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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
Autoren: Berte Bratt
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würden. Ich warf einen Blick auf Hartmut, der gerade sehr aufmerksam am Steuer war, wir fuhren durch eine Ortschaft mit spielenden Kindern auf der Straße. Sein Gesicht war so erwachsen geworden, seine Augen hatten einen neuen Glanz, sein Ausdruck war wärmer, die Stimme war die eines
    erwachsenen Mannes.
    Dann erreichten wir das Dorf Älgärd, jetzt studierte Hartmut den Plan. Ja, es war gut, daß der liebe Herr Sande den gezeichnet hatte, denn hier lagen kleine hölzerne Hüttchen und Wochenendhäuser zu Hunderten. Alle gepflegt, alle mit kleinen Gärtchen, alle mit einem kleinen weißgestrichenen Flaggenmast. Ja, die Norweger hissen ja bei allen Gelegenheiten die hübsche Fahne, bei Familiengeburtstagen und Hochzeitstagen. Und als der kleine Sven Gerhard getauft wurde, wehte auch die blau-weiß-rote Fahne am Flaggenmast in Bernts und Katrins Garten.
    Hartmut hielt an. „Hier müßte es sein.“
    Es war ein Minihäuschen, richtig ein Puppenhaus! Rot gestrichen mit weißen Fensterrahmen, einem kleinen weißen Lattenzaun, ein Gärtchen, wo man noch die Spuren von der herbstlichen Blumenpracht ahnen konnte.
    Ein kleines Zimmerchen mit einem Tisch, einem Eckschrank, zwei Kiefernholz-Sesselchen mit losen Kissen. Eine Miniküche mit einer Propangas-Kochgelegenheit. Dann ein Schlafzimmer mit zwei Betten und einem altmodischen Waschgestell.
    Es war alles denkbar einfach, aber die wenigen Möbelstücke waren hübsch, die Farben schön abgestimmt, die kleinen geblümten Gardinen wirkten so freundlich.
    Ja, hier konnte man sich wohl fühlen.
    Hartmut sah mich an. „Du hast versprochen, ehrlich zu antworten, Allegra. Willst du zurück in die Stadt oder willst du mit mir hierbleiben?“
    Ich fühlte, wie mir die Röte in die Wangen stieg, und jetzt klopfte mein Herz wieder, so daß man es beinahe hören mußte!
    Hartmuts Augen hatten einen so unendlich lieben, sanften Ausdruck. Seine Stimme hatte ganz leise geklungen.
    Ich ging dicht hin zu ihm und verbarg mein Gesicht an seiner Brust. „Wir bleiben hier, Hartmut. Wir beide zusammen.“

Antwort auf meine Frage
    Ich wachte aus einem tiefen Schlaf auf. Es war ganz dunkel im Zimmer. Neben mir hörte ich die ruhigen, regelmäßigen Atemzüge von Hartmut. Er schlief fest, glücklich, entspannt.
    Ich rührte mich nicht. Blieb regungslos liegen, und in Gedanken erlebte ich die letzten vierundzwanzig Stunden noch einmal.
    Unsere Begegnung am Bahnhof, das Frühstück im Hotel, die Fahrt hierher. Dann, wie wir uns eingerichtet hatten. Hartmut konnte mit dem kleinen Ölofen gut umgehen, er hatte denselben Typ in seiner Bude gehabt. Bald verbreitete sich eine mollige Wärme in den kleinen Räumen.
    Dann waren wir zum Kaufmann ins Dorf gefahren, hatten Kaffee, Brot, Butter, Käse und ein paar Konservendosen gekauft. Ich hatte Mittagessen gemacht, Hartmut hatte beim Abwaschen abgetrocknet, dann hatten wir die Betten bezogen und uns zu einem Mittagsschläfchen hingelegt.
    Stille um uns. Das wohltuende Gefühl, hier würde uns niemand stören. Wir waren allein, so wunderbar allein. Wir beide, die das erlebten, was dem Leben Sinn und Meinung gibt. Das, was man nur dann erleben sollte, wenn man einen Menschen wirklich liebt, so daß man weiß, von nun an gehören wir zusammen.
    Ja, das Gefühl war es, das uns beide erfüllte als ich dalag, mit meinem Kopf auf Hartmuts Schulter. Lange sprachen wir nicht. Aber zuletzt klang Hartmuts Stimme leise in mein Ohr.
    „Weißt du, Allegra, jetzt kann ich die Frage beantworten, die du mir einmal gestellt hast. Die Frage, worauf ich so häßlich reagierte. Weißt du noch?“
    „Du meinst das, was du Rumwühlen in deiner Seele nanntest?“
    „Ja, gerade das. Damals konnte ich nicht antworten, schriftlich erst recht nicht. Aber jetzt möchte ich es versuchen, wenn du noch eine Antwort haben möchtest.“
    „Und ob ich das möchte, Hartmut!“
    Er drückte mich dichter an sich, küßte mein Gesicht, meine Augen. Dann sprach er, leise und ruhig.
    „Es stimmt schon, daß ich immer alle Gefühle verschwiegen habe. Daß ich keinem Menschen zeigen wollte, was in mir vorging. Es fing schon an, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich war sehr einsam. Meine Mutter war berufstätig, kam erst abends müde nach
    Hause. Ich war ja klein, wußte nicht so richtig was los war, was mein Dasein anders machte als das von anderen Kindern. Erst als Erwachsener habe ich es begriffen: Die Großeltern betrachteten immer ihre Tochter als ein Kind, sie nahmen ihr alle
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