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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
Autoren: Berte Bratt
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eine schöne Autofahrt bei kühlem, windigem Novemberwetter. Und allmählich ging dann unser viel zu kurzes Zusammensein zu Ende.
    Ein schnelles Essen, dann noch ein paar Nachmittagsstunden für uns allein in dem gesegneten kleinen Wochenendhäuschen, und dann ging es zurück nach Stavanger.
    Am späten Abend verabschiedeten wir uns am Bahnhof, und Hartmut mußte zu seinem Schiff.
    Dann rollte ich wieder südwärts - genauer gesagt südostwärts - , saß in meiner Abteilecke, ganz still, ohne zu lesen oder mich irgendwie zu beschäftigen. Mein Herz war voll, mein Kopf war voll von all dem, was ich diese zwei Tage an Glück erlebt hatte.
    Der Abschied war schwer gewesen. Aber Hartmuts letzte Worte durchs Abteilfenster sangen in meinen Ohren: „Nur noch fünf Wochen, Spatz! Aber auf eins mußt du dich gefaßt machen: ich werde dich meiner Familie als meine Braut vorführen!“
    Die Nacht verging, und beim ersten grauen Tageslicht war ich am Ziel. Als Bernt in die Praxis kam, fand er mich dort vor, im weißen Kittel und in voller Arbeit bei Karteikarten und Instrumente einräumen.
    Er sah mich mit einem kleinen Lächeln an.
    „Weißt du was, Allegra?“ sagte er. „Du siehst irgendwie anders aus - beinahe hätte ich gesagt, du bist ein neuer Mensch!“
    „Stimmt haargenau, Bernt“, antwortete ich. „Ein neuer Mensch, gerade das bin ich!“
    Und der neue Mensch machte den Karteischub zu und packte die Arbeit des Tages an.

Weihnachten
    Ich kam gerade rechtzeitig nach Hause, um Mutti beim Weihnachtsbacken beizustehen.
    Der Abschied von Bernt, Katrin und dem Kleinen war mir schwergefallen. Aber wir hatten alle das Gefühl, daß es kein Abschied für immer war. Irgendwann wollten Hartmut und ich in Südnorwegen Urlaub machen, und ich war davon überzeugt, daß er sich genauso mit Bernt und Katrin befreunden würde, wie ich es getan hatte.
    „Grüßt eure Beatemutti“, sagte ich. „Grüßt sie sehr, sehr herzlich und sagt ihr, daß sie vollkommen recht hatte.“
    „Recht womit?“ fragte Katrin.
    „Das wird sie schon wissen. Sagt bloß, daß sie recht hatte, und ihr könnt gern hinzufügen, daß sie eine kluge Frau ist!“
    Dann fuhr ich also nach Hause, um ein kostbares Armband, ein großartiges Zeugnis und eine wunderbare Freundschaft reicher.
    Ich kam eine Woche vor Weihnachten an. Außer dem Backen gab es noch allerlei zu tun, unter anderem Besorgungen in der Stadt.
    Ich besuchte Familie Felsdorf, und ich guckte auch bei Frau Doktor Oberbach rein.
    „Nanu“, sagte sie. „Was haben Sie mit sich selbst gemacht? Waren Sie krank? Sie haben ja so abgenommen!“
    „Zum Teil Verzicht auf Süßigkeiten, zum Teil seelische Probleme“, erklärte ich.
    „Sie sehen aber nicht so aus, als hätten Sie Probleme!“
    „Sie sind auch vorüber“, sagte ich. „Mir geht es blendend. Und ich kann jetzt besser gerüstet zu Ihnen kommen. Ich wollte Ihnen eigentlich das Zeugnis von Ihrem norwegischen Kollegen zeigen.“ Das Zeugnis von Bernt war in vorbildlichem Deutsch abgefaßt. Frau Doktor Oberbach las es lächelnd und kopfnickend.
    „Donnerwetter, das nenne ich ein Zeugnis. Und nun bleibt es also dabei, daß Sie am ersten April hier anfangen?“
    „Ganz sicher, Frau Doktor. Ich freue mich ganz schrecklich darauf.“
    Glück muß der Mensch haben!
    Am dreiundzwanzigsten fuhr Mutti frühmorgens mit Vati in die Stadt. Sie mußte zum Friseur, sie hatte noch Einkäufe zu machen, sie mußte ein Weihnachtskörbchen zu einer einsamen alten Frau im
    Altersheim bringen. Das bedeutete mindestens eine Stunde Plaudern. Dann wollte sie nach Büroschluß Vati treffen, und die beiden hatten dann irgend etwas in puncto Einkaufen vor. Ich ahnte nicht was, und am Tage vor Weihnachten fragt man auch nicht! Sie wollten in der Stadt eine Kleinigkeit essen; im Kühlschrank stand noch ein Rest von gestern, genug für mich - und ob ich vielleicht den Weihnachtsbaum putzen würde und die Füllung für die Weihnachtspute machen?
    Das wollte ich. Um acht Uhr morgens fuhren dann die Eltern los, und ich beeilte mich nach Leibeskräften mit dem Frühstücksabwasch und Staubwischen, denn ich hatte eine Ahnung.
    Die Ahnung stimmte. Ich hatte gerade das abgewaschene Geschirr eingeräumt und den großen Karton mit dem Christbaumschmuck vom Boden geholt, da hielt ein Auto vor der Tür. Als ich das Kölner Kennzeichen sah, rannte ich zur Tür hinaus, und im Gartentor fiel ich Hartmut in die Arme, wahrscheinlich zur größten Freude der neugierigen
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