Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
York?« fragte sie.
    »Connecticut.«
    »Und Ihre Familie lebt noch dort?«
    »Mein Vater starb, als ich fünf war. Herzschlag.«
    »Meiner auch – aber da war ich schon dreiundzwanzig. Und Ihre Mutter?«
    »Tot.«
    »Zwei Waisen«, sagte sie mit traurigem Lächeln. »Ich habe eine Schwester. Joan. Sie lebt in Radcliffe.«
    »Ich war ein Einzelkind«, erklärte er.
    Der Hummer wurde serviert, ein Riesenexemplar. Sie aßen, schwiegen; durchbrachen dieses Schweigen immer wieder durch kurze stakkatoartige Gesprächsfetzen und Gelächter.
    Sie: »Sie wohnen direkt in Palm Beach?«
    Er: »Ich habe ein Haus in Lantana. Sie?«
    Sie: »Ein Appartment in West Palm.«
    Wieder Schweigen. Wieder Champagner.
    Sie: »Wie kommt’s, daß Sie ein Haus haben?« Pause. Warten mit angehaltenem Atem. »Sie sind doch nicht verheiratet, oder?« Natürlich, das mußte es sein. Er war verheiratet. So erklärte sich auch, daß er noch am selben Abend zurückwollte. Verdammt noch mal! Natürlich! Er war garantiert verheiratet!
    Er: »Nein, ich bin nicht verheiratet.«
    Sie: »Sind Sie sicher?«
    Er: »Ganz sicher.«
    Wieder Schweigen. Dessert. Kaffee. Rechnung bitte.
    Er: »Warum zupfen Sie so an Ihrer Haut?«
    Sie: »Reine Nervosität.«

    Er: »Sie sind nervös – weswegen?«
    Sie: »Nur so. Das Leben.«
    Viel Gelächter. Eng umschlungen fuhr man zum Flughafen. Und während des Rückflugs lehnte man sich leicht gegeneinander, halb im Schlaf. Landung auf dem Flughafen von West Palm Beach. Wenig später saßen sie in seinem Seville. In rascher Fahrt ging es zum Ozean. Dort hielten sie und lauschten auf das Dröhnen der Wogen.
    War all dies Wirklichkeit? War es wirklich geschehen, geschah noch immer? Sie blickte ihm ins gutgeschnittene Gesicht. Ich könnte diesen Mann lieben, dachte sie plötzlich, während ein Gefühl von Panik in ihr aufstieg. Ich könnte diesen Mann wirklich und wahrhaftig lieben.
    Zärtlichkeiten im Auto? Guter Gott, wie viele Jahre war das wohl her, sie konnte sich kaum noch erinnern. Wie hatte er eigentlich ausgesehen, ihr letzter Liebhaber im Auto? Ein knappes Dutzend weiterer war gefolgt, nicht im Auto, sondern im Bett, und bei einem oder zweien schien auch so etwas Ähnliches wie Liebe mit im Spiel gewesen zu sein. Bloß irgendwie lief die Sache jeweils ganz auf Sisyphos hinaus: mühsames Hochwälzen eines Felsbrockens zum Gipfel und anschließendes unaufhaltsames Hinabrollen in den Abgrund – dort, wo er am allertiefsten schien.
    Diesmal jedoch war alles ganz anders.
    Victors Lippen wirkten nicht fordernd, sondern zärtlich. Seine Küsse hatten etwas Romantisches, mit dem unbeholfenen, eher groben Geknutsche eines quasi noch Halbstarken überhaupt nicht zu vergleichen. Seine Lippen waren geöffnet, doch gab es nichts Unbeherrscht-Gieriges. Er wußte genau, wann und wie und wieviel. Der Rat ihrer Mutter erwies sich als stichhaltig – er hatte gute Hände.
    »Warum hörst du auf?« hörte sie eine Stimme fragen. Und begriff dann, daß es ihre eigene Stimme war. »Wer hat das gesagt?«
lachte sie und versuchte, es ins Scherzhafte zu wenden. Sie war überrascht: über ihre eigene Begierde, über ihren Mangel an Scheu.
    »So sehr ich den Ozean auch liebe«, erwiderte er sehr ruhig, seinen Kopf dicht an ihrem, während ihr sein Atem sacht übers Kinn strich. »Ich bin nie sehr dafür gewesen, daß man sich auf den Vordersitzen eines Autos liebt – oder auch auf den Hintersitzen.«
    Überraschen konnte seine Reaktion eigentlich kaum. Eine solche Einstellung sah ihm nur allzu ähnlich, paßte genau zu ihm. Und so wartete sie geduldig, bis er nach etlichen Sekunden weitersprach.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »fange ich nicht gern etwas an, das ich nicht zu Ende bringen kann.«
    »Weshalb kannst du’s nicht zu Ende bringen?« fragte sie, und wieder fühlte sie sich überrascht sowohl von dem drängenden Ton in ihrer Stimme als auch von der Enttäuschung, die sich hineinmischte. Sie lachten beide.
    »Weil ich morgen schon in aller Frühe auf den Beinen sein muß«, sagte er und nahm ihre Hand, seine Finger mit ihren Fingern verschränkend.
    »Du mußt irgendwohin?« fragte sie und hörte, wie eine laute Stimme in ihr sagte: »Wußte ich’s doch – war viel zu schön, um wahr zu sein. Gleich morgen früh schwirrt er ab ins schwärzeste Afrika, Friedenscorps oder irgend so was!« Diese innere Stimme war so laut und so beharrlich, daß sie kaum hörte, was er wirklich sagte. »Wo mußt du hin?« rief sie, während der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher