Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
Das hatte sie ja schon anschaulich genug bewiesen.
Aber die Zeit drängte wirklich, verdammt nochmal. Sachiko aber zu erzählen, dass sie nur noch ungefähr achtundvierzig Stunden zu leben hätte – von seinem eigenen Tod ganz zu schweigen – war auch nicht das Gelbe vom Ei.
Also, erst mal tief Luft holen und ganz ruhig!
Hanii … wie … wie kommt es, dass ich dich plötzlich hören kann?
Aiden wusste selbst nicht, ob er diese Frage als pures Ablenkungsmanöver stellte. Das mehr als beredte Schweigen Sachikos war ihm eigentlich Antwort genug. Dennoch …
Ich … ich habe mich so geschämt.
Grundgütiger! Das durfte doch wohl nicht wahr sein.
Sachiko hielt seit Stunden drei Menschen auf Trab, die vor Sorge und Angst um sie nicht mehr ein noch aus wussten. Und sie hätte antworten können und tat es nicht aus Scham?
Gott, verstehe einer die Frauen!
Aiden verdrehte die Augen. Das konnte er alles später mit ihr besprechen …
Kannst du dich an irgendetwas erinnern?
Er sagte mir, dass sein Flugzeug in einem Reparaturhangar steht, also … ähm … wir … wir fuhren auf der Interstate 5 …
Stünde Sachiko in diesem Moment neben ihm, Aiden hätte sie geschüttelt. Dieses dumme Ding war zu einem fremden Mann ins Auto geklettert?
Bitte, Aiden … ich weiß, wie dumm das war …
Hat er … hat er dir etwas angetan?
Aiden hielt den Atem an und ballte die Hände zu Fäusten.
Nein … aber …
Aber?? Himmel, Hanii, bitte, egal was er getan hat, ich werde diesen Kerl umbringen!
Mir geht’s gut, Aiden. Nur, ich bin an den Händen gefesselt, ein Knebel steckt in meinem Mund und ich habe eine Binde vor den Augen.
Aha, daher hatte Sachiko gesagt, es sei dunkel. Nur zu gut erinnerte Aiden sich an ihren ersten Abend im Park, als sie ihm verraten hatte, dass sie selbst in absoluter Finsternis so gut sah wie am Tag.
Gefesselt und geknebelt?
Obwohl nur in Gedanken brüllte er dieses Wort beinahe in Sachikos Kopf. Er würde dieses Arschloch eigenhändig töten …
Aiden befahl sich, ruhig und kontrolliert zu kommunizieren. Hey, er war Schauspieler. Also sollte das doch eine seiner leichtesten Übungen sein, oder?
Weißt du noch die Richtung, Hanii? Irgendeinen klitzekleinen Hinweis?
Ja, Richtung San Diego und, ähm, ich rieche das Meer.
Sie roch das …? Egal!
Warum hat der Kerl dich überhaupt gekidnappt?
Ich schätze mal, er hat mich erkannt.
Aiden begriff nicht ganz und Sachiko beeilte sich, es ihm zu erklären.
Du weißt wirklich nicht, wer mein Dad ist, hm? Noch nie was von Fellow-Pharmaceutical gehört?
Oh! Natürlich hatte Aiden das, aber für ihn war Sachiko das Mädchen, in das er sich auf den ersten Blick verliebt hatte … an ihren Namen, oder dass ihre Eltern etwas anderes als stinknormale Vampire sein könnten, hatte er nicht einen Gedanken verschwendet.
Das Schwein will deinen Dad erpressen?
Ja … aber bis eben hat er noch sein Handy reparieren müssen …
Was war das? Kicherte Sachiko etwa? Bevor Aiden fragen konnte, was denn so lustig an der Sache sei, klärte ihn Sachiko hierüber auf.
Aiden konnte nicht umhin, stolz zu grinsen.
Dass Sachikos Eltern und Nikolai neben ihm standen und geduldig darauf warteten, ebenfalls über die Situation aufgeklärt zu werden, registrierte Aiden ganz nebenbei mit Anerkennung.
Brendan und Amaya mussten doch total angespannt sein und darauf brennen, zu erfahren, was mit ihrer Tochter los war. Und dennoch ließen sie Aiden alle Zeit der Welt, mit Sachiko zu kommunizieren. Respekt!
Oh … er hat es geschafft … sein Handy funktioniert wieder … ah, er sucht im Internet nach Daddys Telefonnummer …
Kleines, wie lange seid ihr etwa gefahren?
Ähm … an die drei Stunden, warum fragst du?
Weil wir uns jetzt auf den Weg machen werden, Hanii. Keine Sekunde länger als nötig, werde ich dich in den Händen dieses Irren lassen.
Aber Daddy muss zuhause bleiben, er muss doch ans Telefon gehen!
Augenblick, Hanii!
Aiden klärte Amaya, Brendan und Nikolai in einer Kurzversion über die Geschehnisse auf. Dann …
Kein Problem, dein Dad und deine Mom bleiben zuhause … Nikolai kommt mit mir …
Nikolai ist da?
Täuschte er sich oder klang Sachikos Stimme jetzt tatsächlich erleichterter, ja, beinahe glücklich? Bevor Aiden jedoch auch nur den winzigsten Eifersuchtsstachel verspüren konnte, jubelte Sachiko in seinem Kopf.
Oh, Aiden … das ist phantastisch …
Ähm, entschuldige Hanii, muss ich das jetzt verstehen? Phantastisch wäre gewesen, wenn
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