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Russisch Blut

Titel: Russisch Blut
Autoren: Anne Chaplet
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fragen. Ob man etwas gefunden hat dort unten, bevor sie damals den Kirchturm sprengten.«
    »Da war nichts.« Noas Stimme zitterte. »Nur Alex.«
    Alma nahm sie in die Arme und funkelte den Grafen an. »Und Sie haben Noa auf die wahnsinnige Idee gebracht, dort unten nachzusehen! Sie ist gerade mal fünfzehn!«
    »Mark war doch dabei!« Noa versuchte, sich aus der Umarmung ihrer Mutter zu lösen.
    Auf die Idee habe ich sie gebracht, dachte Katalina. Nicht nur der Graf ist ein verantwortungsloser Lump.
    »Ich konnte nicht damit rechnen, daß sie schon in der Nacht gehen würde. Und daß sie allen davon erzählt hat. Und daß man überhaupt noch hineinkommt da unten.« Der Graf seufzte wieder. »Wer konnte das wissen?«
    Köster wirkte ratlos und sah zu Sager hinüber, der in seinem Notizbuch blätterte. »Faß du zusammen«, grummelte er.
    Sager rückte sich die Brille zurecht. »So, wie ich das sehe, ist Alex Kemper mit seiner Frau Erin hinunter in die Krypta gestiegen, dort gab es Streit, sie hat ihn erschlagen und ist dann zurückgegangen, um auch ihre Schwester Sophie zu töten.«
    »Was sagt der Sektionsarzt?«
    »Massive äußere Einwirkungen im Bereich des Nasenbeins, ebenso auf die Luftröhre. Zur Verdeckung dieser Straftat hat Erin Kemper Feuer gelegt und ist wieder nach unten Richtung Krypta gelaufen, um auch dort die Spuren zu verwischen.«
    »Wenn sie es geschafft hätte, den Deckel wieder auf den Sarg zu legen, würde man Alex Kemper wahrscheinlich noch in zehn Jahren suchen.«
    Wie hätte Erin das bewerkstelligen sollen? Katalina blickte zu Moritz hinüber, der sie ansah und leicht den Kopf schüttelte.
    »Im Geheimgang zur Krypta traf sie auf Frau Cavic. Sie dürfte erkannt haben, daß das Spiel aus war, und lief hinauf in das brennende Zimmer zu ihrer Schwester, um sich, nun ja, in die Flammen zu stürzen.«
    »Motiv?«
    »Eifersucht.«
    »Aber –« Erin hatte nach Alex gerufen, kurz bevor sie hinaufgelaufen war. Alles war in diesem Schrei enthalten gewesen: Liebe, Angst, Sehnsucht. War sie in diesem Moment schon so verrückt, daß ihr gar nicht mehr bewußt war, daß sie Alex getötet hatte?
    Katalina preßte die Lippen zusammen. Was immer sie sagte – Erin als Täterin war die einfachste Lösung. Aber sie hatte ein anderes Gesicht vor Augen, wenn sie an enttäuschte Liebe und an Eifersucht dachte.
    »Wo ist eigentlich Peer Gundson?« fragte Moritz.
    Sager steckte Notizbuch und Kugelschreiber in die Brusttasche seiner Lederjacke, und Köster, der schon aufgestanden war, schüttelte sich die Bügelfalten aus. »Wir haben ihn zur Fahndung ausgeschrieben«, sagte er kühl.
    »Weswegen?«
    Also doch, dachte Katalina.
    Sager guckte Köster an und räusperte sich. »Unterschlagung. Er hat seine Bank und seine Kunden um ziemlich viel Geld betrogen. Sie sind ihm erst jetzt auf die Schliche gekommen.«

5
    Es war verdammt kalt geworden nach den paar warmen Frühlingstagen. Die Studenten hatten ihre Apparaturen wieder eingesammelt und waren zurückgefahren an die Universität. Alma und Noa hatten sich nach der polizeilichen Vernehmung verabschiedet, Alma in einem weiten schwarzen Kaftan, Noa noch immer in Jeans und Pullover.
    »Warum bleiben Sie nicht hier, Sie und Noa, bis die rechtlichen Dinge geklärt sind?« Der Graf meinte es gut. Und bis zur Klärung der rechtlichen Dinge würde viel Zeit ins Land gehen. Aber man hatte Alma nur allzu deutlich angesehen, daß sie wegwollte – nichts als weg von einem Ort, an dem sie zwei Schwestern, einen Schwager, fast die ganze Familie verloren hatte. Und wie lebte es sich wohl mit der Vorstellung, daß die eine Schwester die andere getötet hatte? Kain und Abel, unter Frauen?
    Alma durfte schon allein Noas wegen nicht hierbleiben – nicht nur, weil die Osterferien beendet waren und das Mädchen wieder in die Schule mußte. Da draußen wartete ein Spießrutenlaufen auf sie.
    Katalinas Mobiltelefon hatte am Montag früh zum ersten Mal um sechs Uhr geschrillt und ab da keine Ruhe mehr gegeben. Ganz Blanckenburg wollte die gruseligen Details aus erster Hand erfahren und Urteile und Vorurteile loswerden. »Stimmt es wirklich, daß –« So fing jede zweite Frage an. Nach einer Weile schaltete Katalina das Telefon aus.
    Ihr war kalt. Sie legte die Hände um die Tasse mit dem heißen Kaffee, stützte ihre Ellenbogen auf den Küchentisch und starrte ins Leere, bis Zeus Laut gab, der auf seinem Polster in der Küchenecke gedöst hatte.
    Moritz und der Graf platzten in die
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