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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
Autoren: Berte Bratt
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dann starb also mein Stiefvater, ich fuhr zu meiner Mutter und erlebte zum erstenmal, daß ein Mensch mich brauchte. Und wie sie mich brauchte! Es war schön, mit ihr endlich allein zu sein, mit ihr in Ruhe alles besprechen zu können, ohne die wachsamen Augen der Großmutter und ohne Opas ewige gute Ratschläge. Ich bin meiner Mutter richtig nahegekommen, wir verstehen uns blendend -manchmal habe ich das Gefühl, daß sie versucht, das alles nachzuholen, was sie mir diese Jahre nicht geben konnte. Den Tod ihres viel älteren Mannes hat sie eigentlich sehr ruhig hingenommen, es war ja sowieso keine Liebesheirat.“
    „Du, wie muß das furchtbar sein. Eine Heirat ohne Liebe! Alle ehelichen Pflichten - Tag und Nacht - erfüllen zu müssen, ja überhaupt, das als Pflicht zu empfinden, was das allergrößte Glück sein sollte!“
    „Nun ja, ich glaube, die Ehe meiner Mutter war wohl nicht direkt unglücklich, es ging wohl ruhig und friedlich, und eine Hilfe war es ihr natürlich auch, daß mein Stiefvater ganz wohlhabend war. Nun, wir haben alles miteinander besprochen, und sie hat mich endlich davon überzeugt, daß es sozusagen meine Pflicht ist, das Familiengeschäft zu übernehmen. Opa war bitter enttäuscht, weil er keinen Sohn bekam. Nun ist es ihm wohl allmählich klargeworden, daß der unerwünschte Enkel ihm doch nützlich sein kann. Er will sich nächstes Jahr vom Geschäft zurückziehen und es mir ganz überlassen. Und unter der Bedingung habe ich nichts dagegen, es weiterzuführen. Nur kann ich nicht mit Opa zusammenarbeiten. Vielleicht hat er es auch eingesehen.“
    „Siehst du“, sagte ich. „Noch einer der dich braucht. Außer mir also zwei Menschen die dich brauchen.“
    „Außer dir? Brauchst du mich auch?“
    „Ob ich dich brauche, Hartmut! O Gott, und ob ich dich brauche! Ich brauche dich immer, ich kann dich nie, nie mehr entbehren -begreifst du denn nicht - du bedeutest mir doch alles auf der Welt!“ Hinter den kleinen geblümten Gardinen brach der Tag langsam hervor. Im ersten kahlen Morgenlicht sah ich Hartmuts Gesicht. Das friedliche, entspannte, glückliche Gesicht eines erwachsenen Mannes. Jetzt bewegte er sich und schlug die Augen auf.
    „Du bist also wirklich da“, flüsterte er mir ins Ohr. „Beinahe dachte ich, es sei ein Traum gewesen.“
    „Ich kann dir in den Arm zwicken, dann wirst du merken, daß ich Wirklichkeit bin!“
    „Tut nicht nötig. Es ist mir jetzt klar.“
    Er erhob sich auf die Ellbogen, sah mir ins Gesicht. Seine Augen
    leuchteten.
    „Spatz, du wolltest doch wissen, was ich fühle, was ich so denke. Ich antwortete so häßlich auf deine Frage im Brief, ich hatte mich wohl noch nicht aus dieser schrecklichen ,Laßt-mich-endlich-in-Ruhe-Mentalität’ herausgearbeitet. Jetzt kann ich aber antworten, Spatz. Ich bin glücklich, ich bin so glücklich wie ich nicht ahnte, daß ein Mensch es sein könnte. Du hast mir ein Glück geschenkt, das all das Schlimme in meinem Leben tausendmal aufwiegt!“
    Ich konnte nicht antworten. Ich legte nur meine Arme um seinen Hals und küßte seinen Mund.
    „Wenn wir ein Auto gemietet haben, müssen wir es ja auch benutzen“, meinte Hartmut nach dem Frühstück. „Wollen wir uns ein bißchen mehr von dieser eigenartigen Landschaft angucken?“ „Ich will alles angucken was du willst, wenn es auch eine Krokodilzucht oder eine Schlangenfarm ist!“
    Hartmut lachte.
    „Ja, eine Schlangenfarm wäre das richtige! Weißt du noch, als ich den Sonntag mit dir bei deinen Eltern war, da hast du laut aufgeschrien wegen eines Regenwurms? Es wundert mich, daß du überhaupt das Schlangenarmband tragen kannst - es ist übrigens sehr hübsch. Ist es das, das du in einem Brief erwähntest?“
    „Ja, ich habe es von Katrin bekommen.“
    „Na, sie muß ja großzügig sein. Du lächelst so komisch, Spatz, was hat es mit dem Armband auf sich?“
    Dann erzählte ich ihm die Geschichte, und er machte ein gelinde gesagt entsetztes Gesicht.
    „Sag nun bitte ausnahmsweise nicht was du denkst!“ bat ich. „Die Geschichte hängt mir zum Halse raus, ich bin ganz unverdient eine Heldin geworden, was alles Quatsch ist. Ich hatte einfach keine Wahl, ich konnte ja das Kind nicht im Stich lassen. Bernt sagt, daß es für mich eine Roßkur war, aber ich bin also geheilt und kann jetzt jederzeit Regenwürmer anfassen, falls du es von mir verlangst!“ Hartmut schüttelte den Kopf. „Was bist du doch für ein Mädchen, Spatz!“ sagte er.
    Dann machten wir
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