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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Autoren: Joy Fielding
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der zugelassenen Geschwindigkeit. Dennoch versuchte der chromfarbene Sportwagen hinter ihr, sie auf Teufel-komm-raus zu überholen. Sekundenlang gab es eine Art Katz-und-Maus-Spiel. Dann machte Donna eine wütende Geste. Zu ihrer Überraschung verlangsamte der Fahrer sofort das Tempo. Doch als sie gerade aufatmen wollte, sah sie, daß er zum zweiten Anlauf ansetzte: Nun erst recht, und wenn er sie praktisch über den Haufen fahren mußte. Auf der linken Spur jagte er an ihr vorbei und schob sich mit seinem kleinen kompakten Sportwagen vor ihren Buick: schob sich zwischen sie und ihr Kind. Scheißkerl, fluchte sie innerlich. Doch der eigentliche Ärger begann erst jetzt.
    Denn nun drosselte der Herr Sportwagenfahrer das Tempo. Drosselte es ganz bewußt. Drosselte es so stark, daß sie glaubte, sich auf der Kriechspur zu befinden.
    Donna fluchte, erst leise, dann laut. Am liebsten hätte sie auf die Hupe gedrückt. Doch fürchtete sie, die Aufmerksamkeit der Frau im Plymouth auf sich zu lenken. Immerhin konnte sie das
Auto noch sehen, und solange es sich in Sichtweite befand... Aber je länger der Sportwagen vor ihr dahinkroch, desto mehr vergrößerte sich der Abstand. »Scher dich da weg, du Schweinehund!« Donna schrie es geradezu.
    Fast hätte man meinen können, der Fahrer des Sportwagens habe sie gehört. Urplötzlich erhöhte er die Geschwindigkeit, schoß an dem Plymouth vorbei und gab Donna, bevor er in einer Staubwolke verschwand, ihren »Gruß« zurück. »Mistkerl!« murmelte Donna und rückte wieder zu dem Wagen vor ihr auf.
    Eine Weile später bog das Auto links ab, und Donna blieb ihm auf der Spur. Es ging die inzwischen vertraute Ocean Avenue entlang. Abermals nahm die Frau eine Abzweigung nach links. Wieder folgte Donna, hielt jetzt jedoch einen größeren Abstand ein, etwa die Länge eines halben Häuserblocks. Dann fuhr die Frau in die Einfahrt zu einem größeren, doch eher unauffälligen Gebäude.
    Wohnten sie hier?
    Die Frau hupte. Einmal. Gleich darauf, ziemlich ungeduldig, ein zweites Mal. Nein, hier wohnten sie nicht, soviel stand fest, und Donna erinnerte sich an das, was die Frau im Supermarkt zu dem Kind gesagt hatte: »Jetzt werden wir deinen Bruder abholen, und dann geht’s nach Hause.«
    Auf das Hupen regte sich nichts. Die Frau stieg aus und näherte sich der Vorderveranda des Hauses. Im selben Augenblick schwang die Eingangstür auf, und mehrere Kinder wirbelten hervor, sämtlich Buben, etwa gleichaltrig. Sie schienen übereinanderzupurzeln, lachend, sich balgend.
    Entschlossen drang die Frau zum Zentrum des »Knäuels« vor und zerrte einen der Jungen heraus.
    Angestrengt versuchte Donna, sein Gesicht deutlicher zu erkennen, doch sie war ganz einfach zu weit entfernt. Sie beobachtete, wie er sich von der Hand der Frau losriß, um noch ein paar »Abschiedspüffe« auszuteilen. Aber dann hatte ihn die Frau wieder
eingefangen, und sie verstaute ihn auf dem Rücksitz neben seiner Schwester. Jetzt saß sie wieder hinter dem Lenkrad und winkte einer Frau zu, die wenige Sekunden zuvor auf der Veranda aufgetaucht war. Donna, viel zu weit entfernt, um irgend etwas zu verstehen, improvisierte für sich eine Art Kurzgespräch zwischen den beiden Frauen. »Auf Wiedersehen, Mrs. Smith, und schönen Dank, daß Adam nach der Schule hier spielen durfte.« »Ist mir ein Vergnügen, Mrs. Jones. Stehe jederzeit gern zur Verfügung.«
    Nein, danke, Mrs. Smith, dachte Donna. Nein, danke, Mrs. Jones. Wird nicht mehr nötig sein. Zu keiner Zeit.
    Die Frau lenkte das Auto auf die Straße zurück, und Donna folgte in sicherem Abstand. Jetzt befanden sich ihre beiden Kinder in dem Plymouth dort vorn. Nur eine relativ kurze Entfernung trennte Donna von ihnen. Vielleicht zehn oder zwanzig oder dreißig Meter. Und Wände aus Blech und Glas. Wie lange würde es noch dauern, bis sie wieder ganz mit ihnen vereint war? Nun, höchstens bis zum Abend. Nur noch ein paar Stunden, dann war alles überstanden. Und alles, was sie gequält hatte und noch immer quälte, würde der Vergangenheit angehören, all die Angst, all die Sehnsucht.
    Bei der 13. Avenue bog die Frau rechts ab und fuhr in Richtung Ozean. Gleich darauf gelangte sie zu einer Straße mit dem Namen San Antonio. Von dort hatte man einen Ausblick auf Carmel Bay. Es war atemberaubend. Kaum einen Steinwurf entfernt: der Strand im Schein der allmählich untergehenden Sonne. Die Frau fuhr noch ein kurzes Stück, um dann in die Einfahrt eines dieser Cottages mit
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