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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
Autoren: Berte Bratt
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bekommst ja nun deine Ausbildungs-Versicherung ausbezahlt - und Andreas wollte gern, daß du etwas im Hinterhalt hättest, bevor er dir erzählte, daß - daß -.“
    „ - daß er die Absicht hat, mich aus dem Haus zu werfen“, sagte Katrin. Sie war schneeweiß im Gesicht, und der Teller, den sie in Händen hielt, brach plötzlich mittendurch.
    „Erstens wirft er dich nicht hinaus“, sagte Paul und gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben. „Hättest du mich jetzt nicht nach all dem ausgefragt, dann hätte Andreas es dir selbst erzählt. Er hätte dir erklärt, daß du wahrhaftig nicht hinausgeworfen werden sollst, daß aber ein Mädchen von achtzehn Jahren sich für einen Beruf entscheiden muß, ob ihre Brüder nun heiraten oder nicht.“
    „Denkt Andreas etwa, ich bleibe hier wohnen - und gucke zu, wie Anja in meinem Haushalt herumschnüffelt - -“, Katrins Stimme klang halb erstickt. „Seit Vaters Tod habe ich für euch gekocht, gewaschen und gebügelt. Drei Jahre lang, und da kommt diese Fremde und da gilt das alles nichts.“
    „Katrin, sei nicht ungerecht! Du weißt genau, wie dankbar wir dir für diese drei Jahre sind. Aber natürlich wird künftig Anja die Hausfrau sein, Katrin, und dann kannst du nicht sagen, daß sie im Haushalt herumschnüffelt. Sei nun bitte nicht so unmöglich, Katrin, man kann kein bißchen sachlich mit dir reden.“
    „Soso, ich bin also unmöglich.“
    „Ja, ich finde, du bist ziemlich unmöglich. Du wirst nett und in aller Freundlichkeit gefragt, was du gern werden möchtest - und dann drehst du es um und behauptest, du würdest hinausgeworfen, und hinterher bist du beleidigt bei dem Gedanken, daß du hier wohnen bleiben mußt. Was willst du nun eigentlich?“
    „Schlafen gehen, das will ich, und zwar sofort“, sagte Katrin. Sie goß das schmutzige Abwaschwasser aus, hängte die Wanne an den Haken und verschwand die Treppe hinauf, ohne dem Bruder gute Nacht zu sagen und ohne auf Andreas zu warten, der in diesem Augenblick gerade vor der Tür anhielt.
    Die ersten Sonnenstrahlen schauten eben über den Horizont. Katrin schlief noch immer nicht. In ihrem Hirn war ein einziger Wirrwar, sie wußte weder aus noch ein. Und ihre ganze Hilflosigkeit sammelte sich zu einer ohnmächtigen Wut über Anja - Anja, die sich in die Familie eindrängte und Unruhe und Probleme schuf - Anja, die im Leinenschrank und im Silberkasten schnüffelte - Anja, die plötzlich nach Servietten fragte -.
    Katrin kam gar nicht der Gedanke, daß, falls der Leinenschrank in Ordnung gewesen wäre und das Silber blank geputzt und die Servietten sauber gewesen wären - daß sie es dann gar nicht so empfunden hätte, als ob Anja schnüffelte, dann wäre es nur nett gewesen, daß sie half, dann wäre alles friedlich und in Herzlichkeit verlaufen - .
    Ihr kam nicht der Gedanke, daß sie sich im tiefsten Grund ihrer eigenen Pflichtversäumnisse schämte.
    Sie verstand überhaupt nicht auch nur das geringste - denn Katrin hatte sich in ihrem ganzen Leben nie mit einem Problem herumschlagen müssen, und niemand hatte etwas von ihr gefordert. Und jetzt plötzlich war sie in einer Situation, die nachdenken und vernünftige Planung und eine Entscheidung fürs Leben forderte.
    Und dies alles am achtzehnten Geburtstag.

An Katrin wurde viel versäumt
    Katrin hatte ihres Bruders Verlobung sozusagen in den falschen Hals bekommen.
    Sie war wie verhext. Fragten die Brüder etwas, antwortete sie unfreundlich oder gar nicht. Kam Anja zu Besuch, war es ganz schlimm. Dann blieb Katrin die meiste Zeit in der Küche und gab sich ungeheure Mühe mit dem Essen und dem Haushalt - und war sie mit den anderen zusammen im Zimmer, folgte sie Anja mit wachsamen Augen und paßte auf wie ein Schießhund, daß Anja nicht irgendeine Arbeit angriff.
    Sie hatte nur eben ein paar Worte gemurmelt, die mit einigem guten Willen als ein Glückwunsch ausgelegt werden konnten - und sie erwähnte die Zukunft nicht auch nur mit einem Wort.
    Anja hatte Andreas sehr lieb. Und sie hatte sich darauf gefreut, in dem hübschen kleinen Haus zu schalten und zu walten. Aber nun war sie auf dem besten Wege, durch das Übelwollen und die Eifersucht der jungen Schwägerin in ihrer Freude zu erlahmen.
    Als Andreas sie eines Abends nach Hause fuhr, saß sie lange stumm neben ihm, bis Andreas sie fragte, ob was los sei. Es kam ein kleines, angestrengtes Lachen. „Ach, du verblendetes Mannsbild. Mußt du wirklich fragen, was los ist?“
    „Ist es wegen
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