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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
Autoren: Berte Bratt
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morgen, mein Schatz, mein Spatz, mein Spatzeschatz!“
    Dann war er weg.
    Brennende Kerzen, Tannenduft, Weihnachtslieder im Radio. Bescherung, freudige Danksagungen, Überraschungen - „Nein, wie konntest du wissen, daß ich mir gerade das wünschte“ - „hast du das wirklich selbst gestrickt“ - das letztere bezog sich auf ein Paar Fingerhandschuhe in Norwegermuster, die ich Mutti in Norwegen gestrickt hatte.
    Dann machte ich Hartmuts Pakete auf. Zuerst das, was er mir gestern überreicht hatte.
    Es war ein kleiner Kassettenrecorder. Wie konnte er nur wissen, daß ich mir so ein Ding so sehr wünschte? Ich freute mich ganz schrecklich darüber.
    Dann machte ich mit klopfendem Herzen das andere, ganz kleine Päckchen auf. Es enthielt eine Kassette, in einem beschriebenen Briefbogen eingewickelt. Ich faltete das Papier auseinander und las die feierlichen, schön hingemalten Zeilen:
    Gutschein
    Dieser Schein berechtigt Fräulein Allegra Marianne Walther mit einem Begleiter nach eigener Wahl zu einer Osterreise nach Prag. Die Reise umfaßt Flug hin und
    zurück und vier Tage Aufenthalt. Der Schein ist nicht übertragbar. Hartmut Joachim Glinde
    „Aber Allikind, weinst du?“ fragte Vati.
    „Nein - doch, ja - ich freue mich so - ich freue mich so schrecklich - ich habe ein so wunderbares Geschenk bekommen.“ Ich reichte den Eltern das beschriebene Papier.
    Sie lasen und sahen mich fragend an. „Stimmt“, antwortete ich auf die nicht gestellte Frage. „Hartmut ist euer zukünftiger Schwiegersohn!“
    Ich konnte es nicht lassen. Ich mußte Hartmut sofort anrufen. Es wurde ein kurzes und leises Gespräch, denn das was ich zu sagen hatte, eignete sich nicht für andere Ohren. Nicht einmal für die eines liebevollen Elternpaares.
    Als ich an dem Abend ins Bett gekommen war, legte ich die Kassette in den Recorder und stellte die Lautstärke ganz leise. Ich hatte so eine Ahnung, was auf dem Band war.
    Meine Ahnung war richtig.
    Denn in die stille Nacht hinein tönte Smetanas „Moldau“ aus dem kleinen Apparat. Ich machte die Augen zu und horchte.
    Ich hatte nicht gewußt, daß es möglich war, so glücklich zu sein!

Dreieinhalb Monate später
    Es war unser letzter Tag in Prag.
    Wir saßen in „Malostranska Kavarna“ - einem der ältesten Kaffeehäuser Prags, am Kleinseiter Ring. Wir hatten die herrliche Barockkirche besichtigt, wir waren auf dem Hradschin gewesen, wir hatten in Kunst und Schönheit geschwelgt. Hand in Hand waren wir über die Karlsbrücke gewandert, wir hatten die alte Synagoge gesehen und den herrlichen Fürstenberggarten. Wir waren vier Tage lang ununterbrochen auf den Beinen gewesen, hatten alles mitgekriegt, wovon ich geträumt hatte, und viel, viel mehr.
    Und trotzdem sagte Hartmut jetzt: „Weißt du, Spatz, eigentlich dürfen wir dies nur als eine erste Orientierung betrachten. Für eine Stadt wie Prag braucht man vier Monate und nicht vier Tage!“
    „Können wir uns nicht über vier Wochen einigen?“ schlug ich vor.
    „Wir werden mal sehen. Jedenfalls müssen wir hier zurück, das ist mir klar. Lieber Himmel, was gibt es hier an Kunst und Schönheit! Und ich bin dir ewig dankbar, daß du diesen Wunsch hattest - nebenbei gesagt, wenn du lieber zum Nordpol gefahren wärest, hätte ich das auch mitgemacht - aber, Gott sei Dank, daß du dich unbekannterweise ausgerechnet in Prag verliebt hattest!“
    „Und wie schön, mit dir zu fahren! Was wäre diese Reise ohne dich gewesen?“
    „Na, du hättest vielleicht mit deinen Eltern fahren können!“
    „Ich danke! Sollte ich all diese Schönheit sehen und immer daran denken: Und dies wollte der einzige Mensch den ich liebe, nicht mit mir teilen? Du, ich hätte vor lauter Tränen weder Hradschin noch die Synagoge oder die Kleinseite sehen können, oder den Wenzelsplatz oder die Przewalskipferde!“
    Ja, für die berühmten Przewalskipferde hatten wir auch eine Stunde spendiert. Sonst hatten wir die Prager Zootiere links liegenlassen. „Gute Zoos haben wir genug in Deutschland“, hatte Hartmut gesagt. „Aber diese Hottehüs sehen wir nur hier!“
    Wir tranken unseren Kaffee und guckten auf die Uhr. Nur noch wenige Stunden, dann die letzte Nacht im Hotel, und morgen früh mußten wir zurückfliegen. Hartmut zu seinem Papierwarengeschäft und seiner Berufsschule, ich zu Frau Doktor Oberbach und zu meiner Berufsschule. Eine Woche hatte ich bei Frau Doktor
    Oberbach gearbeitet und fühlte mich da wie der Fisch im Wasser. Es war so schön,
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