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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
Autoren: Berte Bratt
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Gesicht verschwunden.
    Sie einigten sich auf gebratenen Lachs und Salat. Und während sie auf das Essen warteten, erzählte Andreas eine komische kleine Begebenheit aus der Bank, wie eine alte Dame ihre Bankeinlagen durch ein Kennwort sichern wollte und dann dieses Kennwort vorn im Buch aufschrieb, damit sie es nicht vergäße.
    Anja lachte und Paul lachte, und Katrin lächelte unsicher mit. Sie hatte keine Ahnung, was ein Kennwort bedeutete, und verstand daher nicht den Witz an der Geschichte.
    Anja warf ihr einen schnellen Blick zu und fragte quer über den Tisch hinweg: „Wie ist es eigentlich, wenn man achtzehn ist, Katrin? Ist es nicht ein wunderbares Gefühl?“
    „Ach, ich weiß nicht - wie haben Sie es denn empfunden? Es ist doch sicher gar nicht so lange her, seit Sie achtzehn waren?“
    „Vier Jahre. Und es war ein greulicher Tag. Ich wurde nämlich an demselben Tag in englischer Handelskorrespondenz geprüft, in der Höheren Handelsschule. Kein Wunder, daß ich so schlecht abschnitt. Wer könnte wohl an seinem achtzehnten Geburtstag eine Prüfung machen?“
    „Das hat Katrin aber gerade getan“, lachte Andreas. „Ihre Fahrprüfung hat sie heute gemacht.“
    „Eine Fahrprüfung macht natürlich viel mehr Spaß als eine
    Schulprüfung“, sagte Katrin. „Ich wünschte nur, ich hätte gleich auch meine Prüfung im Schwimmen und im Segeln gemacht.“
    „Oh, Katrin, da kriege ich aber Minderwertigkeitskomplexe“, lachte Anja. „Ich weiß nicht, was bei einem Segelboot vorn und was hinten ist. Aber wissen Sie was, Katrin“, fügte sie hinzu, „wenn ich nun vier Jahre älter bin als Sie, muß ich es wohl als erste sagen: Wollen wir uns nicht duzen? Es wird alles so viel einfacher dadurch.“
    Katrin wurde rot und sagte leise und verlegen: „Ja, gern.“
    Anja fuhr fort, ohne sich um Katrins Verlegenheit zu kümmern: „Was willst du eigentlich für einen Beruf ergreifen, Katrin? Vom Segeln und Schwimmen kann man doch nicht leben? Was willst du werden?“
    „Weiß ich nicht“, sagte Katrin. In diesem Augenblick kam der Kellner mit dem Lachs, und sie als Geburtstagskind mußte sich zuerst nehmen.
    „Sie macht ganz bestimmt etwas mit Technik und Mechanik“, half Andreas nach, während er Anja die Platte hielt.
    „Bis auf weiteres habe ich vollauf damit zu tun, meinen Brüdern den Haushalt zu führen“, sagte Katrin, und in ihrer Stimme lag ein eigentümlich bestimmter, fast scharfer Klang.
    Dann sagte sie nichts mehr, sondern beschäftigte sich eifrig mit ihrem Lachs. Anja und Andreas saßen ihr gegenüber und schwatzten und lachten miteinander.
    „Trotzdem müssen wir uns bald einmal über dieses Thema unterhalten“, sagte Paul plötzlich. „Du weißt ja: Mit achtzehn bekommst du von der Versicherung Geld. Was für Pläne hast du eigentlich damit?“
    „Was denn für Pläne?“
    „Ja, es ist doch eine Ausbildungsversicherung - und die Voraussetzung ist, daß das Geld zum Lernen verwendet wird. Also für irgendeine Berufsausbildung.“
    „Danke. Vorläufig bin ich mit meinem Dasein zufrieden.“
    „Du mußt trotzdem darüber nachdenken, Katrin. Du mußt dir überlegen, für welchen Beruf du Neigung hättest.“
    „Ich muß euch doch aber den Haushalt führen.“
    „Das kannst du nicht dein Leben lang tun. Stell dir vor, wir heiraten eines Tages, und...“
    „Untersteht euch!“ lachte Katrin. „Aber im Ernst, Katrin...“
    „Bin nicht in der Laune, ernst zu sein. Schließlich habe ich heute
    Geburtstag. Wenn ich eines Tages Lust bekomme, etwas zu lernen, werde ich’s schon sagen. Aber nichts mit Schreibmaschine und nichts mit Kinderpflege und auch nichts mit Schneidern, darauf könnt ihr beide Gift nehmen. Und nun, bitte, Herr Ober, ein anderes Thema...“
    Paul schwieg. Aber die heimliche Unruhe in Katrin nahm zu.
    Sie waren bis zum Nachtisch gelangt, und Katrin blickte auf die Uhr.
    „Nein, jetzt müssen wir aber schnell machen, Jungens. Meine Gäste kommen um sieben, und ich habe noch kein bißchen vorbereitet.“
    „Ach was, wir helfen dir“, sagte Paul.
    „Aber klar“, sagte Andreas. Dann wandte er sich zu Anja hin. „Kannst du nicht auch mit ‘rauskommen, Anja? Du bist sicher glänzend zu gebrauchen, wenn es heißt, eine Gesellschaft auszurichten?“
    „Ja,- vielen Dank, das wäre natürlich furchtbar nett, aber dann muß ich erst meine Mutter anrufen und Bescheid sagen.“
    Anja stand auf und ging ans Telefon, und nun blickte Katrin ihrem Bruder fest in die Augen. Ihr
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