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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Autoren: Joy Fielding
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albern...«
    »Kommt mir keineswegs albern vor. Ich hätte Verständnis für Ihre Tränen.«
    Donna schwieg. Vor sich sah sie das lächelnde Gesicht ihrer Mutter.
    Er würde dir gefallen, Mom, dachte sie.
    »Sie war so reizend«, begann sie. »Eine wirklich unglaubliche Frau. Mit ihr konnte ich über alles reden. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr sie mir fehlt.« Sie sah ihm in die Augen, und ihr Blick hatte etwas eigentümlich Starres. Angestrengt versuchte sie, jenes innere Bild zu verdrängen, das sich über das vorherige
schieben wollte. Das so gesund wirkende, lächelnde Gesicht drohte von jener maskenhaften Miene mit der durchsichtigen Haut überlagert zu werden, die sich mehr und mehr in etwas Ungeheuerliches verwandelte. Alles war verändert; das Lächeln eine Grimasse, in den Augen nur Schmerz. »Ich würde sonst etwas darum geben, wieder mit ihr sprechen zu können.«
    »Was würden Sie zu ihr sagen?«
    Sie hob die Augen, blickte zur Decke. Mit aller Kraft versuchte sie, die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. »Ich weiß nicht.« Plötzlich lachte sie. Es war ihr gelungen, die Tränen zu unterdrücken, und jetzt sah sie nur noch sein Gesicht vor sich.
    »Ich würde sie wahrscheinlich nur fragen, was ich tun soll.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder Hinsicht.« Beide lachten. »Ich weiß nicht – aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl, sie würde dasein, wenn ich sie brauchte, um mir bei einer Entscheidung zu helfen, selbst wenn es um etwas völlig Belangloses ging – was soll ich heute anziehen, na, und andere Lächerlichkeiten. Sie schien stets für mich bereit zu sein. Hoffentlich klingt das in Ihren Ohren nicht wie lauter Unfug.«
    »Nein, klingt ganz und gar nicht wie Unfug. Aber ist das der Umstand, dem ich’s verdanke, daß ich für Sie das Dinner bestellen durfte?«
    Sie blickte sich im Restaurant um. Das Licht war ausgesprochen trüb. Erst jetzt konnte Donna die Tische und Stühle in dem kleinen Raum einigermaßen erkennen. Erstaunlich, daß bereits um diese Stunde fast alles besetzt zu sein schien. »Ich habe mir gedacht, daß Sie schon wissen werden, was auf der Speisekarte das Beste ist«, erwiderte sie lächelnd. War ja wohl auch nur logisch: Ein Mann, der mehrere Flugstunden in Kauf nahm und Hunderte von Dollars dafür zahlte (um noch am selben Abend zurückzufliegen), der mußte schon irgendein Lieblingsgericht haben.

    »Weshalb diese präzise Anweisung – Hummer, genau siebeneinhalb Minuten gekocht?«
    »Das habe ich von einem alten College-Professor gelernt. Fragen Sie mich jetzt nicht nach Einzelheiten. Aber ich sehe ihn noch deutlich vor mir, wie er da hinter seinem Pult stand und rief: ›Niemals einen Hummer länger oder kürzer als siebeneinhalb Minuten kochen.‹«
    »Und aus welchem Grund?«
    Victor lächelte. »Tut mir leid, aber da bin ich ganz schlicht am Arsch.«
    Es war das erste Mal, daß er sich so völlig ungeniert ausdrückte, und Donna wurde davon gleichsam überrumpelt. Sie schüttelte sich vor Gelächter.
    »Es drehte sich um Mathematik«, fuhr er fort, »und wahrscheinlich sprach er gerade von Präzision. Wer weiß? Ist schon so lange her. Eigentlich erinnere ich mich im Zusammenhang mit diesem Professor – von den bewußten siebeneinhalb Minuten einmal abgesehen – nur noch an eines. Wenn wir schriftliche Prüfungen hatten, schmuggelte ich unter die öden mathematischen Formeln immer ein bißchen Haiku-Lyrik aus eigener Produktion.«
    Donna musterte ihn erstaunt. »Haiku-Lyrik?«
    »Ja. Wissen Sie, das ist so eine japanische lyrische Kurzform, drei Zeilen mit insgesamt siebzehn Silben. Es kommt darauf an, mit Wörtern ein Bild zu schaffen, ganz als male man ein Gemälde innerhalb eines festgelegten Rahmens.«
    »Warum haben Sie das getan?«
    Er dachte nach, lächelte. »Bin mir da nicht ganz sicher. Vielleicht, um dem alten Knaben zu zeigen, daß Poesie genauso präzise sein kann wie Mathematik. Ich weiß nicht. Vielleicht einfach zu meiner Erholung.« Er hielt inne. »Warum lächeln Sie?«
    »Es ist so schön, mit jemandem ein richtiges Gespräch zu führen«, sagte sie ernst. »Die meisten Männer, mit denen ich in letzter
Zeit ausgegangen bin, sprechen im Grunde über gar nichts, von Haiku-Lyrik ganz zu schweigen. Mit allem, was sie sagen, scheinen sie immer gleich auf Sex loszusteuern.« Sie brach ab. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie eben dies gerade selber tat, und zwar bereits zum zweitenmal.
    »Stammen Sie ursprünglich aus New
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