag, an eine Zeit, wo er das gleiche gesagt hatte. Als sie sprach, klang ihre Stimme ruhig, sehr beherrscht. »Ich meine, du wirst entscheiden müssen, was für dich mehr ins Gewicht fällt – deine Liebe zu deinen Kindern oder dein Haß gegen mich.« Sie schwieg einen Augenblick. »Ich nehme sie jetzt mit nach Hause.«
    Victor senkte den Kopf; Donna blickte wieder zur Tür und verließ das Zimmer.

     
    Als Donna und Mel eintraten, saßen beide Kinder an Mrs. Wilson geschmiegt, schläfrig, todmüde. Doch richtete Adam sich sofort auf, suchte Zuflucht im Arm der Haushälterin.
    »Wenn Sie wollen«, sagte die Frau ruhig, »so kann ich die Sachen der beiden packen und den Koffer noch heute zu Ihrem Motel bringen.«
    »Danke«, erwiderte Donna. »Das wäre sehr nett. Wir möchten nämlich morgen in aller Frühe aufbrechen.«
    Beide sprachen eigentümlich leise. Fast als fürchteten sie, die Ruhe zu stören – den plötzlichen Frieden.
    Donna trat näher und hob ihre Tochter hoch. Sharon, eben noch im Halbschlaf, wurde für einen Augenblick wach. Ein Lächeln huschte über ihr kleines Gesicht, ein Lächeln des Wiedererkennens. Sie hob die Hand und strich ihrer Mutter über die Wange. Dann ließ sie ihr Köpfchen auf Donnas Schulter sinken, die Augen fielen ihr zu – sie war auf der Stelle eingeschlafen.
    Donna blickte zu ihrem kleinen Sohn. »Adam?« Er schien vor ihr noch weiter zurückzuweichen. Donna trat zu Mel und reichte ihm Sharon. Von ihrer Schulter wechselte das Mädchen über zu seiner Schulter. Dann kehrte Donna zu Adam zurück und kniete vor ihm nieder.
    »Es war einmal«, begann sie, ohne genau zu wissen, was sie eigentlich sagen wollte, »es war einmal ein kleiner Junge namens Roger und ein kleines Mädchen namens Bethanny, und sie gingen zum Zoo, um sich die Giraffen anzuschauen. Und sie nahmen ein paar Erdnüsse mit. Aber auf einem Schild stand...«Sie brach ab, spürte das Würgen in ihrem Hals.
    Mit weitaufgerissenen Augen und wie atemlos starrte Adam sie an.
    »Auf dem Schild stand: ›Tiere füttern verboten‹«, murmelte er und verstummte dann.
    »Oh, Adam, ich liebe dich so sehr. Bitte komm mit mir heim!«
    Plötzlich war er in ihren Armen, seine Hände schlangen sich
um ihren Hals, während hemmungsloses Schluchzen seinen Körper erschütterte.
    »Oh, mein Liebling. Mein allerliebster kleiner Junge. Wie ich dich liebe!«
    Langsam erhob sie sich. Nicht nur mit den Armen klammerte Adam sich an sie. Auch seine Beine umschlangen ihren Körper. So dicht wie nur möglich drückte er sich an sie. Sein Murmeln drang an ihr Ohr. Unverständlich zunächst, nichts als Geräusch, doch dann immer deutlicher. Ein Wort. Wieder und wieder. Mami.
    Donna und Mel, jeder von ihnen ein Kind in den Armen, gingen zum Ausgang. Donna blickte zu Mel, lächelte ihm zu, durch Tränen. »Laß uns heimkehren«, sagte sie.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»Kiss Mommy Goodbye«
bei Doubleday, New York
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    5. Auflage
Neuausgabe 8/98
    Copyright © der Originalausgabe 1981 by Joy Fielding, Inc. Copyright © der
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