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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
Autoren: Berte Bratt
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atmete ich auf, als der Kellner mit unserer Bestellung verschwand, „kannst du nun endlich anfangen? Das heißt, zuerst muß ich dich fragen, was eigentlich mit dir geschehen ist. Du sagst, daß ich schlank geworden bin, was zum Glück stimmt. Aber du bist
    - du bist irgendwie - erwachsen jetzt! Du hast eine - oh, wie soll ich es ausdrücken - eine erwachsene Sicherheit - du wirkst sozusagen größer! Du siehst nicht mehr aus wie ein schlaksiger Jüngling, du bist ein erwachsener Mann geworden.“ Hartmut lachte.
    „So? Ich war ein schlaksiger Jüngling? Na ja, du hast vielleicht recht. Und wenn ich mich geändert habe, liegt es wohl daran, daß ich plötzlich da saß mit der Verantwortung eines erwachsenen Mannes. Ich habe für meine Mutter denken und handeln müssen.“
    „Hast du es gern getan?“
    „Ja. Sehr gern sogar. Und ich habe erst in dieser Zeit meine Mutter richtig kennengelernt. Als Kind hatte ich sie ja nie so für mich. Am Tag hat sie gearbeitet, abends waren immer die Großeltern dabei. Ich habe eigentlich nie so richtig darüber nachgedacht, wie verdammt schwer meine Mutter es gehabt hat.“ Der Kellner brachte das Frühstück.
    Als Hartmut wieder sprach, wechselte er das Thema: „Ja, also warum ich plötzlich hier bin. Du weißt wahrscheinlich nicht, daß am letzten Mittwoch in unserem Vaterland Büß- und Bettag war? Nein, siehst du, du ahnst nicht, was in der Heimat passiert. Aber, so fiel ein Berufsschultag aus. Nun haben wir in der Berufsschule einen Lehrer, der immer über die großen Papierfabriken in Norwegen spricht. Du weißt sicherlich, daß Norwegen nicht nur Konservenfabriken und Fischmehlfabriken hat, sondern auch Papierfabriken? Besonders viel hat er von einer ganz alten Fabrik in der Nähe von Bergen erzählt, so was müßten wir eigentlich sehen, wir, die wir in die Papierbranche reinwollten. Nun ja, dann habe ich meine Verbindungen mit Reiseunternehmen ausgenutzt, und ehe wir uns selbst darüber im klaren waren, hatten fünf von uns sich für eine Billigreise nach Norwegen eingetragen. Ja, jetzt ist ja die tote Zeit im Reiseverkehr, weißt du, also die Zeit der Billigreisen.“
    „Mit Preisermäßigungen in Hotels und so was.“, nickte ich.
    „Eben. Besonders großzügige Ermäßigungen, wenn eine Gruppe Jugendlicher zum Studienzweck losfährt. Also, Mittwoch in aller
    Herrgottsfrühe losgefahren, ja, mein Chef hat mir großzügig zwei Tage freigegeben, samstags habe ich sowieso frei - nachmittags per Schiff von Cuxhaven, Donnerstag Ankunft in Bergen, Einquartierung in einer Jugendherberge. Fabrikbesichtigung gestern, nebenbei gesagt sehr interessant, und dann hieß es Samstag, also heute, die Sehenswürdigkeiten in Bergen besichtigen. Die habe ich also links liegenlassen, weil die einzige Sehenswürdigkeit, die mich interessierte, nicht in Bergen, sondern in Klein-Eschenheim war. Dann rief ich also an, mitten in der Besichtigung gestern, von der Fabrik aus, und hier bin ich. Und du bist da. Alles herrlich geklappt. Und wir haben zwei ganze Tage für uns!“
    „Eins verstehe ich nicht, Hartmut“, sagte ich. „Damals, zu Hause, als wir unsere Rollerausflüge machten und so - es war furchtbar nett, aber ich ahnte nicht, daß ich so viel für dich bedeutete!“
    „Ich ahnte es ja selbst nicht! Das heißt, ich fand es blöde, daß du wegfuhrst. Aber soviel habe ich auch nicht darüber nachgedacht. Dann zeigte es sich, daß ich den Gedanken an dich gar nicht los wurde, du Teufelsmädchen! Immer sah ich dich vor mir, wie du damals im Badezimmer von Frau Felsdorf den dreckigen Hund saubermachtest. Ich sah die Bewegung deiner Hände, ich hörte deine Stimme - und nun ja - Herrgott noch mal, muß ich dir eigentlich schildern, wie es ist, wenn man entdeckt, daß man sich verliebt hat?“ Ich legte meine Hand über die seine.
    „Nein, Hartmut. Das brauchst du mir nicht zu schildern. Das weiß ich.“
    Wir schwiegen beide einen Augenblick.
    Dann sagte ich: „Es ist mir nur so unbegreiflich, daß du ausgerechnet an mir etwas finden konntest. Ich weiß sehr gut, daß ich ein ganz gewöhnlicher Durchschnittsmensch bin. Nicht besonders intelligent, nicht besonders hübsch und durchaus nicht spannend.“
    „Vielleicht gerade deswegen“, sagte Hartmut. „Mir ist es genauso unbegreiflich, daß du etwas an mir findest. Du hattest mich in der Erinnerung nur als - was hast du vorhin gesagt? -Ja, als schlaksiger Jüngling mit Sommersprossen.“
    „Vielleicht gerade deswegen“, sagte
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